Liu Xiaobo 1989 and today

No Other Choice – My Memories of Liu Xiaobo Before And After 1989

Keine andere Wahl – Liu Xiaobo, 1989 und heute

Bei Ling

This article was published on June 16, 2010 in Ming Pao Daily, Hong Kong and in Lianhe Bao (United Daily News), Taipei.

Die chinesische Originalfassung dieses Artikels erschien am 16. Juni 2010 in den Tageszeitungen Ming Pao (Hongkong) und Lianhe bao (United Daily News, Taiwan)

Translation/Übersetzung: Martin Winter

Source/Quelle: Lianhe Bao (United Daily News, Taipei)

http://mag.udn.com/mag/world/storypage.jsp?f_MAIN_ID=235&f_SUB_ID=4595&f_ART_ID=255134

別無選擇——記1989年前後的劉曉波

【聯合報╱貝嶺/文】

2010.06.17 03:28 am

He is very gentle, but he cannot stand any false kindness; he emphasizes individualism, though in daily life he needs his friends very much … His unique personality highlights exactly the kind of character that is so extremely rare among Chinese intellectuals …

Er ist ein sanfter Mensch und kann doch faule Kompromisse nicht ertragen. Er tritt für die Freiheit des Individiums ein und ist doch im täglichen Leben sehr stark auf seine Freunde angewiesen. Sein eigenwilliger Charakter ist gerade unter chinesischen Intellektuellen sehr selten und kostbar…

他喜歡溫和,卻又無法容忍平庸的溫和,他強調個體,可在日常生活中他又如此地需要朋友……他獨特的個性恰恰反襯了中國知識分子極其缺乏個性……

Author’s comment:

This text has been modified. I first wrote it in New York in June 1989, after the June Fourth crackdown, and after I heard that Liu Xiaobo had been arrested in Beijing. I had to vent my feelings. The Liu Xiaobo in this article is my very personal Liu Xiaobo from over 20 years ago. We were all very young then, not as complicated as today, what I’ve written in here feels rather green behind the ears for me now. At the end of 1993, when I went back to Beijing, he was already out of jail. We went through many things together in the years after, but I have never shown this text to Liu Xiaobo.

Vorbemerkung des Verfassers:

Dieser Artikel wurde in seiner ursprünglichen Version im Juni 1989 geschrieben. Ich war damals in New York und hatte gerade die Nachricht erhalten, dass Liu Xiaobo zu jenen gehörte, die in Peking nach dem Massaker vom 4. Juni 1989 verhaftet wurden. Der Liu Xiaobo in diesem Text ist mein ganz persönlicher Liu Xiaobo aus den 1980er Jahren. Damals waren wir alle jung und unbeschwert, im Vergleich zu heute. Mir kommt es jetzt etwas unbedarft vor, was ich damals schrieb. Ende 1993 ging ich nach Peking zurück, da war er schon wieder frei, und seither haben wir viel zusammengearbeitet, aber diesen Artikel habe ich ihm nie gezeigt. 2000 wurde ich verhaftet und deportiert. Im Exil gründete ich darauf den unabhängigen chinesischen PEN-Club. Nachdem Liu Xiaobo den Vorsitz übernahm, wurde seine Rolle, die er in China spielte, immer wichtiger. Allerdings hatten wir auch viele Meinungsverschiedenheiten und Enttäuschungen. Jetzt ist Xiaobo wieder im Gefängnis, und diesmal hat man ihn gleich zu elf Jahren verurteilt. Ich bin bestürzt, vermisse ihn sehr und kann meine Gefühle kaum in Worte fassen. Wenn jetzt dieser Artikel erscheint, bekommt ihn hoffentlich wenigstens Xiaobos Frau Liu Xia zu lesen.

作者按︰此文經修訂,原寫於1989年「六四」鎮壓後的六月下旬,是我在紐約獲悉劉曉波在北京被捕後的激憤與回憶之作。文中的劉曉波是二十多年前那個純粹個人的劉曉波,當時,我們都還年輕,沒有今天的複雜,我的文字亦嫩拙。1993年底,我回到北京,他已出獄,之後多年,我們共同經歷了更多的事情,可此文我一直未向曉波示過。2000年後,我流亡,再創辦獨立中國作家筆會,曉波接任會長後,在中國擔當的角色愈發重要,可我們的分歧和失望亦多。現在,曉波再次入獄,且刑期漫長,我的悲憤、掛念和諸多心緒,難以言表。借此文的發表,希望他的妻子劉霞可以讀到。

Ich versuche ihn mit möglichst neutralen Worten zu beschreiben, denn er ist allzu sehr ein Mensch aus Fleisch und Blut, ein resoluter Mensch, ein Mann der Tat, der zugleich auch ganz intensiv ins Denken versinkt. Manche kommen ins Gefängnis und hinterlassen draußen vor allem ihre Taten und Meinungen, während ihr Aussehen und ihre Persönlichkeit immer verschwommener werden. Aber er, ein Mensch mit solch starken Meinungen, hinterlässt bei uns draußen vor allem seinen Charakter, seine Geschichten, seinen Geist, und bei mir eine Art von schweigender Frustration, wenn ich mich an entspannte Momente erinnere, und dann gar nicht mehr entspannt bin.

我試著用盡可能平和的筆調去描述他,因為他太是個有血有肉的人,一個慾念一致的人,一個行動著卻又沉緬於激烈思考的人。有些人入獄了,留下的是事蹟和見解,相貌和性格卻越來越模糊。而他,一個極具見解的人,入獄後,卻留下太多的個性、故事、氣息,還有使我莫名清靜的悵然,一種輕鬆之後並不輕鬆的回憶。

Das ist mein Freund, mein guter Freund Liu Xiaobo. Er ist ein manischer Held, der den ganzen Tag im Zimmer auf und ab geht, mit der Zigarette im Mund, während er sich mit einer Hand unbewusst ein bisschen Schmutz vom Hemd bürstet, und mit einem sehr einfältigen Ausdruck im Gesicht, wenn er mich über die trivialsten Dinge in meinem täglichen Leben ausfragt. Er geht mir auf die Nerven, aber ich gehe auf ihn ein, vielleicht kann ich in meinen Antworten zu seinen plappernden Fragen auch irgendwie ausdrücken, was mich bedrückt. Oder vielleicht kann ich das Thema wechseln und ihm einige metaphysische Fragen stellen, dann wird er erst recht wie ein Wasserfall reden. Wenn du mit ihm beisammen bist, hast du auf jeden Fall keinen Frieden, du musst seinen Gedankensprüngen folgen; zuerst erklärt er dir Kant, dann springt er zu Camus,  und zitiert aus dem Mythos des Sysiphus: „Ich habe noch niemanden gesehen, der für die Ontologie starb.“ Er erzählte mir auch, dass er in seiner Wohnung in Beijing seiner Frau, seinem Sohn und den vier Wänden seine Lieblingsstellen aus den Werken europäischer Philosophen vortrage. Den Roman Hundert Jahre Einsamkeit von Gabriel Garcia Marquez habe er auch schon dreimal vorgelesen, und er erzählt es so, dass du ihm einfach glauben musst, er kann dich sogar glauben machen, dass er Schopenhauers Die Welt als Wille und Vorstellung drei Mal vollständig vorgetragen hat.

這就是曉波,我的好友劉曉波。他是一個人物,一個永遠的「躁動機」,他在房內不停地走動,叼著香菸,一隻手不自覺地搓著胸前的泥,臉上溢著最憨的表情,問我生活中最樸實的問題。這時,我開始被他折磨,面露煩躁,開始應付他,進入他的程序,我要在他結結巴巴的提問中發展我的陰鬱;或者,我要改變話題,問他一些形而上的問題,使他滔滔不絕。只要和他在一起,你就別想休息,你要順著他的思路往前遞進,時而,他和你大談康德,時而,他又跳到卡繆,他常常自說自話地重複卡繆在《薛西弗斯神話》中的獨白:「我沒有見過為本體論而死的人。」他甚至告訴過我,他在北京的家裡對著妻子、兒子和牆壁朗誦他喜愛的西方經典的情形,他說他曾經朗誦過三遍馬奎斯的《百年孤寂》,並使你不得不相信,他也把叔本華枯燥的哲學著作《意志與表象世界》朗讀了三遍。

1987 in Beijing sagte er zu mir, ich “flitze den ganzen Tag wild mit dem Fahrrad herum”, worauf ich zurückgab, er “doziere den ganzen Tag wild auf dem Fahrrad herum”. Im Frühling 1988, in dieser unruhigen Zeit, da hatte ich auf einmal die seltsame Idee, ihm jemanden zu suchen, der es beim “dozieren” ein bisschen mit ihm aufnehmen konnte. Also gab ich jemandem, der ihn gerade besuchen wollte, einen Zettel mit. Er solle unbedingt an einem bestimmten Tag um zwei Uhr nachmittags zu einem bestimmten Seminarraum der Pekinger Fremdsprachenhochschule in Weigongcun kommen, stand auf dem Zettel, und sonst nur „bis dann“. Damals unterrichtete Liu bereits an der Pekinger Pädagogischen Universität. Er kam aber wirklich zur geforderten Zeit angeradelt. Als er mich sah, fragte er halb scherzhaft, halb mürrisch, was für eine heilige Mission mein Zettel wohl angekündigt habe? Ich führte ihn hinein und stellte ihn dem Dichter Duo Duo und einigen weiteren Freunden vor. Er war ganz verblüfft, verstand aber bald er meine Absicht. Wir setzten uns, und gleich ging es los. Duo Duo stellte hauptsächlich die Fragen, ich bohrte auch ein bisschen nach, und Liu Xiaobo sprach sozusagen über Gott und die Welt, also über die Aufklärung und die 4. Mai – Bewegung, von Kant sprang er zu Wang Guowei, dem Historiker und Literaturwissenschaftler am Beginn der chinesischen Moderne; von seinen Auffassungen von allen möglichen Strömungen im Westen kam er auch gleich zu seiner Meinung von einer ganzen Serie berühmter Intellektueller in China. Damals wurde sehr viel auf einmal übersetzt und debattiert; wir gingen von engagierten westlichen Intellektuellen wie Camus, Sartre und Hannah Arendt aus, und Liu Xiaobo analysierte für uns dazu gewisse Probleme in den Werken des zeitgenössischen chinesischen Philosophen Li Zehou, und die gespaltene Persönlichkeit der chinesischen Gelehrten unter diktatorischen Verhältnissen. Nach ein paar Stunden solcher Plauderei wurde uns unsere Wirklichkeit deutlich bewusst, und wir versanken alle in Trübsinn.

1987年的北京,他說我「整天騎著車子亂竄」,我則反譏他「整天騎著車子亂侃」。 1988年春,躁動的季節,我忽發奇想,想找人與他「對侃」,故請一位正要去探訪他的朋友帶了張字條給他,請他務必於某日下午二時,在魏公村的北京外國語學院某個教室見面,請他務必要來,且不見不散。那時,他已在北京師範大學留校任教,果然,他騎著車子來了,一見面,他半調侃半抱怨地說,我這一字條是聖諭嗎?我則將在教室裡等他的詩人多多及其他朋友向他一一介紹,他愣了一下,顯然,他知道了我的用意。果不出所料,一坐下,多多主問,我補充,先從五四到西方的啟蒙運動,再由康德跳到王國維,從對一批西學書籍的見解,到對一串中國知識界名人的看法,曉波從容侃來,一一作答。那是西書中譯正盛的年代,我們以西方介入型知識分子如卡繆、沙特或漢娜.鄂蘭(Hannah Arendt)的作品和行為作參照,曉波剖析著中國知識界名哲學家李澤厚著述中的問題,及專制下中國知識人的人格分裂。幾個小時侃下來,直面現實,我們都被沮喪籠罩。

Damals war Liu Xiaobo ein Geheimtipp, der jedoch rasch mit seinen kritschen Therorien die etablierte Literaturwissenschaft aufschreckte und genauso schnell mit seinem gründlichen Rüstzeug an klassischer westlicher Philosophie die Gelehrtenwelt aufmischte. Bald sprach man von „Liu-Xiaobo-Schock“ oder vom „Liu-Xiaobo- Phänomen“. An allen möglichen Bücherständen der Hauptstadt war Lius Buch „Die Wahl der Kritik – im Diaolog mit Li Zehou“ so gefragt, dass man es nur um ein Vielfaches des ursprünglichen Preises bekam, und auch dann musste man noch zwei Ladenhüter zwangsweise dazunehmen.

當年,曉波被稱為「黑馬」,他先以驚世駭俗的批判論述震驚體制內的文學界,再以不薄的西方古典哲學功力搗入才成形的思想界,形成「劉曉波震撼」或「劉曉波現象」。乃至於京城的個體書攤上,劉曉波的《選擇的批判——與李澤厚對話》一書要以幾倍於原書價的價格,再搭上兩本滯銷書才能買到。

Es war April in New York, da rief er mich an und sagte mir, er werde zurückkehren, in zwei Tagen breche er auf, und um sich jede Möglichkeit des Zögerns zu nehmen, hatte er einfach ein Ticket gekauft, an dem man das Datum nicht mehr ändern konnte. Ich legte den Hörer auf und eilte sofort zu seiner Bude. Als er die Tür aufmachte, sagte ich: „Xiaobo, ich bin stolz auf dich. Geh nur zuerst, ich komm’ bald nach.“ Alle Verwirrung der Tage davor war für ihn schon weggefegt. Er war sehr ruhig, auf eine bei ihm ganz seltene Art, er stockte und stotterte ein bisschen: „Beiling, wi… wir kkönn…können jetzt nicht in New York sitzen bleiben, hhab…haben wir nicht unser ganzes Leben auf einen solchen Augenblick gewartet?

四月的紐約,他打來電話,說他決心已下,後天就要啟程返國,為了不讓自己再猶豫,他索性買了不能更改日期的機票。我放下電話,立即趕到他的住處,見到他的第一句話是:「曉波,我為你驕傲。你先走,我隨後就到。」此時的他,一掃前些日子的迷惘,有一種罕有的平靜,他有些結巴地說:「貝嶺,咱……咱們這時不……不能只待在紐約,我們此生不都是在為這一時刻做準備嗎?」

Damals saßen wir Tag und Nacht vor dem Fernseher, wir sahen tausende und abertausende von jungen, heißblütigen Studenten auf die Straße gehen, um für eine bessere Zukunft unserer Republik zu demonstrieren. Sie meinten es ernst, sie waren so aufrichtig, was taten wir noch in New York, wir waren auch so schon zu Tränen gerührt, wir mussten zurück, das war unser Beijing, wir mussten mit unseren Studenten zusammen sein.

那些日子,我們日夜守在電視前,看著成千上萬年輕、熱血的大學生走上街頭,在為共和國的明天而呼號,他們如此真誠,我們不應只在紐約興奮、流淚、激動,我們應該回去,和北京在一起,和學生們在一起。

Liu Xiaobo ging. Er wusste, was er tat. Er war darauf gefasst, verhaftet zu werden, vielleicht sogar gleich bei der Ankunft am Flughafen, und machte sich auch keine Illusionen darüber, wie man im Gefängnis mit Gelehrten umging. Aber weder er noch ich waren darauf gefasst, dass die Soldaten im Auftrag der Regierung das Feuer auf die Studenten eröffneten, dass sie mit mit Panzern und Lastwagen über die Leichen der Menschen fuhren, wer hatte sich schon so etwas Grausames vorstellen wollen?

終於,曉波走了,義無反顧地走了,他想到過坐牢,甚至想像過一飛抵北京就被逮捕,想像過監獄對知識人無盡的汙辱。可曉波和我沒有想像到政府會讓軍隊朝學生開槍,會用坦克和裝甲車輾過人的軀體,誰會有如此殘忍的想像呢?

Nach diesem vierten Juni, im selben Monat, verließ Liu Xiaobo die Wohnung des australischen Diplomaten und Romanciers Nicholas Jose in den Anlagen für Botschaftsangehörige an der Jianguomenwai-Straße. Er wollte sich nicht länger verstecken. Er hatte überlebt, aber diese Zeit des Sterbens und Tötens musste er mit seinen Studenten, mit seinen Beijingern zusammen verbringen. Er hatte sich nichts vorzuwerfen.

六月,「六四」後的某一天,曉波走出了澳大利亞外交官、小說家周思(Nicholas Jose)在北京外交公寓的住處,他不願意再躲藏,作一個倖存者,不願意在死亡、殺戮之時,不和學生、北京市民們在一起,他無愧於他所做的一切。

Als er New York verließ, sorgte ich mich, die Regierung würde vielleicht annehmen, er komme als „Drahtzieher“ zurück, mit politischen Absichten. Damals hatte Liu Xiaobo erklärt: „Ich kehre zurück, um meine Pflicht als Hochschullehrer wahrzunehmen. Alle meine Aktivitäten in den USA sind öffentlich zugänglich. In einigen Aufsätzen habe ich die Unabhängigkeit betont, die man als Intellektueller bewahren sollte, die Distanz zu jeglichen politischen Vereinigungen. Ich habe mich für demokratische Prozesse und gewaltlose Prinzipien ausgesprochen. Außerdem eigne ich mich schon von meinem Temperament her nicht für politische Organisationen.“

他離開紐約時,我曾為他擔憂,認為他這個時候回去,會被當局以為他是美國來的「黑手」,有政治企圖。當時曉波曾聲明:我回去是履行作為大學教師的職責,我在美國的一切活動都是公開的,我在文章裡強調知識分子的獨立人格與不依附任何政治團體,強調民主的程序化與非暴力原則,況且,我的性格也難容於任何政治組織。

Er ging auf die Straße und wurde verhaftet. Man könnte sagen, er legte mit seiner Handlungsweise Zeugnis ab für das, was er geschrieben hatte. Fünf Bücher waren von ihm erschienen, er hatte viele verschiedene Vorträge gehalten. Er redete stockend und sprach doch wie ein Wasserfall, durchaus auch parteiisch, seine kämpferischen Worte ließen besonders jene, die er kritisierte, Gelassenheit und Objektivität vermissen. Er kümmerte sich nicht um Gesicht und Gefühl, er machte keine Kompromisse, es war ihm egal, was alles über ihn vebreitet wurde. Nach gewöhnlichem Maßstab war an ihm viel zu viel auszusetzen; seine eigenwillige Persönlichkeit machte ganz besonders deutlich, wie sehr es den Intellektuellen in China an Charakter fehlte. Er war ein sanfter Mensch und konnte doch keine faulen Kompromisse ertragen. Er trat für die Freiheit des Individiums ein und war doch im täglichen Leben sehr stark auf seine Freunde angewiesen.

Eigentlich war es leicht, mit ihm auszukommen; er wusste genau, wie kompliziert die Menschen sind, und sehnte sich um so mehr nach Einfachheit. Er sagte die Wahrheit und verschönte nichts an den Schwächen der Menschen. Seine Auffassung kam „den Dingen an sich“ sehr nahe, aber er gab sich nicht damit zufrieden. Je mehr du mit ihm vertraut warst, desto stärker ließ er dich etwas wie einen instinktiven Atem des Schicksals spüren.

他走上大街,面對逮捕,他用行為為他的文字提供了答案。他寫過五本書,做過許多演講。他結結巴巴卻又口若懸河,他有足夠的偏激,他行文的論戰式風格常使被批評者感到缺乏平和與客觀,他不留情面的處事方式與不妥協的批判鋒芒更讓人難堪,他聽到太多對他的議論卻又不以為然。總之,按照世俗的標準,他有太多的缺點,他獨特的個性恰恰反襯了中國知識分子極其缺乏個性。他喜歡溫和,卻又無法容忍平庸的溫和,他強調個體,可在日常生活中他又如此的需要朋友。他其實是一個易相處的人,他知道人的複雜,卻又渴望單純,他說真話,從不掩飾人性中的弱點,他的見解接近真實的「本體」,卻又不以「本體」的代言人自居。你越熟悉他,就越能感受到生命本能的氣息。

Liu Xiaobo ging ins Gefängnis; eine lange Haftzeit kann ihm bevorstehen. Und ich hatte Angst und vegetiere in Amerika weiter. Wir hatten ausgemacht, gemeinsam zurückzukehren, wir hatten sogar schon die Tickets, aber ich hatte gezögert … Wir waren einmal Tag und Nacht beisammen, jetzt trennt uns ein gewaltiger Unterschied; ich mache mir Vorwürfe und schäme mich meiner Feigheit.

曉波真的入獄了,那可能的刑期正聚在他的頭上。而我,卻因恐懼苟活在美國的土地上。我們曾相約一起回到中國,甚至訂下機票,可我猶豫了……我們曾朝夕相處,如今,竟有了如此巨大的差異,我自責,我為我的怯懦羞恥。

Es gibt keine Wahl mehr. Das Blut vieler junger Menschen, jene Seelen, jene eingekerkerten Menschen, und dann noch Xiaobo im Gefängnis. Er wird mich verfolgen, und auch was ich schreibe, er wird mein Verhalten bestimmen.

別無選擇,那些青春的血,那些亡靈,那些深陷囹圄的人,還有曉波的入獄,將制約著我的生活,我的筆,我今後的行為。

Das ist Beijing, das ist die Stadt, in der ich aufwuchs, in der ich es manchmal schwer hatte. Die Menschen sind sehr direkt und doch freundlich. Beijing, Beijing und das Blut, die Beijinger und die Studenten; Liu Xiaobo, Zhou Tuo, Hou Dejian und so weiter. Alle, die verhaftet wurden, werden mich verfolgen, und meine Träume heimsuchen.

那是北京,那是我成長並經歷苦難的北京。那裡的人們直爽而善良。北京,北京的血,北京的市民和學生,曉波、周舵、德健及被捕的人,將是我的魂所繫、夢所繞。

【2010/06/16 聯合報】@ http://udn.com/

No Other Choice – My Memories of Liu Xiaobo Before And After 1989

BEI Ling

 

Translation from Chinese: Martin Winter

 

He is very gentle, but he cannot stand any false kindness; he emphasizes individualism, though in daily life he needs his friends very much … His unique personality highlights exactly the kind of character that is so extremely rare among Chinese intellectuals …

Author’s comment:

This text has been modified. I first wrote it in New York in June 1989, after the June Fourth crackdown, and after I heard that Liu Xiaobo had been arrested in Beijing. I had to vent my feelings. The Liu Xiaobo in this essay is the highly individual literary critic Liu Xiaobo from over 20 years ago. We were all very young then, and the world seemed not as complicated as it seems today; what I’ve written here feels rather green behind the ears to me now. At the end of 1993, when I went back to Beijing, he was already out of jail. We went through many things together in the years after, but I have never shown this text to my old friend. In 2000, I was jailed and deported. In 2001 I founded the Independent Chinese PEN in exile, with Meng Lang assistance in Boston and Liu Xiaobo’s help in Beijing. After Xiaobo became chairman of the ICPC in 2004, his role in China grew in importance, but we also had a lot of differences and disappointments. At the end of 2008 he was jailed again, because he co-authored Charta 08. On Christmas Day 2009 my friend was sentenced to eleven years in prison for “subversion”. I am sad and incensed; I miss him very much and can hardly express my feelings. When this article is published, at least Xiaobo’s wife Liu Xia will be able to read it.

 

I am trying to describe him with simple words, because he is such a man of flesh and blood, a very resolute man; a man of action who is also deeply immersed in thinking. Some people go to jail, and what they leave behind are their deeds and opinions, while their personality and their image become more and more blurred. But he, a man of such strong opinions, has left us so much character and spirit, so many stories- and for me there is also a kind of silent frustration, when I think back to more relaxed times, which makes me not at all relaxed now.

 

This is my friend, my good friend Liu Xiaobo. He is a very fidgety professor, pacing back and forth through a room, cigarette in his mouth, absent-mindedly trying to brush some dirt off his shirt with one hand, with the most inane expression on his face, asking me the most trivial questions about my daily life. He gets on my nerves, my face may even begin to show it; I am trying to answer him, to somehow enter his system, so I can develop my anxiety within his stammering questions. Or maybe I can change the subject, ask him a few metaphysical questions and make him go on talking till morning. As long as you are with him, you have no rest anyway; you have to travel along the way of his thoughts. He will expound on Kant, and in the next moment he has jumped to Camus; I have often heard him repeat that sentence from The Myth of Sisyphus, where Camus says, “I have never heard of anyone who died for ontology.” He even told me that at his home in Beijing he would recite his favorite classical books from the West to his wife, his son, and the walls. He said he had recited A Hundred Years of Solitude three times all the way through, and he can make you believe that he has recited Schopenhauer’s Die Welt als Wille und Vorstellung (The World as Will and Representation), also three times.

 

In 1987, in Beijing, he said I would just scurry around on my bicycle the whole day, while I retorted that he could go on prattling the whole day on his bicycle. In the spring of 1988, in this volatile period, I had a strange idea. I wanted to find someone who could “team up for prattling” with him. So I wrote him a note on a piece of paper and gave it to a friend who would visit him that day. I just asked him to come to a certain classroom at the Foreign Languages Institute at Weigongcun, at two o’clock on a certain day. “See you there!” That was all. By that time he was already teaching at Beijing Normal University. But he came, riding his bike, at the time I had requested. When he saw me, he asked half in jest what kind of holy mission I had in store. I just led him into the room and introduced him to the poet Duo Duo and other writer friends waiting there for him. Liu Xiaobo was very surprised, but he understood what I had in mind. We sat down, and Duo Duo began asking questions, with a little assistance from me. From the May Fourth Movement of 1919 we moved on to the European enlightenment; from Kant we leaped to Wang Guowei, the Chinese historian and literary critic at the beginning of the 20th century; from Liu Xiaobo’s take on a series of Western philosophers he moved on to his opinion on a whole bunch of famous Chinese intellectuals. Xiaobo just kept going, one question after the other. This was the time when many books from the West were translated at once. We started from socially engaged thinkers like Camus, Sartre and Hannah Arendt, then Xiaobo dissected a few problems in the works of the famous contemporary Chinese philosopher Li Zehou and spoke of the Chinese intellectuals’ split personalities in times of dictatorship. After a few hours like that we had come to face reality; we were overcome with sadness.

 

At the time, Liu Xiaobo was called a dark horse; first he startled the established literary world with his critical theory, then he used his thorough knowledge of classical Western philosophy to stir up a Chinese world of thinking that was only just taking form again after the Cultural Revolution. People spoke of the “Liu Xiaobo phenomenon” or the “Liu Xiaobo shock”. At all the private book stands of the capital, Liu’s book “A critique of choice – dialogue with Li Zehou” was only available at several times the original price, and even then you were made to buy two other slower-selling tomes on top.

 

It was April in New York when he called me. He was determined to return to China within the next two days. In fact, he had already bought a non-refundable ticket where the date could not be changed. I put down the receiver and hurried over to his place. Once I saw him, I said: “Xiaobo, I am proud of you. You go first, I’ll follow you soon.” He showed nothing anymore of the confusion of the days before. With a rare calm, he said, still a little haltingly: “Bei Ling, wwe …. at this time … we cannot go on waiting here in New York, isn’t this the moment we kept preparing ourselves for all  our lives?”

 

In those days we sat in front of the TV night and day, watching thousands and thousands of enthusiastic young students walk in the streets, demonstrating for the future of our republic. They were so sincere. What were we doing, getting excited and crying in New York in front of the TV – we had to go back, to be part of Beijing, together with the students.

 

Finally, he just went, without looking back. He was prepared to go to jail, even prepared to be arrested on arrival at the airport, and he knew how they treated intellectuals in prison. But what we had not expected was that our government would let the army open fire on the students, would let tanks and armored vehicles drive over the bodies of ordinary citizens; who would have wanted to imagine such cruelty?

 

In June, after June Fourth, Xiaobo walked out of the apartment of the Australian diplomat and writer Nicholas Jose at the embassy compound in Jianguomenwai. He didn’t want to hide any more. He had survived, but in this time of dying and killing he needed to be together with his students, with the people of Beijing. He certainly had nothing to be ashamed of.

 

When he left New York, I was worried for him; going back at this time could arouse the suspicions of the government, he could be seen as a “manipulator” on a political agenda. But Liu Xiaobo had declared, “I am going back to take up my responsibility as a university teacher. Everything I have done in the US is public knowledge. In my writings, I have emphasized the need for intellectuals with an independent character, who are not involved in any political organization. I have supported the democratic process and non-violent principles. Besides, my kind of temperament would not be welcome in any political group.”

 

He walked out into the street and was arrested. He had put his actions behind his words. He had written five books and given numerous lectures. He stammered and then kept on talking up a storm; he took sides all right; his combative style would let the objects of his critique feel that he lacked calm and objectivity. His disregard for “face”, his cutting and uncompromising remarks, made people uncomfortable. He didn’t care at all what people said about him. In a nutshell, according to common custom he had too many faults; but his unique personality highlights exactly the kind of character that is so extremely rare among Chinese intellectuals. He is very gentle, but he cannot stand any false kindness; he emphasizes individualism, though in daily life he needs his friends very much. Actually, he is easy to get along with; he knows how complicated people can be and still keeps yearning for simplicity. He speaks the truth and never tries to gloss over human weakness. His understanding comes close to “the-thing-in-itself”, but he never styles himself as speaker of “the real thing”. The more you get to know him, the more you can sense something like an instinctive breath of fate.

 

Xiaobo really has gone to jail, and has a heavy prison term hanging over his head. And I was afraid, so I keep on vegetating on American soil. We had agreed to return together, even booked tickets, but I hesitated … We were together from morning to night, but now there is such a huge difference between us. I blame myself; I am ashamed of my cowardice.

 

There is no other choice anymore. All this young blood, those departed souls, all these people in the depths of jail, and now Xiaobo in prison. All of this will restrict my life, and my pen- anything I will do from now on.

 

This is Beijing; this is the city I grew up in, where I went through all sorts of difficulties. The people are very direct and friendly. Beijing, the blood of Beijing, the people of Beijing, the students; Liu Xiaobo, Zhou Tuo, Hou Dejian and the ones who were arrested, they will always come after me and keep haunting my dreams.

2条回应 to “Liu Xiaobo 1989 and today”

  1. Liu Xiaobo 1989 and today « 為世博服務 Says:

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  2. Punks, empathy and torture: Pussy Riot in China and Vienna « 中国大好き Says:

    […] Worldwide empathy for Pussy Riot is great. The trial in Moscow ends today, so I don’t know yet if three women have to remain in jail for years after singing in a church. There was a lot of worldwide attention last year as Ai Weiwei 艾未未 was abducted and detained by Chinese state security. He was released and voted most influential artist worldwide. I have seen graffiti in support of Pussy Riot here in Vienna in the last few days. One at newly renovated Geology Institute. Not very nice. And there was some kind of happening at the Vienna Russian Orthodox church, I heard. Church authorities not amused. Well, hopefully worldwide support can help enough this time. Quite recently, many political prisoners in China have been sentenced to more than 10 years. There was a lot of attention abroad in one case. And a Nobel. […]

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