Ren Hongyuan
SCHNEE, FÜR SACHAROW
In den 1970er Jahren stand Andrej Sacharow Jahr für Jahr am 7. November am Puschkin-Platz vor dem Denkmal des Dichters im Schnee. Die Silhouetten von Sacharow und von Puschkin haben sich im Schnee überlagert.
Schnee, Schnee fällt am 7. November
vor der Statue, eure Figuren, Puschkin und Du
aufeinander im Schnee, endlose Stille.
Du hörst auf dich selbst, auf den Schnee.
Du stehst im Frost, in der Weite des Schnees.
Sonne friert im Wasser, Wasser friert im Licht.
Vom Glitzern des ersten Strahls
zum Waschen der ersten eisigen Welle.
Du stehst, von Schnee zu Schnee
im tiefen Schnee, aus dem Du nicht heraussteigst.
Obwohl Wege im Schnee nach Osten und Westen
unter Deinen Füßen nicht enden, obwohl
Puschkins Augen wieder auf Deine treffen,
sieht er Dich nicht im strahlenden Schneelicht.
Was aus dem Schnee kommt, bleibt im Schnee.
Im Schnee begraben, Dein Opfer im Schnee.
Von Wasser bleibt in der Sonne nichts über
als brennender Glanz, Glitzern trifft aufeinander
auf klaren Flächen bis in die Tiefe.
Schnee im Licht unverdeckt, Schnee verdeckt nicht,
so wie die Sonne im Wasser jedes Sandkorn herauswäscht,
das Licht, das läuft und stürzt aus dem Schnee
nichts verschlingt und nicht untergeht im wogenden Strom bis ins Meer.
Schnee strömt aus Schnee, Schnee ohne Ufer.
Reinheit am Ende ist auch Vernichtung am Anfang,
reiner Schnee wird leicht zu Schneeresten, Schneescherben.
Schneetrauer gewandelt und wiedergeboren in Schnee.
Schnee flüstert weiter in endloser Stille.
So wie Wasser Sonne zurückbringt, die nicht verwelkt,
so bringt Sonne Wasser zurück, das nicht verfließt.
Ich hör Deine reine Schwermut im Schnee,
ich hör dich, die Dämmerung im Sommer ist die Weiße Nacht.
Erste Fassung 1971,
zweite Fassung 2011
Übersetzt von MW am 1. September 2020
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