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FAZ-Feuilleton:SALUTIERT DEN VERDÄCHTIGEN!
法蘭克福匯報,2020年1月10日發表

SALUTIERT DEN VERDÄCHTIGEN!
向那些涉嫌犯罪的人致敬
Aus dem kommenden Buch „Der Jordan fließt durch Chengdu“
選自《約旦河穿過成都》
Von Liao Yiwu
Übersetzt von Martin Winter
Meinem Freund Wang Yi wurde in der Vorweihnachtszeit im Geheimen der Prozess gemacht, dann wurde er vom Mittleren Volksgerichtshof von Chengdu zu neun Jahren Gefängnis verurteilt. Die Behandlung entspricht der für meinen 2017 in der Haft verstorbenen Freund, den Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo. Deshalb veröffentliche ich hier als Protest dagegen einen Ausschnitt aus dem neuen Buch, an dem ich gerade schreibe: „Der Jordan fließt durch Chengdu“.
Erst viele Jahre später, nachdem er sie mir gegeben hat, habe ich endlich Wang Yis Gedichte gelesen. Erst als er und seine Frau Jiang Rong schon verhaftet und der „Anstiftung zum Umsturz“ angeklagt waren. Ich habe selbst in der Nacht des Massakers von 1989 das lange Gedicht „Massaker“ geschrieben und auf Tonband gesprochen. Deswegen war ich vier Jahre im Gefängnis, und als ich herauskam, hatte ich einen Abscheu gegen Dichter in den Knochen. Abgesehen von Höflichkeitsgesten habe ich deshalb nie mehr ernsthaft Werke von Leuten aus meiner Generation gelesen. Wang Yi, der jünger ist als ich, hat mir unzählige Male Gedichte und sogar Gedichtbände geschickt. Manchmal hat er sogar etwas gesagt: „Alter Liao, bitte gib mir doch einen kleinen Kommentar, auch wenn es dir nicht gefällt, streich nur an und verbessere es einfach.“ Ich habe immer den Kopf geschüttelt: „Ich bin nur Musikant, kein Dichter.“ Wang Yi war peinlich berührt, er hat mich angeschaut, und nach einer Weile erst hat er gesagt: „Na dann nicht.“
Im Buddhismus sagt man, was du schuldest, zahlst du irgendwann doch zurück. Wang Yi war jahrelang mein bester Freund, abgesehen von Familie war er mir am nächsten. Wir haben oft geplaudert und sind am Stadtrand spazieren gegangen. Er hat mich gerne eingeladen und war nie geizig. Wenn irgend etwas los war, hat er sofort für mich sein Wort eingelegt, abgesehen von dem Zuspruch, den er mir immer gegeben hat. Aber ich hab das völlig unbewegt einfach als selbstverständlich empfunden – ich hatte ja „Massaker“ geschrieben und war über Nacht zum Helden geworden, obwohl das schon eine Weile her war und mir die Leute mittlerweile auf dem Gehsteig ausgewichen sind wie einem Haufen Hundescheiße. Meine innere Verfassung war auch verändert; wenn ich allein war, hab ich an die Folter und die Erniedrigungen im Gefängnis gedacht und geweint, ich hab mir sogar an die Brust geschlagen. Ich hab mir vorgesagt, du darfst nie wieder verhaftet werden. Ein geprügelter Hund mit gebrochenem Rückgrat. Das Einzige, das mir meine Selbstachtung erhalten hat, war das Schreiben nicht aufzugeben. Ich hatte Angst vor dem Vergessen, also hab ich alles aufgezeichnet über die Menschen, denen ich begegnet war. Aber Wang Yi und auch Yu Jie, die haben mir am meisten geholfen, und ich habe sie fast nie erwähnt.
Außerdem hat Wang Yi wirklich ein großes Talent als Dichter!
In dieser Zeit schreib unbedingt ein verdächtiges Gedicht!
Eine Zeile Chinesisch stürzt eine Regierung.
Ein Sonett mit vierzehn Zeilen stürzt 14 Regierungen.
Auf dem Maskenball lass dich erkennen
von denen, die dich kennen. Die anderen lass dich ja nicht erkennen.
In dieser Zeit schreib ein Gedicht, das dem Führer Angst macht!
Eine Metapher ist eine Atombombe.
Die Sängerin weiß nichts, absurdes Papier, Tränen ums verlorene Land.
In den schlimmsten Tagen kommen die höchsten Wellen.
Der Tod, als Gefangener, festgehalten vom Wasser.
Wer ist kein Angehöriger politischer Gefangener?
Wer ist kein Hinterbliebener wandernder Seelen?
In dieser Zeit sag ein Gedicht auf, das sind zwei, drei Verbrechen.
Wenn du nichts aufsagst, wirst du aufgesagt.
In dieser Zeit führen Blinde Selbstgespräche,
heilig, heilig, heilig. Blinde fragen Taube, hast dus gesehen?
In dieser Zeit schreib ein verdächtiges Gedicht!
Salutiert den Verdächtigen!
Das ist von 2015. Jiang Rong und er waren schon lange getauft, und waren schon alte Bekannte auf Wachstuben und im Polizeikommissariat. Weit entfernt vom Dicken Wang, der mit mir im Drei-Eins-Buchladen auf der Zhazi-Straße herumgesessen und Tee getrunken hat. Das ist ein Heldengedicht, das auf einmal herausspringt aus der anhaltenden allgemeinen Gemeinheit nach dem Massaker vom 4. Juni 1989. Es lässt mich an Filme denken wie Braveheart oder Der letzte Mohikaner. Am Ende von Braveheart wird der Held von den königlichen Soldaten gefesselt aufs Schafott geführt. Ein Priester kommt und fragt ihn, ob er bereut. Alle Blicke sind auf ihn gerichtet, alles ist still, und er brüllt mit letzter Kraft: „Freiheit!“
Der Henker lässt die Axt niedersausen. Wang Yi hat dieser Film sehr gefallen, aber er hat auch vorausgeahnt, dass er selbst um seinen Kopf fürchten muss. Er war zwar Pastor, aber er war eben nicht mehr irgendein Stammgast im Drei-Eins-Buchladen, der sowohl in den Alltag als auch in die Bibliothek und in Gelehrsamkeit eintauchen konnte. Sein guter Freund aus Studentenzeiten, der Schriftsteller Lei Ligang, erinnert sich:
„Damals waren sie ziemlich arm. Einmal waren wir zusammen im Carrefour, und Wang Yis Frau Jiang Rong hat vor den vollen Regalen geseufzt: „Wenn wir nur eines Tages einfach kaufen könnten, was wir gerne essen!“ Das hat mich traurig gemacht, wir haben alle zu den Schwachen gehört, die beim Lebensmittel-Einkaufen genau auf den Preis achten müssen.Damals waren wir vier, also Jiang Rong und Wang Yi und Yuhuan und ich, wir waren jeden zweiten Tag beisammmen, wir haben gegessen und Karten gespielt. Yuhuan und ich, wir waren vom Temperament her die Stärkeren, Wang Yi und Jiang Rong waren viel sanfter und nachgiebiger. Jedesmal haben Yuhuan und ich ausdiskutiert, was und wie gespielt wird; wenn wir uns dann einig waren, haben die anderen gleich zugestimmt. Aber in Wirklichkeit haben die zwei viel schärfer gesehen, was in dieser Welt los ist, das haben sie in den Knochen. Wenn das jemand hat, und dann noch im Leben so sanft sein kann, das muss ich einfach bewundern. Gerade weil ich es selbst nicht kann, habe ich davor immer noch Achtung. Wang Yi ist im selben Jahr geboren wie ich, aber ich habe ihn jahrelang immer wieder als einen viel Älteren empfunden, für den ich Respekt haben muss.
Auch wenn es ihm bestimmt sein mag, aber was hat er durchgemacht, das aus dem sanften Wang Yi, den Lei Ligang beschrieben hat, ein solcher Don Quichotte geworden ist? Was geht da innerlich in ihm vor? Dazu hat er nicht lange nach dem oben zitierten Heldengedicht auch einen wichtigen Text geschrieben:
Wang Yi
GIB MIR EIN PAAR MINUTEN UM TRAURIG ZU SEIN
Gib mir ein paar Minuten, um traurig zu sein.
Soviel ist passiert, das lässt einen ersticken.
Lass mich ein bisschen schwach sein,
im dunklen, abgeschlossenen Zimmer,
wie meine Freunde, die sie abgeführt haben,
in der Nacht abgeführt haben wie Jesus,
durch die Stadt, die böse geworden ist.
Gib mir ein paar Minuten, um traurig zu sein,
ich erwarte die Freude, überraschende Freude.
Unterbrich mich nicht durch Hüsteln,
sag mir nichts weiter, nur ein paar Minuten
lass mein Handy stumm sein, kein Kurier soll an die Tür klopfen.
Ich muss allein sein mit meiner erstickenden Seele,
auch wenn die Welt gerade jetzt einstürzt,
wenn ein wichtiger Mensch gerade jetzt stirbt,
das ist für mich alles als wär nichts geschehen.
Denn ich bin traurig
wie eine Frau mit zerrauften Haaren.
Gib mir ein paar Minuten, um traurig zu sein.
Ich will mich nicht waschen, will mich nicht kämmen,
will nicht herauskommen, will dich nicht sehen.
Dafür, dass der Tränen-Damm bricht
wegen einer unglaublichen Nachricht
gib mir ein paar Minuten, um traurig zu sein.
Damit das Licht noch mehr sticht,
damit ich hunderttausendmal üb
für den Augenblick wenn du zur Tür hereinkommst.
2015-07-11, Rüsttag
Lieber Dicker Wang, ich hab es endlich gelesen, ich hab es angeschaut und werde dafür sorgen, dass es noch mehr Leute lesen und sehen. Du bist im Gefängnis, und ich muss dir einfach ein paar Minuten geben, oder ein paar Jahre, oder noch länger. Ich werde nicht schreien wie früher, und auch nicht einfach verschwinden, wie damals, als ich aus China geflohen bin. Vielleicht muss ich auch einmal richtig bereuen, haha, du weißt, das war nicht ernst gemeint, einen lahmen Hund hebt man nicht auf die Mauer. Lei Ligang kennt dich besser als ich, aber er hat noch viel weniger aufgemuckt […]
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向那些涉嫌犯罪的人致敬
——選自《約旦河穿過成都》
廖亦武
我的朋友王怡在聖誕前夕被秘密開庭,隨後被成都中院判刑9年——這對待他的手法,跟對待我的另一個朋友劉曉波的手法一樣。所以我在這兒貼出尚未完成的《約旦河穿過成都》中的一節,以示抗議。我會在2020年寫完這本書:
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多年之後,我終於一字一句讀完了王怡的幾首詩,而他和蔣蓉已經以“煽動顛覆國家政權罪”被捕入獄。我自從在大屠殺之夜寫作并朗讀長詩《大屠殺》,坐牢四年出來,就從骨子裡瞧不起詩人,除了客套,我從未認真讀過任何同代人的作品。即使“晚輩”王怡無數次贈送詩和詩集,有時候甚至委婉地提到:“老廖,還是指點一下嘛,看不慣就順帶幫著改一下嘛。”我都搖頭道:“我是藝人,不是詩人。”於是王怡尷尬地望著我,半晌才說:“那就算了。”
佛家有句俗語:欠的總要還的。那些年,除開家屬,王怡是對我最友善的人類,經常一塊閑聊和郊遊,請客從不吝嗇,稍微出點事,他總是第一時間為我呼籲,日常的噓寒問暖就別提了。而我卻沒心沒肺,覺得一切理所應當——因為我寫過《大屠殺》,做過一夜英雄——儘管時過境遷,我已淪為人行道上人人繞行的狗屎。我的心態也變了,一個人的時候,回想坐牢受到的種種虐待和羞辱,就氣緊淚流,甚至捶胸頓腳。我告誡自己再也不能進去了,一條狗,脊樑骨被敲斷,只能認慫。唯一瞧得起自己的,是沒放棄寫作,由於怕被遺忘,我記錄了物是人非的一切。卻極少提到對我幫助最大的王怡和余杰。
況且,王怡真的有詩歌天才:
在這個時代,你必須寫一首涉嫌犯罪的詩。
一排漢語,可以顛覆一個政權。
十四行詩,可以顛覆十四個政權。
在秘密的化裝舞會上,讓認出你的人
認出你來。認不出你的,更加認不出你。
在這個時代,你必須讓領袖害怕一首詩。
一個比喻,是一枚核彈。
商女不知,滿紙荒唐言,一把亡國淚。
在最糟糕的日子,也有巨大的湧浪襲來。
死亡,成了囚犯,被水羈押著。
誰不是政治犯家屬呢?誰不是鬼魂的未亡人?
在這個時代,你朗誦一首詩,涉嫌三、五個罪名。
你不朗誦,你就被他們朗誦。
在這個時代,瞎子吶吶自語。
神聖,神聖,神聖。瞎子問聾子,你看見了嗎?
在這個時代,你必須寫一首涉嫌犯罪的詩。
向那些涉嫌犯罪的人致敬。
這是2015年的作品。他和蔣蓉受洗歸主已久,并多次出入派出所和公安局,與我一塊在柵子街三一書店喝茶閑坐的王胖子相去甚遠——這是六四大屠殺之後的漫長平庸之惡中突然躍升的英雄詩篇,令人聯想美國電影《勇敢的心》或《最後一個摩根戰士》。在《勇敢的心》結尾,主人公被國王衛隊綁赴斷頭臺,御用神父來到身邊問他是否懺悔?全場人頭攢動,鴉雀無聲,而他卻拼盡最後的力氣大吼一聲:“自由!!”
劊子手落下巨斧。對此片頗為贊賞的王怡也預感到自己頭頂的巨斧終將落下,雖然是牧師,可他已不是三一書店的查常平和彭強,可以沉入書齋、日常和學術。他的大學同窗好友兼作家雷立剛回憶道:
……那時很窮困。記得有一次在家樂福,王怡的妻子蔣看著滿滿的貨架說:“要是將來我們可以想買什麼吃的就買什麼吃的,那就好了。”我聽了,很傷感,我們都是這個世界的弱者,以至於想買什麼吃,都得先仔細看看價格。那幾年,我,玉環,王怡,蔣,我們四個,幾乎隔天就聚在一起吃飯,打撲克牌,我和玉環個性都很強,而王怡與蔣則溫和得多,每次關於如何玩耍的安排,總是我和玉環爭論,得出結論,而後他倆立即贊同。但實質上,他倆在骨子裡,對於這個人世,比我們尖銳很多。骨子裡如此尖銳的人在生活中對人如此溫和,實在令我欣賞不已。我對那些我無法做到的,往往還是有幾分敬意的。因此多年來我一直敬重王怡,儘管他是同齡人,但很多時候,我會誤以為他是老年人,歲數比我大很多……
儘管命中注定,但要從雷立剛眼中的外柔內剛的王怡過渡到晚近唐吉柯德式的王怡,卻要曆經怎樣的熬磨?為此,王怡在寫下上述英雄詩篇不久,又寫了另一首詩:
請給我幾分鐘難過的時間
最近太多事情,令人窒息
請讓我軟弱片時
在黑暗的房間禁閉片時
像那些被帶走的朋友,在夜裡
哦,和耶穌一樣,在夜裡
穿過變得野性的城市
請給我幾分鐘難過的時間
等待歡樂,歡樂的襲擊
不要用咳嗽打斷我
不要轉換話題,只要幾分鐘
手機靜音,快遞也不要來敲門
我必須獨自面對,靈魂的窒息
如果世界剛好在此時坍塌
如果有重要的人物離世
哦,願這一切,彷彿無事發生
因為我難過得就像
一個蓬頭垢面的女子
請給我幾分鐘難過的時間
容我不洗臉,不梳頭
不肯出來見你
為了淚水的決堤而下
為了一個難以置信的消息
請給我幾分鐘難過的時間吧
為了讓光明更加刺眼
為了讓我千百次地排練
你推門進來的那個瞬間
親愛的王胖子,我讀到了,看到了,還會讓更多的人讀到和看到。你在坐牢,我不得不給你幾分鐘、幾年、甚至更長的時間。我不會像過去那樣大呼小叫,也不會像逃離中國那樣不辭而別。也許我也需要一個決志懺悔,哈哈,你曉得這是假的,癩狗是扶不上牆的,如同比我更理解你、卻更不爭氣的雷立剛……
Wang Yi
STEHT AUF, BESUCHT TOTE ANGEHÖRIGE
Steht auf, besucht eure toten Verwandten.
Es regnet nicht mehr, Reis steht bis über die Knie.
Glaubst du, wenn gebrochene Knochen geflickt sind,
sind sie stärker als heile?
Der Tod ist das Gegenteil von Erschaffen.
So viele Bücher, die mit Tod zu tun haben
gewinnen den Nobelpreis für Literatur.
Atmen geht leise weiter voran,
mit greifbaren Dingen erklärt man Dinge dahinter,
oder doch umgekehrt?
Steht auf, geht zurück in Heimatorte, die nicht mehr da sind.
Glaubst du, wenn Bäume schwanken, dann kommt erst der Wind?
Und dass nicht der Wind die Bäume bewegt?
Versteckt sich der Anfang im Ende, oder ist es ein
verschwommener Mensch, der dauernd nach seinem Bilde
Idole verfertigt?
Steht auf, entschuldigt euch bei einem Mann, der schon tot war.
Es ist nicht mehr Winter, dafür bin ich geboren.
Er ist schon gestorben und kann nicht mehr sterben.
Ich habe gelebt, kann nicht noch einmal leben.
1. November 2016 in Chengdu
起來,去看望死去的親人
王怡
起來,去看望死去的親人
雨水止住,谷秧已高過雙膝
你相信嗎,折斷的骨頭一旦癒合
比完好的更加堅固?
死亡是創造的反義詞
大量的,與死亡相關的書籍
膺獲了諾貝爾文學獎
呼吸仍靜悄悄地進行
以有形之物,解釋無形之物
或者反其道而行之?
起來,返回已消逝的故鄉
你相信嗎,是樹木搖晃,攪起了風
而不是風吹動了樹?
是開端藏在結尾裏,還是一個
面容模糊的人,按著自己的形象
不斷製作偶像?
起來,去向一個死過的人道歉
冬天已往,這是我在世的目的
他死過,就不會再死
我活過,也不能再活
2016,1,11,成都
Wang Yi
GOTT DIESES AUGENBLICKS
Gott dieses Augenblicks. Du gehörst
in keine Zeit. Gott von hier,
Gott von dort. Derselbe Gott
auf der Hochzeit, auf dem Begräbnis,
im Gespräch, unterwegs.
Gott dieses Augenblicks. Trägst allen Kummer,
trägst unvollkommene Vollkommenheit.
Narben aus der Geschichte, Dunst aus dem Staub,
derselbe Gott. Lässt Katastrophen zu und
gewährst Segen. Richtest und bist barmherzig.
Gott dieses Augenblicks. Machst Herzen frei
und Körper krumm. Großer,
winziger, Gott von Weihnachten
und vom Karfreitag.
Gott der Weißen, Gott der Schwarzen.
Oh Gott des Augenblicks. Gott der Partei
und des Volkes.
Der Hunde, der Schweine, und derer, die füttern.
Der Richter, der Insassen, Gott von Atombomben
und von Stammzellen.
Gott dieses Augenblicks. Von Betlehem,
von Guiyang und Chengdu.
Von Himmelsstämmen und Erdzweigen, von Yin und Yang.
Gott der Linken und der Rechten, der Langlebigen und der früh Verstorbenen,
von allem, was Odem hat, ob es lobt oder ablehnt.
20.12.2012, in Erwartung der Feiertage
此刻的上帝
王怡
此刻的上帝。不屬於
任何時間。這裏的上帝
那裏的上帝。同一位上帝
在婚禮上,在葬禮上
在對話中,也在行走的路上
此刻的上帝。帶著憂傷
帶著一切不完美的完美
帶著歷史的痕跡,塵土的氣息
同一位上帝。降災禍的,和
賜祝福的。審判人的,和憐憫人的
此刻的上帝。使內心自由
也使身體彎曲。偉大的
渺小的,聖誕節的
受難日的上帝
白人的上帝,和黑人的上帝
哦,此刻的上帝。黨和
人民的上帝
狗的,豬的,和飼養員的上帝
法官和囚犯,原子彈
和乾細胞的上帝
此刻的上帝。伯利恆的
貴陽和成都
天干和地支,陰和陽的上帝
左派和右派,長壽和夭折的
凡有氣息的,或讚美,或拒絕的上帝
2012,12,20,待降節的祈禱。