Li Yi
KAMPF DER IDIOTEN
Ich war 16,
Schulbücher einkaufen im Xinhua-Buchladen der Provinzhauptstadt.
Im ersten Stock war eine Ecke, ein paar Quadratmeter.
Ein handtellergroßes
schwarzweißes Cover hat mich angezogen.
Es war ein nackter westlicher Mann im Profil.
Er spannt einen Bogen,
auf dem Pfeil
ist ein Penis befestigt,
gerichtet auf eine nackte Frau
links unten,
auf ihre Scham.
Ich nehm die Kassette heraus,
schau mir hinten die Lieder an.
Alles Englisch, eine Anti-Kriegs-
Compilation.
People Have the Power
Knockin’ On Heaven’s Door
Sunday Bloody Sunday
… …
Ich hab 12 Yuan ausgegeben,
die Kassette gekauft
und im Zimmer mit Kopfhörern
wieder und wieder gehört.
Am Anfang waren die Stimmen der Sänger
sehr hässlich.
Melodie und Rhythmus
waren einfach
Lärmkatastrophen.
Aber mit der Zeit
hab ich die Lieder gern gehabt,
hab sie mit auf die Uni genommen,
bin auf dem Campus
hin- und her gerannt
wie ein gereiztes schwarzes Nashorn
durch Dornenhecken trampelt,
aufgestachelt von Lärm und fremden Gerüchen.
Dieses heisere,
durchdringend laute,
wütende
Brüllen
hat mich begleitet bis zur Sponsion.
Nachher hab ich die Kassette
bei Freunden im Wohnheim gelassen
und nicht mehr vermisst,
bis heute.
Ich bin von meiner sechsten Arbeit davongerannt,
treib mich in der Wohnung herum
und ein vertrauter Rhythmus
steigt von ganz tief im Hirn.
Draußen wie immer dieselbe Aussicht,
der Lebenskampf halt.
Ich geh zum Kühlschrank, nehm Essen,
Trinken.
Das Ehepaar in der Wohnung daneben,
die sind früh auf, kommen spät heim,
sie glauben ich bin ein verwöhnter
Idiot.
Ich glaube sie sind
auch welche.
Mai 2019
Übersetzt von MW im Juli 2019
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