Frühlingslicht hat die Erde
noch nicht warm gemacht.
Die welke nordchinesische Ebene
zeigt spärliches Grün.
Einzelne Pappeln
haben noch keine neuen Blätter.
Wie junge Männer
mit hochgestreckten mageren Armen
jagen sie
hinter unserem Zug.
The sun never comes out,
the moon doesn’t either.
The citizens are used to the dark.
They have learned
to see everything clearly.
They look very far
into the pitch-black sky.
There are many stars,
they are their blinking eyes.
Die Sonne tritt nie hervor,
auch nicht der Mond.
Das Volk ists gewohnt,
im Dunkeln
alles deutlich zu sehen.
Sie schauen in die Ferne,
in den pechschwarzen Himmel.
Dort blinken die Sterne,
das sind ihre Augen.
Der Diktaktor zeigt ein Lächeln
Der Gewalttätige hat manchmal Mitleid
Der Zensor macht Mittagsschlaf
Dem Betrüger wird etwas peinlich
Der sich vom Dach stürzt
schlägt jemanden tot und überlebt
…
Sie sind nicht perfekt
deshalb sind sie so lieb
Bambus ragt grün empor
in allen Grenzgebieten,
aber die urbaren Böden
sind bald nicht genug.
Der König ermutigt das Volk,
im Fernsehen
in einer wichtigen Rede,
Bambus zu essen.
Am Ende sagt er:
„Seid wie der Bambus,
ragt gerade empor,
ihr werdet zum Schluss
zu kostbaren Pandas!“
Wenn Menschen im Maskenland sterben
dann werden die Masken begraben.
Die Verstorbenen aber
bekommen eine
neue Maske
und werden wieder zum Leben erweckt.
Die beim Lächeln bleiben,
denen bleibt ihr Lächeln.
Die mit ernsten Mienen
bleiben ebenso ernst.
Die mit den Mundwinkeln nach unten,
die Gesichter der Trauer,
das sind die Toten
hinter den Masken.
Um den immergrünen
Ruf zu verteidigen,
ist die wichtigste
Arbeit der Menschen,
Laub aufzuheben,
die Blätter wieder
an ihre Zweige zu bringen
und grün anzustreichen.
Da sind immer ein paar unvorsichtig
und fallen herunter.
Wenn sie daran sterben,
dann werden sie Helden.
Sie haben mit ihrem Leben
schon so viele Male
den Herbst besiegt.
Dieses Land
gibts nicht mehr,
es ist ein riesiges
Museum.
Drinnen knien lauter
vertrocknete Bürger.
Die sind
innen ganz hohl.
In jedem knienden Körper
sieht man einen
stehenden Menschen.
Auch die sind alle
vertrocknete Leichen.
Am Abend
wirds im Hof auf einmal lebendig.
Ich schau ins WeChat,
wir dürfen raus aus der Wohnhausanlage!
Ich geh wieder ans Fenster horchen,
und hör wirklich,
einer schreit: “Wir sind befreit!”
Ich glaub, ich hab mich verhört.
Ich horch noch einmal,
da schreit er wieder:
“Wir sind befreit!”
Im jadegrünen Lotosgarten
flattern lauter Spatzen zwischen den Blättern.
In meinem Kopf
und in den Bildern die ich kopiert hab
sollte bei Lotos ein Eisvogel sein.
Yi Sha sagt,
hier siehst du Adel und Schuster zusammen.
Volksmusik strebt auch nach klassischem Frühlingsschnee.
Onkel Zhao
sagt gleich
Genau!
Die Schwalbennester in meinem Dach,
heuer sind lauter Spatzen drin.
Vor Vaters Grab
auf einem Laubbaum
links und rechts
zwei neue Blätter.
Frisches Grün.
Ich heb den Kopf,
es ist wie wenn
unserm einäugigen Vater
im Frühlingslicht
zwei neue leuchtende
Augen wachsen.
Eine Monatsrose fotografiert,
die auch im Winter nicht welkt,
als heutiges Zeichen.
2.
Das Postamt
ist schon über zehn Tage geschlossen.
Es klebt ein Zettel,
“In unserem Postamt hat sich jemand angesteckt…”
Heute bemerk ich erst,
das Postamt hat drei Stockwerke.
Dort ist anscheinend die Wohnung des Vorstands.
Auf dem Balkon hängt Wäsche zum Trocknen.
Die Vorfrühlingssonne leuchtet darin.
Die Sonne scheint auf Beton in der Dajianyin Gasse.
Im Winter ist warme Sonne hier selten.
Die Blüten an der Shuizuogang Strasse kommen auch früh heraus.
An einer unbeachteten Stelle am Drachenkönig-Berg
sprießt ein frischer Trieb.
Studierende an der Uni Nanjing,
überrascht von einer neuen Studentin.
Als wär sie
wieder gekommen.
Heuer schneit es sehr spät.
Heut früh ist die ganze Stadt weiß.
Ich geh mit Mama zum Morgengebet,
in der Kirche sind nur ein paar alte Frauen,
die murmeln mit gesenkten Köpfen.
Eine Alte steht da
mit großen Augen und weißen Haaren.
Sie schaut mich an, stumm.
Dann sagt sie, ich seh wie ihr Sohn aus.
Sie sagt, ihr Sohn sei vor ein paar Tagen gestorben.
Sie sei hier, um zu beten.
Sie wolle mir ein Geheimnis anvertrauen.
Sie macht ein geheimnisvolles Gesicht.
Ich beug mich zu ihr.
“Heute ist ein Weißes Begräbnis!”
Sie schaut sich um
und schließt die Augen.
Mir kommt es so vor, als wollte sie sagen,
“Gott ist gestorben.”
Zwei Tage verhüllt und verrührt Himmel und Erde der gelbe Wind,
das ist der Sandsturm, der Staub und der Smog.
Am dritten Tag erbarmt sich der Regen,
zuerst einen Tag Nieseln,
dann einen Tag mäßiger Regen,
dann drittens Schneeregen.
Nach dem Mittagessen weht dichter Schnee,
zu Mittag drehen alle die Scheinwerfer auf.
Und am vierten Tag klarer Himmel zehntausend Meilen.
Auf einem Hang Pfirsichblüten am Föhrenwald.
Vor elf Jahren hab ich mit lahmem Fuß
13 Stämme gezählt.
Jetzt zähl ich dreimal, es sind vierzehn!
Mein Hirn war elf Jahre lahm!
You think
you have to say what’s right.
So you write
sodden poetry.
No one has to say what’s true or not.
If you have a feeling
you can write how the war is absurd,
how people suffer.
You can write what you feel.
You cannot write
what people should think.
Yesterday I told a friend
a story from the year 2000.
I was in Xinjiang,
spent the night in Kashgar.
In the lobby at the hotel,
someone screamed:
Wanna fight?
In several languages,
including Chinese.
Huge guy,
not a bad fighter.
Some people tried,
couldn’t get past him.
I said something,
don’t remember exactly,
maybe let’s sit down,
have a drink.
He calmed down a little,
sat down with me, told me his story.
He was from Kazakhstan,
going back and forth
buying and selling,
had been on the road for many years.
He spoke Russian at home.
At that time Putin had just come to power.
He really liked Putin,
Putin would reinstate the Soviet Union.
We were sitting and talking,
sometimes he would get up
to see if anyone
would want to fight him.
Calming down
was a process.
I remember feeling
he was very direct,
I could respect him.
At the same time
I was hoping no one would get hurt.
I respect him,
like every ordinary person.
He is a person,
his Putin is a fantasy.
A rather funny fantasy at the time.
You are an ordinary person,
you tell me your fantasy,
I don’t get mad at you.
You think a poet
has to tell you what’s true.
On the contrary,
you can say what you feel,
what’s in your heart.
Some say it well,
it gets very moving.
If you take your fantasy
to tell people
what you think is right,
I’d rather have that guy
who wanted to fight.
du glaubst
du musst sagen was richtig sei
deshalb schreibst du
schlechte gedichte
niemand muss sagen was stimmt oder nicht
wenn du das gefühl hast
kannst du schreiben wie absurd der krieg sei
wie hilflos die leute
du kannst schreiben was du spürst
du kannst nicht schreiben
was irgendwer denken soll
gestern hab ich einem freund
eine geschichte erzählt
im jahr 2000, vor über 20 jahren
war ich in xinjiang unterwegs,
nicht weit von pakistan
hab in kashgar übernachtet
im hotel in der lobby
hat auf einmal einer geschrien
wer will mit mir raufen?
in mehreren sprachen
auch auf chinesisch
ein grosser kerl,
wahrscheinlich betrunken
nicht schlecht im raufen,
ein paar habens versucht
ich hab mit ihm geredet,
vielleicht hab ich gesagt,
trinken wir was zusammen
er hat sich hingesetzt und erzählt,
er sei ein händler aus kasachstan,
er lebe schon viele jahre auf reisen,
kaufen und verkaufen
in seiner familie spreche er russisch
putin war damals erst grad an der macht
der raufende händler
war sehr für putin
putin werde die sowjetunion wiederherstellen
wir sind gesessen und haben geredet
manchmal ist er noch aufgestanden
er hat sehen wollen
ob noch wer bereit war zu raufen
es hat länger gedauert
es war ein prozess
ich hab das gefühl
er war sehr direkt
ich kann ihn respektieren
gleichzeitig hoff ich
dass niemand verletzt war
ich respektier ihn
ich respektier alle gewöhnlichen leute
hoffentlich
er ist ein mensch
sein putin ist seine vorstellung
damals eine eher lustige vorstellung
du bist ein gewöhnlicher mensch
du erzählst mir was du dir vorstellst
ich reg mich nicht auf
du glaubst ein dichter
muss sagen was richtig sei
ich mein im gegenteil
du kannst von deinen gefühlen erzählen
was du auf dem herzen hast
manche können das sehr bewegend
wenn du deine vorstellung nimmst
und allen sagst was stimmt oder nicht
dann hab ich noch lieber
den raufenden händler
MW auf Chinesisch am 5. April,
auf Deutsch am 6. April 2022
A very long table.
One lone guy
sits at one end.
He’s dead.
Maybe this is the last thing recorded.
Maybe all other records are lost.
Hard to say
who is going to watch it.
MW 30/3/22
AUFZEICHNUNG
Ein sehr langer Tisch.
Ein einsamer Kerl
sitzt an einem Ende.
Er ist tot.
Vielleicht ist das die letzte Aufzeichnung.
Vielleicht sind alle anderen verloren gegangen.
Schwer zu sagen
wer sie anschauen wird.
MW Chinesisch 29. März 2022, deutsche Fassung 5. April 2022
GEDICHTE SCHREIBEN
Gedichte schreiben ist keine Schule,
es ist ein Spiel für zwischendrin.
Schreiben ist nicht etwas begründen,
Gedichte sind grundlos.
Manche haben Regeln,
Regeln des Klanges,
eine Stimmung für die Musik.
Klang und Bedeutung sind nicht zu trennen.
Im Kern des Gedichts steckt dein Gefühl.
Dein Gefühl, wenn dus schreibst,
dein Gefühl, wenn dus liest.
Dein heimlicher Spaß außer der Schule,
deine diebische Freiheit.
MW Chinesisch März 2022, deutsche Fassung 5. April 2022
Gestern hier in der Klasse
hat jemand gesagt,
Gedichte Schreiben sei grundlos.
Heute werden wir diskutieren
warum diese Annahme
völlig grundlos ist.
Werfen wir einen Blick
auf das Buch der Lieder,
aufgezeichnet um 500 vor unserer Zeitrechnung.
Darin sieht man ganz deutlich
den Stand der Gesellschaft,
die Situation der Zentralebene.
Schauen wir noch
auf andere Kulturen,
zum Beispiel sumerische
oder ägyptische alte Gedichte,
die sind von Gesellschaft und Religion
überhaupt nicht zu trennen!
Ich glaub hier in der Klasse
hat noch jemand gesagt,
durch dreitausend Jahre
seien im Buch der Lieder
die Liebesgeschichten
immer am beliebtesten gewesen!
Das sei ähnlich wie mit dem Hohelied
in der hebräischen Bibel!
Liebesgeschichten
als Liebesgeschichten
sind völlig grundlos!
Gut, Schluss für heute,
morgen schreiben wir Prüfung,
ihr müsst euch gut vorbereiten!
MW Chinesisch März 2022, deutsche Fassung 7. April 2022
Hoffentlich hat jeder gern keinen Krieg,
hoffentlich hat jeder gern keinen Streit.
Ich muss nicht unbedingt sehr viel schreiben.
Deutsch zwei Gedichte, Englisch zwei Texte,
noch ein paar Chinesisch ist schon genug.
Manche Wut muss ich nicht wieder herzeigen.
what did we have ten years ago?
what did not have ten years ago?
we had everything
we must have lacked something
where did we screw up?
where did we succeed?
some things I know
some things I don’t know
it was yesterday
it was long ago
world day of snot
world day of coughing
world day of short breath
world day of exhaustion
world day of pain
world day of forgetting
world day
of spring
or fall
All die Schätzchen
haben gehen gelernt,
als die Leute im Winterschlaf waren.
Ein paar Frühlingsstrahlen
und alle Kleinen der Wohnhausanlage
springen aus ihren Windeln,
aus dem Kinderwagen,
aus den Armen der Mutter.
Sie treten ins Licht
und rennen herum.
Kleine Wege im Wald sind kompliziert.
Alle gehören zu ihrem Teil im All.
Ich glaub, was ich gesagt und getan hab,
bringt sicher viele Arten von Echo.
Darunter sind auf jeden Fall
Parolen, Gebete und Heulen,
aufsteigend und niederfallend.
Apropos Echo,
jedesmal, wenn die Menschen metaphysisch
Vorfrühling als Idee ans Jahr übergeben,
kommt hehres Rezitieren von Versen zurück.
Es ist nur,
der physische Stein, den sie vor unserer Zeitrechnung
in die Tiefe geworfen haben,
ist 2021 noch ohne Echo.
2021-03-21, Internationaler Tag der Poesie
Übersetzt von Martin Winter am 29. August 2021
Die Sonne strahlt,
die Vögel singen.
Mutter sagt,
ich war den ganzen Winter im Bett!
Er ist auch schon 70,
weiß genau, wovon sie redet.
Mit der Hand durch den Raps fahren im Wind,
Weizensprossen sehen im Feld,
die Erde riechen.
Also nimmt er sie auf den Rücken,
genau wie sie ihn, als er klein war,
so gehen sie hinaus.
Übersetzt von MW im Mai 2021
Yuancun Zhizi, Künstlername von Liu Changqian. Geb. in den 1970er Jahren im Kreis Feidong, Provinz Anhui. Mittelschullehrer auf dem Land, liest gerne, schreibt ein bisschen. Seit 2021 Mitglied der Aofu Poetry Society. 《新诗典》小档案:远村之子,本名刘昌前,男,70年出生,安徽省肥东县人,乡村中学教师,课余喜欢阅读,偶尔写一点。2021年元月加入傲夫诗社。
Laub fällt allgemein im Herbst herunter.
Aber der Kampferbaum,
der lässt im Frühling die Blätter fallen.
Das ist recht sonderbar,
es heißt doch, er sei immergrün.
Also,
dieses abgefallene Laub,
das sind sicher ältere Blätter.
Neue wachsen nach
und ersetzen die alten.
Löwenzahn leuchtet und schwebt,
schwebt herunter auf freiem Feld.
Eine Narbe ist noch nicht verheilt.
Ich seh den Schneeflockstrauch blühen,
Marillenblüten fliegen und fallen.
Im März seh ich die Qinling-Berge nicht,
und auch nicht dich.
Der April ist noch nicht da.
Was gesagt worden ist, wird schon vergessen.
Wind legt sich, ich verstehe,
ich werd auch vergangen sein im Vergangenen.
Übersetzt von MW im April 2021
Shen Ke’ai, geb. 1995, lebt in Chang’an (Xi’an). Ich bin eine Amateurin und kann noch nicht schreiben. Aber ich möchte Dir sagen, Poesie ist kein grundloses Stöhnen. Poesie kommt aus der Tiefe, der Wahrheit des Lebens. Aus tiefer Erfahrung Deines Lebens und Deiner Gesellschaft. 《新诗典》小档案:沈可爱:长安姑娘生于終南长于秦岭 1995年生 現居長安城。簡單的詩歌愛好者,到現在仍是不會写詩的人。我想告诉的是,诗歌不是无病呻吟矫情。是来源于生活的深度和真,是来自生命中深刻的生活体验和社会体验。
Im Winter im Januar in der Früh
grad wenn es hell wird
wart ich auf den Bus,
auf den Bus zur Arbeit.
Ich schau nach Westen,
weil dort der Bus kommen soll.
Hätt nicht gedacht,
ganz am Ende der Taihang West-Straße
hängt noch
ein runder Mond am Himmel.
Ich bin so überrascht, dass er sich grad zu dieser Stunde
so voll zeigt,
so einfach,
so süß und so schön.
Wie plötzlich ein Blick auf Anfang April,
ganz klar auf den Gräbertag.
Mir kommt vor als hätt ich
überhaupt keine
Erinnerung,
keine Ideen
oder Gedanken.
Zehntausend Dinge und ich
genießen einander großzügig
in grenzenloser geheimer Stille.
[In einem Kreis aus weißen Blüten in grauer Asche auf der Straße steht eine kleine Metalltonne. Darin werden Zettel verbrannt. Eine Menschenmenge sitzt auf der Straße und skandiert.]
Nieder mit der Militärdiktatur!
Protest! Protest!
Streik! Streik!
Revolution!
Die Revolution wird siegen!
Gerechtigkeit und Freiheit müssen gewinnen,
in unserem Land, in unserer Nation.
Wir sehen, wie sie unsere Nationalhymne auf die Guillotine zerren.
Ihre Ansage, die Zeit der Sandalen sei zu Ende,
kommt in die Öffentlichkeit
wie ein gebrauchtes Kondom aus einem Bordell.
Wütend wie das Feuer der Hölle,
schreit der Oger Alawaka Drohungen
und zeigt seine schrecklichen Krallen!
Aber er wird auf seiner Brust liegen,
zu Füßen von Dharma und Sila.
Das ist der Weg der Wahrheit.
Weil sie ihre Würde als Menschen
nicht gegen eine Mundvoll Reis eintauschen,
haben sie Widerstand geleistet, haben ausgehalten,
sind zusammengefallen und umgefallen.
Die Revolution wird nicht im Fernsehen übertragen!
Die neue Nationalhymne kommt als Death-Metal-Version heraus. Kondomfirmen nehmen keine Kundenanrufe mehr entgegen.
Möge ich verlieren, möge die Wahrheit siegen!
Möge ich verlieren, möge die Wahrheit siegen!
Möge ich verlieren, möge die Wahrheit siegen!
Wenn die Bastarde verlieren und um Gnade flehen,
indem sie unsere Eier umfassen,
werden wir ihnen ins Gesicht pissen.
Wir schlagen nicht auf Töpfe und Pfannen,
weil es lustig ist.
Wir haben keine Waffen.
Wir haben höchstens Töpfe und Pfannen.
Wir haben keine Macht.
Wir haben nur Töpfe und Pfannen.
Haut auf die Töpfe! Schlagt die Pfannen!
Haut drauf! Haut drauf! Das ist unsere Revolution!
Haut drauf! Haut drauf! Das ist der Weg zu unserem Ziel!
Haut drauf! Haut drauf!
Haut drauf! Haut drauf!
Eines Tages werde ich Sternen-Bumen streuen, auf das Grab meiner kleinen Schwester.
Diesen Sommer können wir die Hunde nicht wieder tollwütig werden lassen.
Diesen Sommer wird jede Blume knospen und wundervoll aufgehen.
Diesen Sommer werden die Fahnen des Volkes im Wind flattern und triumphieren.
In meiner Jugend gab es nur einen Min Ko Naing.
Jetzt ist jeder junge Mensch Min Ko Naing.
Schützt alle Min Ko Naings!
Schart euch um alle Min Ko Naings!
Jedesmal, wenn ein schlechter Samen auf einer Bühne aufgeht,
versinkt die ganze Welt im Chaos.
Sie wird krank, ihr Körper brennt vor Hass.
Ich bin krank und nehme eine zehn Jahre alte bittere Medizin.
Aber ich bleibe krank. Im Leben in dieser Welt werden wir alle krank.
Wir können uns nur selbst kurieren, haben keine Zeit, angefressen zu sein. Wenn wir am Esstisch Platz nehmen, schwärmen die Heuschrecken wieder herein.
Wie kannst du arbeiten gehen, wenn alle protestieren?
Wie kannst du das mit deinem Gewissen vereinbaren?
Wirst du ok sein, wenn sie auf deine Familie spucken?
Kannst du glücklich sein, wenn deine Kinder die Stiefel von Min Aung Hlaing lecken, während seine eigenen Kinder stinken vor Geld?
Kannst du sagen, “gut gemacht”, wenn deine Enkel kaum überleben, während Min Aung Hlaings Enkelin im Ausland studiert?
Kannst du in Frieden zur Arbeit gehen, wenn dich die Unterdrücker mit ihren Gewehren wie eine Kuh behandeln?
Kannst du froh ins Büro gehen?
Kannst du froh ins Büro gehen?
Jeden Morgen, wenn Papa und Mama zur Arbeit gehen,
schämen wir uns, meine Schwester und ich.
Wir möchten nicht für unsere Zukunft fürchten.
Papa, bleib daheim. Mama, geh nicht ins Büro.
Bleibt zuhause für unser Land und für uns.
Lasst uns euch danken, dass ihr uns aufgezogen habt, indem wir uns den Protesten anschließen.
Lasst uns den Garten unserer Zukunft bestellen.
Zu viele Blätter sind zu früh abgefallen!
Wir werden eure Barbarei im Namen der Wahrheit zerstreuen!
Die Blumen des Winters werden auf euch losgehen,
die Wasser des Monsuns werden euch ertränken.
Für eine gerechte Sache opfern wir unser Blut!
Wir lassen niemanden unseren Frühling wegnehmen, nicht einen Fingerbreit.
Ich war eingeladen zum UNESCO-Poesiefestival,
sollte online rezitieren, zur Feier des Welttags der Poesie.
Ich habe abgesagt.
Ich habe geschrieben,
Russland ist doch euer größer Sponsor, nicht wahr?
Meine Antwort auf eure Anfrage
entspricht den Gefühlen der Menschen in Myanmar.
Also scheint es so zu sein,
dass ich an der Revolution des Frühlings teilnehme,
nicht indem ich Gedichte lese,
sondern indem ich ablehne, zu lesen.
Seltsame Sache!
Mögen allen Arbeitsscheuen
ihre Verdienste vermehrt werden,
mögen ihre Gebete in Erfüllung gehen!
Mögen alle, die streiken,
reinen Herzens sein und von allen geliebt werden.
Mögen alle, die daheim bleiben,
von Geistern und Menschen gesegnet werden,
mögen alle, die diesen Boykott mittragen,
die Kraft finden, weiterzumachen!
Der Klang des Marsches unserer Herzen fließt bis in unsere Fingerspitzen!
Der Golf-Taifun ist weder hineingekommen noch weggegangen.
Ihr sollt wissen, wir sind Geister.
Wir sind schon gestorben.
Wenn wir heute wieder sterben,
werden wir euch für immer heimsuchen.
Wir sind Geister, wir sind schon tot!
Heute suche ich den ganzen Tag im Fernseher
und bekomme keine Sender herein.
Wegen der Störgeräusche
klopfen die Nachbarn an meine Tür.
Bratet das Schwein in seinem eigenen Fett!
Bratet die Tür darin!
Der Schweinekerl, den du gesehen hast,
versteckt sich vor der Guillotine!
Du magst davon gehört haben oder nicht,
aber das ist keine akzeptable Entschuldigung.
Weil wir nicht zurück können in die Vergangenheit,
haben die Kinder, die wir nicht bekommen haben,
Waffen ergriffen zu einer Zeit, in der wir nicht leben.
Sie sind gegen Befehle von oben aufgestanden.
Sie haben ihren Sklavengeist
in einen Salzsack gesteckt
und im Fluss ausgelassen.
Gedankenfetzen von Millionen
vereinen sich in einem zitternden
und doch festen Faden.
Ich bin Ma Seint Htet, der vom Berg herunterfällt.
Ich bin U Ko Ni, der am Flughafen steht,
der vergebliche Besuch von Ibrahim Gambari.
Ein EPC-Elektriker hängt tot von einem Strommast.
Und ein Wanderarbeiter …
Die Räder der Hirne in den Bäumen
drehen sich zusammen
in den Ohren in den Schwertern
in den Wänden.
Die Knöchel eines alten Gewandes
werden terrorisiert
und jeden Tag heimgesucht,
übertrieben, als Strategie.
Die Erde auf meinem Gesicht
ist ein Haufen zerbrochener Knochen.
Fünfzig Jahre in einer Kassette aufbewahrt,
ohne Tonband.
Ein trauriges Lied,
das wir sofort nicht mehr singen dürfen.
Niemand wird uns wieder auseinanderbringen!
Wir sind ein einziger Blutkreislauf geworden!
Mach deine Maske zu deiner Fahne,
mach deinen Facebook-Eintrag
zu deinem Ultimatum!
Wo immer du bist,
dort mach deinen Protest!
Heute halten die Mütter ihre Kinder nicht zurück,
wenn sie hinausgehen und Gerechtigkeit verlangen.
Sie reißen ein Stück von ihrem Longyi ab
und binden es um den Arm jedes Kindes,
damit es geschützt sei vor Kugeln und Patronen
Auf den Straßen der Revolution.
Bewegen sich Heldinnen und Helden
in einem roten Schwall.
Wolken türmen sich auf
und darunter zerfällt der Morgen
in eine Revolution.
Das Heulen eines riesigen Tintenfisches,
der durch die Straße bricht,
hallt noch im Himmel über der Stadt.
Auch wenn ihr unsere Handgelenke durchschneidet,
wie ihr nur wollt,
unsere Fäuste werden nicht aufgeben.
(12 Männer zusammen skandieren) :
Der dämonische Enkel, frisch vom Mönchstum, zischt:
Ein Riss im herausgebackenen Teig, ein Sohn, der das Land zerstört!
Der dämonische Enkel, frisch vom Mönchstum, zischt:
Ein Riss im herausgebackenen Teig, ein Sohn, der das Land zerstört!
Zum Gedenken an den Dichter K Za Win, der gegen den Militärputsch protestierte und am 3. März in Monywa in einer friedlichen Demonstration von Soldaten getötet wurde. Möge er in Frieden ruhen. Dichterinnen und Dichter werden überall in Myanmar verhaftet.
Es folgen die Namen von 32 Dichtern und Dichterinnen in der Reihenfolge ihres Auftretens in dem Video.
Zum Laternenfest
hat meine Frau Lammfleisch-Jiaozi geplant,
dann geändert, gedünstetes Lamm.
Das Nachtmahl war Lammsuppe mit fast verschimmeltem Brot.
Nach dem Abwasch macht sie den Kühlschrank auf, seufzt;
holt vom Garten das Obst von gestern abend, Opfer für Dr. Li Wenliang,
stellts zurück in den Kühlschrank.
Nach unserem Brauch bei den Tu in Qinghai
essen wir Opfer eigentlich nicht mehr.
Sie sagt, wir müssen sparen, sonst müssen wir hungern.
Und zupft von den zwei Mandarinen
die grünen Stengel,
die gehen als Zahnstocher.
Übersetzt von MW am 31. Januar 2021
Li Haiquan, geb. 1991 in Qinghai, gehört zum Volk der Tu. Absolvierte die Xi’an International Studies University, lebt in Xi’an. Publizierte zwei Gedichtbände und eine Anthologie, Mitglied von Chang’an Poetry Festival etc.《新诗典》小档案:李海泉,1991年出生于青海,土族,金牛座,毕业于西安外国语大学。出版诗集《超车》《放荡的天才》等。作品入选《新世纪诗典》《中国先锋诗歌地图:陕西卷》《口语诗——事实的诗意》等多种选本;曾被评为“2017年度中国诗歌排行榜90后十大诗人”、“2019年度中国诗歌排行榜90后十大诗人”;《新世纪诗典》90后十大诗人;长安诗歌节同仁;《口语诗——事实的诗意》编委;主编第一本《中国90后先锋诗选》。现居西安。
In der Schlafzimmerwand ist ein Loch für die Klimananlage. Letztes Jahr haben Spatzen darin ihr Nest gebaut. Ihre ganze Familie hat immer um fünf Uhr früh oder so mit lautem Gezwitscher unsere ganze Familie aufgeschreckt. In diesem langen Virusfrühling, nur daheim, nirgends hingehen, hab ich jeden Tag gewartet auf die verschiedenen hellen Stimmen die aus den Wänden ertönen. Aber bis jetzt hab ich sie nicht wieder gehört. Ich sag mir zum Trost, die haben sicher ein besseres Haus für sie gefunden.
The magnolia trees along Freedom Street have not been affected by this year’s virus. Spring has come, they are blooming. But whenever I look at them, it feels like one tree after another of white N95 face masks.
It’s getting warm, the virus is waning, suddenly there is frost. Father gets very nervous, watching the forecast each day. He worries about freshly planted cucumbers, beans, they are sprouting, also the corn could freeze and die in the middle of spring. When the virus was rampant, he wasn’t nearly as worried.
3/28/20 Translated by MW, April 2020
Lei Dao VATERS SORGEN
Das Wetter wird wärmer, das Virus wird weniger und auf einmal kommt Frost. Vater ist sofort nervös. Jeden Tag schaut er den Wetterbericht. Er sorgt sich um die frisch gepflanzten Gurken und Stangenbohnen, die sprießen, und um den Mais, dass alles erfriert wenn der Frost kommt im Frühling. Auch als das Virus am ärgsten war, hat er sich nicht solche Sorgen gemacht.
gott ist gefoltert und hingerichtet worden und deshalb lebt er
MW Ostern 2020
GLAUBE
Maia fragt Was bedeutet dir dein Glaube Mami sagt Schau nach oben Ein großer Kirschbaum Im Arsenal Unter anderen Bäumen
MW Ostern 2020
WIRKLICHKEIT
In Wirklichkeit ist es immer wie jetzt. Halt nicht auf einmal, doch in der Schwebe, ein bisschen versetzt. In Wirklichkeit ist dein Leben nicht fest, sicher ist gar nichts, egal was wer sagt. In Wirklichkeit bist du Tanz und Musik. Wir sind was sich dreht oder steht und jemanden sucht solang es noch geht.
MW 1. April 2020
HEUTE
Heute ist der wärmste Tag des Jahres bis jetzt. Gestern war Seder, Vollmond. Heute ist Gründonnerstag. In Tschechien haben sie grünes Bier. Heuer auch, irgendwo. Irgendwie tröstlich.
MW April 2020
KARFREITAG
Karfreitag Ka Freitag Überhaupt ka Freitag Sogt die liebe Regierung – die vorige derselbe Chef – Überhaupt ka Freier Tag außer du nimmst Urlaub, oder wie wor des, wennst noch an Job hast.
MW 10. April 2020
GOTT
Gott ist das schönste schwarze Loch für alle Macht des Imperiums
MW Ostern 2020
PALMSONNTAG
Heute ist es sehr schön Heute ist es sehr schön Heute ist es sehr schön Groß ist Gott. Ja.
Heute ist es sehr schön Heute ist es sehr schön Heute ist es sehr schön Groß ist Gott. Ja.
MW April 2020
JEDER TAG
jeder tag ist ein gedicht wenn du zeit hast im moment haben viele leute viel mehr zeit als sonst, wenn auch nicht unbedingt ruhe. haben sie einen moment? ist eine häufige frage im moment haben viele viele millionen in vielen erdteilen etwas gemeinsam. natürlich ist das auch sonst der fall aber normalerweise sagt niemand von dieser situation betroffene aller länder, lasst uns einander helfen, so gut wir nur können, oder was glaubst du?
MW März 2020
ACHTSAMKEIT
Achtsamkeit hat sehr viel mit Neunsamkeit zu tun, das sagen alle großen Neunsamkeitslehrer. Aber die großen Samenbanken, die fangen frühestens ab Zehnsamkeit an, mit Ihnen zu reden.
MW März 2020
AUF DEN WIESEN “Wir sind die Menschen auf den Wiesen” – Ernst Jandl
Jeder Mensch auf der Wiese ist noch am Leben. Alle nur drinnen bleiben ist nur zum Speiben. Masken, ok. Abstand, bitte! Also Bundesgärten aufsperren in Wien, damits Platz gibt. Und bitte keine Leute, die allen sagen, dass picken sollen in ihren Wohnungen.
MW 2. April 2020
NACKT
Nackt in der Straßenbahn ohne Ticket, Kontrollorinnen kommen. Peinlich, keine gute Bedeutung. Aber kein Corona, niemand achtet auf Abstand. Also ein schöner Traum, aber ich wach gleich wieder auf und kann lang nicht schlafen.
MW April 2020
JESUS LEBT
Vor 2000 Jahren ist einer gestorben und war wieder lebendig, zumindest für Freunde. Naja, bei uns sind auch gestern welche gestorben und im Nahen Osten wahrscheinlich auch ein paar. Aber er war ein Sündenbock. Das heißt er ist für sehr viele gestorben und viele tröstet das. Ich bin nicht sicher, er hat nichts verhindert, obwohl er Jude war, oder eher recht wenig verhindert, zumindest. Aber der Mond kommt jedes Jahr wieder. Die Eier, der Frühling. Und Jesus lebt.
Die Gassen der Konzessionsbezirke erforscht, die Gelbe Kranichpagode bestiegen… Damals hab ich jedes Jahr die Kirschblüten in der Uni Wuhan betrachtet. Hab viele Freundschaften geschlossen, unvergessliche Tage erlebt.
Frühling 2020, Wuhan abgeriegelt.
Freunde arbeiten im Krankenhaus, Spuren von Mundschutz auf den Gesichtern. Studenten von damals, heute Beamte in Wuchang. Mit jungen Freiwilligen zusammen, manche sind selber Freiwillige, liefern für Krankenhäuser, überlassen ihre Schutzanzüge den Ärzten, die sie nötiger brauchen. Manche Freunde schicken mir Fotos zum Heulen.
Ich bin in Tokio, schau täglich online, was in Wuhan los ist, lese das Tagebuch der Schriftstellerin Fang Fang.
Zum dritten Monat im Mondkalender blühen die Kirschbäume der Uni Wuhan. Blütenblätter wehen einsam.
In Wirklichkeit ist es immer wie jetzt. Halt nicht auf einmal, doch in der Schwebe, ein bisschen versetzt. In Wirklichkeit ist dein Leben nicht fest, sicher ist gar nichts, egal was wer sagt. In Wirklichkeit bist du Tanz und Musik. Wir sind was sich dreht oder steht und jemanden sucht solang es noch geht.
MW 1. April 2020
CORONA
Actually it’s always like this for many people. You live from one day to the next. Only now it’s a big deal for the whole world for a while.
One poem per day takes nothing away, I want to say. But everything takes time, every drug, every mask, every care. So one poem per day could take away whatever else you would have had. But then you could hear it again, whatever you do, if it was good.
MW March 2020
GRINDING
The world is grinding to a halt. So are we all madly in love? Or have we come to our senses about the climate between each other? About working together? We don’t have a choice. And we don’t have a choice in hoping it will soon be over. And we still let them set our clocks.
MW March 29, 2020
ACHTSAMKEIT
Achtsamkeit hat sehr viel mit Neunsamkeit zu tun, das sagen alle großen Neunsamkeitslehrer. Aber die großen Samenbanken, die fangen frühestens ab Zehnsamkeit an, mit Ihnen zu reden.
At six o’clock we come out on our balconies. Not everyone, some people still work outside, not all are together, but we come out, and clapping starts, right at six in the afternoon, as if we have accomplished something. And there are children, and there is music, someone starts to sing, or play a flute and so on. We wave, and from the balconies we talk to each other. In our building we have prepared songs, lyrics and instruments. Social distancing has brought us together. You go up on the roof, and everything is different, or very much, like the planes, no planes anymore. At six o’clock we come out, we’re all still alive, those you see, I guess we know we’re very fortunate. We even shared a cake with our neighbours, fresh from the oven, set down with gloves in front of the door. Little things. So we play and sing, I am from Austria. It’s in Austrian German, rather sentimental, never would have thought we would be singing it from the balconies. It is anti-fascist, among other things, and along with Blue Danube, it is something you share, we sing other things too. And I guess we will remember, when everything is different again.
MW March 24, 2020
NO TOBOGGANING
It is rather cold outside, freezing point, not much more, colder at night. On the whole it is warmer, this year we didn’t get out the sleigh, no tobogganing – I wonder if there was enough snow now, would we go up there? We go by foot after all, or by bicycle, although we are very careful not to get close to anyone on the roads and on the paths and to avoid the police. So if there was enough snow now, all among the blossoms – no, let’s hope it gets warmer and this whole thing, this horrible spring thing all over the earth is over or at least mostly over by summer.
jeder tag ist ein gedicht wenn du zeit hast im moment haben viele leute viel mehr zeit als sonst, wenn auch nicht unbedingt ruhe. haben sie einen moment? ist eine häufige frage im moment haben viele viele millionen in vielen erdteilen etwas gemeinsam. natürlich ist das auch sonst der fall aber normalerweise sagt niemand von dieser situation betroffene aller länder, lasst uns einander helfen, so gut wir nur können, oder was glaubst du?
every day is a poem if you have time at the moment there are many people who have more time although you still might not have peace and quiet enough. do you have a moment? is an everyday question. at the moment many many millions in many parts of the earth have something in common. actually that was the case long before, but nobody said affected people of all nations, let’s help each other as best as we can or did they? or did we?
vorige woche ist noch einer durchgeturnt so wie wir vorher fast jeden tag durch den motorikpark bevor sie ihn abgesperrt haben ich hab ihn gesehen vielleicht genau vor einer woche am sonntag in der früh heute gibt es wieder virtuellen gottesdienst nehm ich an vielleicht mach ich eh mit wir machen jeden tag ein gedicht im literadio mach mit wenn du willst
MW 22. März 2020
VÖGEL
vögel singen wie früher wieder ein strahlender märztag im vogelleben kommt glaub ich unsere seuche nicht vor vögel haben keine versicherung vogelfrei was hat das bedeutet menschenfrei manche straßen ein paar wochen lang in wien noch nicht wirklich glaub ich menschenfrei wien war judenfrei haben sie verkündet als der himmel frei für die bomben war und vögel singen wie früher und österreich ist frei nicht wahr
MW 23. März 2020
FRÜHLING
In der Früh wenn du noch den Frost spürst und schon die Wärme ist die beste Zeit um das Leben zu spüren.
In der Früh wenn du noch den Frost spürst und schon die Wärme ist die beste Zeit um das Leben zu spüren.
MW 19. März 2020
JEDER TAG
jeder tag ist ein gedicht wenn du zeit hast im moment haben viele leute viel mehr zeit als sonst, wenn auch nicht unbedingt ruhe. haben sie einen moment? ist eine häufige frage im moment haben viele viele millionen in vielen erdteilen etwas gemeinsam. natürlich ist das auch sonst der fall aber normalerweise sagt niemand von dieser situation betroffene aller länder, lasst uns einander helfen, so gut wir nur können, oder was glaubst du?
every day is a poem if you have time at the moment there are many people who have more time although you still might not have peace and quiet enough. do you have a moment? is an everyday question. at the moment many many millions in many parts of the earth have something in common. actually that was the case long before, but nobody said affected people of all nations, let’s help each other as best as we can or did they? or did we?
vorige woche ist noch einer durchgeturnt so wie wir vorher fast jeden tag durch den motorikpark bevor sie ihn abgesperrt haben ich hab ihn gesehen vielleicht genau vor einer woche am sonntag in der früh heute gibt es wieder virtuellen gottesdienst nehm ich an vielleicht mach ich eh mit wir machen jeden tag ein gedicht im literadio mach mit wenn du willst
MW 22. März 2020
VÖGEL
vögel singen wie früher wieder ein strahlender märztag im vogelleben kommt glaub ich unsere seuche nicht vor vögel haben keine versicherung vogelfrei was hat das bedeutet menschenfrei manche straßen ein paar wochen lang in wien noch nicht wirklich glaub ich menschenfrei wien war judenfrei haben sie verkündet als der himmel frei für die bomben war und vögel singen wie früher und österreich ist frei nicht wahr
MW 23. März 2020
„Der Raum erstarrt zu einem Netz von undurchlässigen Zellen. Jeder ist an seinen Platz gebunden. Wer sich rührt, riskiert sein Leben: Ansteckung oder Bestrafung. … Jeder ist in seinen Käfig eingesperrt, jeder an seinem Fenster, bei Nennung seines Namens antwortend und zeigend, worum man ihn fragt – das ist die große Parade der Lebenden und der Toten. … Dieser geschlossene, parzellierte, lückenlos überwachte Raum, innerhalb dessen die Individuen in feste Plätze eingespannt sind, die geringsten Bewegungen kontrolliert und sämtliche Ereignisse registriert werden, eine ununterbrochene Schreibarbeit das Zentrum mit der Peripherie verbindet, die Gewalt ohne Teilung in einer bruchlosen Hierarchie ausgeübt wird, jedes Individuum ständig erfaßt, geprüft und unter die Lebenden, die Kranken und die Toten aufgeteilt wird – dies ist das kompakte Modell einer Disziplinierungsanlage. Auf die Pest antwortet die Ordnung, die alle Verwirrungen zu entwirren hat: die Verwirrungen der Krankheit, welche sich überträgt, wenn sich die Körper mischen, und sich vervielfältigt, wenn Furcht und Tod die Verbote auslöschen. Die Ordnung schreibt jedem seinen Platz, jedem seinen Körper, jedem seine Krankheit und seinen Tod, jedem sein Gut vor: kraft einer allgegenwärtigen und allwissenden Macht, die sich einheitlich bis zur letzten Bestimmung des Individuums verzweigt – bis zur Bestimmung dessen, was das Individuum charakterisiert, was ihm gehört, was ihm geschieht. Gegen die Pest, die Vermischung ist, bringt die Disziplin ihre Macht, die Analyse ist, zur Geltung. Es gab um die Pest eine ganze Literatur, die ein Fest erträumte: die Aufhebung der Gesetze und Verbote; das Rasen der Zeit; die respektlose Vermischung der Körper; das Fallen der Masken und der Einsturz der festgelegten und anerkannten Identitäten, unter denen eine ganz andere Wahrheit der Individuen zum Vorschein kommt. Jedoch gab es auch einen entgegengesetzten, einen politischen Traum von der Pest: nicht das kollektive Fest, sondern das Eindringen des Reglements bis in die feinsten Details der Existenz vermittels einer perfekten Hierarchie, welche das Funktionieren der Macht bis in ihre letzten Verzweigungen sicherstellt. Hier geht es nicht um Masken, die man anlegt oder fallen lässt, sondern um den »wahren« Namen, den »wahren” Platz, den »wahren« Körper und die »wahre« Krankheit, die man einem jeden zuweist. Der Pest als zugleich wirklicher und erträumter Unordnung steht als medizinische und politische Antwort die Disziplin gegenüber. Hinter den Disziplinarmaßnahmen steckt die Angst vor den »Ansteckungen«, vor der Pest, vor den Aufständen, vor den Verbrechen, vor der Landstreicherei, vor den Desertionen, vor den Leuten, die ungeordnet auftauchen und verschwinden, leben und sterben.“
1. Could you please introduce yourself? Martin Winter, Chinese name 维马丁, poet and translator from Chinese into German and English. 2. Where did you spend this year’s Spring Festival? At home in Vienna. Yi Sha 伊沙 and six other poets from China (Tu Ya 图雅, Jiang Huhai 江湖海, Xiang Lianzi 湘莲子, Pang Qiongzhen 庞琼珍, Bai Li 白立 and Chun Sue 春树) had just left, after spending over two weeks in Austria in January. You could also say we had Spring Festival together, in Innsbruck in Tyrol in the alps, with poets there, and in Vienna, also with friends. Bai Li was our best cook, and all of them made really good food, we made Jiaozi together, you know, Chinese dumplings, and many other dishes. Yi Sha likes to cook tomatoes and eggs, very simple dish, but very good. We celebrated together, and they went back one day before the lunar new year. 3. How has this virus crisis affected you? Actually, here in Austria it has only just started to affect everyone. Schools are closed, also most shops. I have been working from home before already, so there is no big change. But I have to be afraid of both short-term and long-term effects in the publishing world, in China and in Europe. 4. How do you spend your time now? I work from home, so the only big change is that my wife and my son are also home all day. My daughter already has her own apartment, but it is close by. She moved in February, when it was still normal. She was with us on the weekend, we are going to see her again tomorrow or so. People are supposed to stay at home, but you can go shopping for food, medicine, tobacco. 5. How is your mood these days? Ok, maybe a little worried, but ok, not bad. 6. What are you most satisfied with from before this crisis?Can you give an impression of the efforts against the virus in your location? My poems. My work. My family, friends, contacts, local and international. The measures against the virus here in Austria and in Vienna have only just started in earnest. There is some criticism that tourism was stopped too late in Tyrol. People who came to ski from all over Europe, and some got sick there, maybe a lot. 7. What is the best thing you have eaten during this crisis? My wife is at home, so she cooks more. She likes to buy lamb and beef from the Muslim halal butcher at the vegetable market close by. Our vegetables are from there too. My son likes to help with cooking. Today they made lasagna, from scratch. Most food shops are open, even some restaurants for take out. Some Chinese shops have closed. Hope there are still one or two open in the city. But that’s just for spices and sauces like 老干妈. 8. What has worried your family and relations in this crisis? My parents stay at home. My sister lives very close to them, and her sons help them. One of them is studying to be a doctor, he was working in a hospital. Hope he is ok. 9. In this global crisis, what do you think about poets writing poetry? Have you written poetry in this time? This is a very good time for writing, reading, translating, even for distributing and discussing poetry, at least online. I have followed the situation in China. People compared the slogans warning you not to go out, some of these were very nasty and violent, to the writing on boxes sent from Japan, relief goods for Wuhan. There was Tang poetry on there, to remind people of their common heritage. Something about mountains and streams, 山川異域, 風月同天. Reminds me of Du Fu, mountains and rivers remain. So people compared this ancient culture to the crude slogans and said we should learn from the Japanese. Then one guy wrote an article in the Yangtze daily 长江日报 on February 12 and quoted Adorno who said poetry after Auschwitz was barbaric, so we don’t need poetry from Japan, because of what the Japanese did in the war. Any simple slogan was better, no poetry required, he said. But Tang poetry is very much what defines China, Chinese culture, also poetry in general. So everyone trashed this guy online. And people wrote even more poetry than before, a lot of it related to the crisis. Poems for Dr. Li Wenliang, the eye doctor from Wuhan who was one of the early whistle-blowers in late December 2019, and got reprimanded, and continued to work and died from the virus. That was world news, everyone knows this, also here in Austria. So in China on the whole there is a creative burst in this crisis, which is a very good thing, it gives hope. Some of these new poems are really very, very good. Yes, I have written a few poems myself. Some are related to China. I’ll see how it goes here in Europe. People have to stay at home, so they have more time for artistic pursuits, making music, for example. Singing from the balconies. 10. When the crisis is over, what are you most eager to do? Don’t know yet, it has only just started here. Go out, meet people. My book is coming out in China, “Finally We Have Snow”, translated by Yi Sha. Should have come out in February. So I had planned to present the book in China this spring, at the Austrian embassy in Beijing, and at other places, maybe Xi’an etc. Anyway, my expertise is in intercultural, international contact with Chinese language, literature, poetry. So I am most eager to work in this field. 11. What do you think about the global situation? It has brought people together. It is good for the climate, hopefully also for the social climate locally and internationally. There are always people who play us and them, but people do have a lot in common, much more than we realize. And now we have this one thing in common, globally. Everybody seems to agree on that. 庄生访谈:十一问
Am Drachenrückenberg gibts heuer keinen Drachentanz. Wir bitten zwei Taoisten, mit Mundschutz, an der Kreuzung lesen sie aus den heiligen Schriften, mit dem Rücken zur Lehmmauer mit der Viruswarnung. Sie verbrennen Totenpapier und Feuerwerk, und die Bauern beginnen zu pflügen.
Something in my heart has died,
something that keeps me warm and alive.
You hurt me bad,
I hope I never hurt you this way.
Something in my heart walks again,
something that makes me go on.
I hope you feel it as long as you live.
MW April 2019
JESUS LIVES – IT’S ALIVE!
God is poetry
& the other way.
A spectre is poetry
& the other way.
A spirit is poetry
& the other way.
I live in poetry,
in God, if you will.
Always in more stuff
than I’ll ever know.
People have risen.
Hallelujah!
Not “The Chinese People”,
people.
Just people,
unjust people,
& those in between.
In Egypt.
Anywhere.
People will.
Jesus
is often too big,
our pastor said.
Look for the personal stuff,
when Jesus calls
someone by name.
Otherwise it’s too big,
all of it.
Or too empty,
when I read
Jesus lives
on a wall
in the middle of nowhere.
Anarchy works better,
almost any graffiti,
most of the time.
It’s not empty,
Jesus is very much alive
in Chagall’s crucifixions.
spring is a wonderful season
you can smoke outside
you can smoke a pipe if you like
without gloves and a skisuit
and still feel the cold
if you don’t run or ride a bicycle
or even walking is good enough
most of the time
you listen to
The Rolling Stones
The Last Time
for the 145th time
or whatever
and feel the tragedy
of the whole thing
Why are we here?
Why are we alive?
To look at the moon.
To think of each other,
to help each other,
to work for each other.
Why are we here?
To look at the moon.
To feel spring.
Why are we alive?
To feel alone,
to feel hurt.
Why are we here?
To look at the moon.
To look for each other,
to be together,
to smell the night.
Why are we alive?
To feel cold.
To hear the city,
to hear each other.
To look at the moon,
whenever we can.
MW March 2019
LI BIFENG
Daddy, who is this?
He is called Li Bifeng.
I just translated a poem by him.
He is in prison.
They are all in prison.
This one is a writer, too.
Why is he in prison?
He took part in protests, demonstrations.
Demonstration, you remember what that is?
Yes, we were in one together this year.
Where is this?
This is in China.
What else did he do?
He organized strikes.
Do you know what strikes are?
No.
Strikes are when workers in a factory say they won’t work,
all of them.
To get better pay.
To get insurance, you know what that is?
When you are sick, to get money
from insurance so you can get a doctor,
go to hospital.
Daddy, are there any places with no government?
Good question.
There are some places where women are in charge.
They own the land, they run things.
Used to.
Sometimes still do.
Places in China.
Well, they should.
Women are important. Women bear children.
I don’t know if there are any places with no government.
There are some places with not many people at all.
Deserts, mountains.
MW 2013
COMING ROUND
the moon is coming round
she will be perfectly full very soon
she has been out cold for a very long time
people like her
they try to revive her
she’s coming round
it’s always like that
this time of the year
No matter how time
goes back in a circle
in Chinese style,
you have just one life.
Once you are awake
you can’t go back to sleep.
Once you have stood up
you can’t kneel down again.
Once you start learning
you can’t play dumb.
Once you start flying
you cannot go down.
February 2019
Translated by MW, Febr. 2019
Yi Sha MONDNEUJAHRSSCHWUR
egal wie die zeit
wird wie sie war
im chinesischen kreislauf
du hast nur ein leben.
sobald du aufwachst
darfst nicht mehr schlafen.
sobald du aufstehst
darfst nicht mehr knien.
sobald du aufgeklärt bist
kannst nicht mehr dumm spielen.
sobald du fliegst
kannst nicht mehr landen.
vor langer zeit schon
haben wir von diesem vogel gesprochen
keine ahnung woher er gekommen ist
wir waren ganz aufgeregt
er hat uns zum lachen gebracht
an einem abend im winter
in der nacht, da ist er gekommen
wir haben tief geschlafen
niemand hat ihn gesehen
erst in der früh im sonnenlicht
haben wir auf dem glas
einen kleinen schatten bemerkt
der war lange dort
und wollt noch nicht weg
wir haben den winter verflucht
das lange schlafen im winter
wir wollten eine rote lampe
dauernd brennen lassen
um dem vogel zu sagen
dass wir auf ihn warten
die trauben im hof
sind wieder auf dem rahmen gewachsen
die fenster waren nicht mehr zu
wir haben noch auf den vogel gewartet
an einem samstag
bedeckter himmel, kein regen
sind wir zusammen ausgegangen
um ein neues kleid für mich zu kaufen
es ist dunkel geworden,
bei dem wonton-laden mit vielen leuten
haben wir jeder zwei große schüsseln gegessen
auf dem weg zurück
waren wir ganz still
haben uns innerlich nicht wohl gefühlt
daheim angekommen
die lampe im hof ist aufgeflammt und erloschen
eine kette von grünen trauben war auf den stufen
wir sind zugleich stehen geblieben
haben in den himmel geschaut
gleich wieder auf den boden
er war hergekommen
wir haben nicht gewagt, von ihm zu sprechen
nur im stillen an ihn gedacht
gefürchtet, dass er nie wieder erscheint
endlich war die tür offen
der rote glanz hat geleuchtet
auf dem karierten papier
du hast nicht schreiben können
ich wollte das neue kleid anprobieren
und hab die knöpfe nicht aufgekriegt
spring wind, a pair of cattle trying to mate
first time it won’t work
second time, with the help of the holder
they finish the old rite of life
joy is so short, giving birth takes so long
spring wind, please give this moaning cow
a reason not to cry
die seele der feste ring
aus stroh den du aufheben kannst
für den nächsten adventkranz
seelen halten viele jahre
sind aber auch gut
für ein beet am balkon
in ostrava
früher mährisch-ostrau
im großen technischen museum
im eisenwerk vitkovice
steht ein schneckenhaus für die seele
netter versuch
das museum hat insgesamt ziemlich viel seele
allein schon der garten
und jede der vielen vielen abteilungen
sehr viel interaktiv
penisse
vorne gegabelt bei manchen tieren
delphine
fische anpeilen
schwierig für menschenohren
am eingang der ct-scan
stell dich hin
heb den arm, langsam
du siehst in den körper
von den füßen hinauf
mann oder frau
weiß nicht ob sie auch kind haben
nein es ist nicht dein eigener körper
es war ein sträfling
erklärt die nette junge dame
für uns auf englisch
2000 mal in scheiben geschnitten
die frau 2500 mal
es war in amerika
wie gesagt das museum hat seele
nicht zu reden vom ganzen gelände
sehr zu empfehlen!
in christlichen ländern
hat man das allerschlimmste gesehen
jesus und seine jünger
feierten den letzten seder
dann wurden sie vergast & verbrannt
keiner ist auferstanden
außer manche
in der erinnerung
MW Karsamstag/ Osternacht 2017
SCHUSSSTRICH
manchmal hört man
manche meinen
man solle einen schlussstrich ziehen
es gibt umfragen
was kann man alles ziehen im leben?
das schaffnerlos?
was kann man ziehen
vor der vernichtung
nach der vernichtung
vor der vernichtung
schussstriche könnte man ziehen
linien
MW Karsamstag/ Osternacht
BOTSCHAFT
die botschaft von ostern
ist fürchtet euch nicht
singt und freut euch
sagt es weiter
etwas ist stärker
als alle macht
als alle staatlichen wächter
fürchtet euch nicht
ostern ist der sonntag
nach dem ersten vollmond
im frühling
ostern hat mit eiern zu tun
die erde eiert
heut ist der mond schon ziemlich voll
morgen ist palmsonntag
MW April 2017
MACH
mach ein herz
mach eine blume
mach eine sonne
mach einen stern
bitte zeichne mir ein schaf
MW April 2017
BELIEF
when I was small
i believed in god
now i’m still small
MW April 2017
GLAUBE
als ich klein war
hab ich geglaubt
jetzt bin ich
immer noch klein
MW April 2017
信仰
小時候
我相信上帝。
现在
我還是很小。
2017/4
Photo by Juliane Adler
OSTERGESCHICHTE
Jesus war ein Jude,
er wurde gekreuzigt.
Was er hinterließ
gehörte später den Christen.
MW April 2017
EASTER STORY
Jesus was a Jew,
he was crucified.
What he left behind
belonged to the Christians.
MW April 2017
HIT-MAN
clinton would have done
exactly the same
there was nothing wrong with hillary
except she wasn’t bernie
MW April 2017
ESOTERISCH
ah so terrisch
bä so terrisch
ce so terrisch
de so terrisch
eh so terrisch
eff so terrisch
geh so terrisch
ha so terrisch
ih so terrisch
jeh so terrisch
ka so terrisch
el so terrisch
em so terrisch
en so terrisch
oh so terrisch
peh so terrisch
queh so terrisch
err so terrisch
es so terrisch
teh so terrisch
uh so terrisch
vau so terrisch
weh so terrisch
ix so terrisch
ypsilon so terrisch
zet so terrisch
ah net so terrisch
…..
MW April 2016
(terrisch/ derrisch = schwerhörig)
CHINABOX
lea schneiders chinesischer name
kling ein bisschen wie syrien
eine sehr schöne anthologie
sehr sehr reichhaltig
sehr zu empfehlen
sehr gut übersetzt
sehr frisch
das vorwort ist größtenteils gut
leider nicht dort
wo das wort dissident fällt
niemand hat eine ahnung
der nicht im häfen war
oder akut in gefahr
also hab ich auch keine ahnung
weiß nicht ob lea
gedichte von woeser kennt
eine sehr schöne anthologie
sehr sehr reichhaltig
sehr zu empfehlen
sehr gut übersetzt
sehr frisch
lea schneiders chinesischer name
klingt ein bisschen wie syrien
MW April 2017
(Häfen = Gefängnis)
EMMET TILL IN AUSTRIA
we have a 14-year-old
who was brutally killed
shot in the back
by a murderer
who still serves
as policeman
MW April 2017
TO WRITE A POEM
you have to be open
to something different
you have to be open
to something good
sometimes
something
that hurtles,
that hurts.
you have to be open
to hold your step.
you don’t have to be anything.
MW April 2017
BLESSING
bless the unruly
blessed be what happens
blessed be what’s not planned
bless what’s just there
blessed bee
blessed butterfly
blessed butter
blessed batter
bless this batty old bat
blessed hat
bless mother
bless father
bless grass
bless matter
bless them they read
they believe anything
MW April 2017
POESIE
wer poesie übersetzt
soll halt dichter sein
in der übersetzung
dichterin der übersetzung
wer übersetzt
ist fährmann
oder -frau
oder unfair
aber halt bitte nicht
salbungsvoll
After the public transport reform,
our leader has no company car.
To save money,
he takes out a public transport card.
His first day on the bus:
shows his card unasked,
goes to sit down.
“Read your card!”,
says the driver.
Our leader reads it out loud:
“Beijing City Public Transport Card!”
Driver points to the card reader, shouts:
“Read it here!”
Leader returns to the machine by the door,
his voice loud and clear:
“Beijing City Public Transport Card!!”
Tr. MW, Nov. 2016
Cai Xiyin KARTEN LESEN
Nach der staatlichen Wagenreform
hat unser Chef keinen Dienstwagen mehr.
Um Geld zu sparen,
nimmt er sich eine Verkehrskarte.
Dann fährt er zum ersten mal mit dem Bus,
zeigt von selbst seine Karte,
geht zu den Sitzen.
Der Fahrer sagt:
“Karte lesen!”
Er nimmt brav die Karte und liest:
“Pekinger Verkehrsbetriebe!”
Der Fahrer zeigt auf das Lesegerät
und brüllt ihn an:
“Hier lesen!”
Unser Chef geht zurück zum Gerät an der Tür,
liest laut und deutlich:
“Pekinger Verkehrsbetriebe!”
29. November 2016
Übersetzt von MW am 30. November 2016
zum thema kulturrevolution
gab es grosse konferenzen
dann kleine tagungen
dann unterhaltungen mit ein paar menschen
dann erinnerung in schweigen
erinnerung wurde zu einsamen zeichen
schriftzeichen wurden zu ziffern
1966-1976
= – 10, sagt die enkelin vom alten xiao
Übersetzt von MW im November 2016
Zuerst präsentiert auf Weibo und WeChat in Yi Sha’s NPC 新世纪诗典.
opa wurde als grundbesitzer bezeichnet.
papa konnte nicht heiraten,
obwohl er schon ziemlich alt war.
im zorn hat er deshalb
mit opa gebrochen
und meine mutter hat mich geboren.
Übersetzt von MW im November 2016
Zuerst präsentiert auf Weibo und WeChat in Yi Sha’s NPC 新世纪诗典.
wenn ich will, dass mein mann etwas tut
sag ich am satzende “ah”.
zum beispiel
setz teewasser auf, ah!
trag den müll raus, ah!
dreh den fernseher ab, ah!
aber wenn er etwas von mir will
macht er das nie
Übersetzt von MW im November 2016
Zuerst präsentiert auf Weibo und WeChat in Yi Sha’s NPC 新世纪诗典.
April 15, 2016 in Vienna. #Schutzbefohlene *
Spring is a wonderful season,
trees spilling their green.
Some are cut, some are planted.
Downstairs across they are planting a park,
used to be train tracks.
Last year we had refugees at the station.
Spring is a wonderful season.
They said it was 90,000 people or so
in all of Austria,
mostly in a few months,
who wanted to stay in this country.
Ten times more went on to Germany.
So many people wanted to help.
Train workers, even police.
Volunteers, often more than enough.
We live in the neighbourhood.
My daughter Maia went down to play with the refugee children.
After a while she knew the volunteers.
It was safe.
The refugees staid down by the station.
Some people from our house took in refugees.
There was discussion to use the shop,
the empty shop downstairs in this new house,
for refugee quarters.
Just for the winter.
That shop has bathrooms and everything.
But then they closed down at the station.
It was in December.
They took them with buses, they said, from the border.
On to Germany.
If you said you wanted Germany, they let you in.
They were building a fence.
So in December, the station was empty.
Maybe Mid-December.
No quarters in our house.
But people still coming in.
Coming up through the Balkans, used to be Yugoslavia.
In early January we played Tarot down in the library.
We have a library in our house.
And we play cards, for a few pennies.
On Friday nights.
We have had readings, and even theatre.
Gudrun and Peter, they built a stage.
Downstairs in the big common room.
We had a night reciting Bob Dylan.
Down you masters of war.
But then in January, there was Cologne.
In Cologne at the train station, on New Year’s Night.
Hundreds of women harassed.
Raped, one or two.
Many foreign men there at the train station.
Not enough police, or police doing nothing.
We should discuss this, one of us said.
We had been playing cards.
What is there to discuss, there ‘s not much in the news.
Maybe social networks did play a role.
I want to discuss this.
These refugees becoming a problem.
What is there to discuss, there’s not much in the news.
These refugees becoming a problem.
A discussion is stupid, without any facts.
So one of us went away in a huff.
Later I was away, I was in China.
In southern China, a poetry trip.
From southern China to Southeast Asia.
Self-organized.
The year before they went to Vietnam.
Wrote some good poetry.
Vietnam wars in the background,
including China attacking Vietnam.
And other stuff, daily life.
Morning routine.
This year I went with them through Southeast Asia.
Poets from all over China. 16 or 17.
One or two guides.
Guides of Chinese extraction.
Thailand, Singapore. And Malaysia.
Then back to Nanning, to southern China.
Poetry meetings, almost every night.
Sometimes more.
One time in the airport.
Plane was delayed, nothing better to do, call a poetry meeting.
Poems written there on the road.
Yi Sha has this dream, before every border.
Dreaming they won’t let him through.
Normally he writes down all his dreams.
Makes for good poetry.
But not this time, he was afraid.
Only when we were safe in Malaysia.
They had a crackdown, in Kuala Lumpur.
There was an attack in Indonesia.
Muslim majority in Malaysia, too.
If the father is Muslim, the child has to be Muslim.
Not Chinese or anything else.
It was not like this before.
At least according to our guide.
They have elections and a Sultan.
Or they call him a King, at least in Chinese.
It’s a beautiful country.
Tribes in the woods.
Our guide lived with a tribe for a week.
For a project at university.
She was very young, has a small child.
She speaks Fukien Chinese.
Mandarin with the tourists, of course.
Liked to talk about sex.
Malaysian men with many wives.
Just a few Muslims, who can afford it.
On February first, I came back to Austria.
Refugees still coming, though not so many.
News had been shifting.
Creating a climate against refugees.
We put a limit on loving our neighbours.
That was a poster.
The foreign minister, he’s very young.
The interior ministress.
She’s not there any more now, she’ll become governess.
Governor of Lower Austria.
And the candidate.
Their candidate for Federal President.
President is just a figurehead here.
Like in Germany.
In Germany, he is elected in parliament.
So he is from the majority party.
He or she.
In Austria, everyone votes for the President.
Everyone should.
Everyone is automatically registered, every citizen.
Nowadays you can vote in advance.
Local district office.
Ballot per mail, or there at the office.
That guy for limits on loving your neighbour won’t make it.
He’s trailing far behind in the polls.
But his policies are federal policy.
They let that happen, the Social Democrats.
They are the majority.
But they let it happen, they are just like the rightists.
News had been shifting.
These refugees becoming a problem.
Some Social Democrats work with the Rightists.
Those other Rightists.
That Freedom Party.
Some Neo-Nazis.
Some Neo-Nazis cling to this party.
Some were just Liberals.
In the 1980s they were for joining the European Community.
Anyway now they are shameless Rightists.
Austria should not be ashamed, they proclaim.
Including old Nazis, including SS.
And Social Democrats think they should work with them.
But they are trailing, the Social Democrats.
Maybe their candidate will fall behind,
though not as far as the one with the limits.
They are far behind, both of them.
Three candidates are in front.
Front-runner is from the Green Party.
They always were for refugees.
And there is a woman.
Not from a party.
A former judge.
Liberal views, for the economy.
Definitely not from the Left.
Those two were leading.
But Freedom Party candidate is closing up.
No, he doesn’t say we are all Germans.
Though he says many things.
Austrians first, don’t be ashamed.
Don’t be ashamed of anything.
Works better than just talk about limits.
So I’ve voted already, ten days in advance.
I’m afraid.
That Freedom guy is worse than Trump.
Similar causes why they are so popular.
Austria is very small.
President is just a figurehead.
But I’m afraid.
Austria becomes Hungary.
Headline in Switzerland, two days ago.
Rightist government, fences.
Italy protesting, not only Greece.
Against Austria, in the EU.
EU has been weak.
Rightist reactions in Eastern Europe.
Rightist rhetoric against refugees.
From Social Democrats, some of them.
EU is weak, was very weak in the Yugoslav wars.
Mid-April sun is shining outside.
Spring is a beautiful season,
trees spilling their green.
Some are cut, some are planted.
Downstairs across they are planting a park.
Martin Winter
April 15, 2016
*Schutzbefohlene means people placed under protection. It is the title of a play by Elfriede Jelinek, the Austrian author who won the Nobel prize for literature in 2004. She wrote the play in 2013. It was performed, by refugees, at University of Vienna on April 14, 2016, when a group of rightists stormed the stage. They sprayed red paint and reportedly injured performers, including children. I wrote the long poem above on Friday morning, April 15. I had not been at the performance and knew nothing about the incident before my text was finished. But I think my text works as background reading, at least.
Every day needs a moment about life and death.
A tiny boat, riding away from stinky shoes.
A roamer, a heart with a powerful motor.
And you love oblivion, pleading to be forgotten.
Out of daily life, binding and harming you,
you obtain freedom, imagination!
2)
Not that doves triumph, just that lambs do not deserve death.
Not that blades go rusting, just that bombs don’t explode.
Not that fathers be strong, just that mothers wipe away tears.
Not that god’s in his heaven, but the devil forgetting the deal.
Please don’t always groan about yourself; you need to think
of him or her on this world also in sorrow, in prayer.
Tr. MW, March 2016
Shen Wei GEBET
1)
Jeden Tag brauch ich eine lebenswichtige Zeit:
Eine Nussschale, weg von den stinkenden Schuhen.
Ein Fahrender mit einem Motor im Herzen,
der das Vergessen liebt, fleht, dass die Leute nicht an ihn denken.
Weg aus den Wickeln, den Wunden des Alltags,
erlangst du Freiheit, was du dir vorstellst!
2)
Nicht dass Tauben triumphieren, nur dass Lämmer unschuldig bleiben;
nicht dass Messer rosten, nur dass Bomben verstummen.
Nicht dass Väter gesunden, nur dass Mütter Tränen wegwischen;
Nicht dass Gott sei wo er sein soll, nur dass der Teufel den Handel verschläft.
Führ bitte nicht dauernd dich selbst im Mund. Denk an jemand,
der oder die sich ebenso sorgt auf der Welt, betet wie du.
Dieser Monat
ist kürzer als alle anderen Monate.
Ungefähr zwei, drei Tage.
An diesem Tag
ist der Monat zu Ende.
Früher als in allen anderen Monaten.
An diesem Tag
gingen viele Menschen
zu früh in die Nacht.
Und mit diesem Tag war es noch nicht zu Ende.
Unterbrochen
von Schüssen,
von Weinen.
Begraben unter der Asche.
Darüber lauter Asphalt.
Jedes Jahr
bittet jemand für diesen Tag um Verzeihung.
Jedesmal weiß man nicht für wen.
Jedes Jahr
genießen alle den Feiertag.
Eilen auf dem Asphalt,
gehen ins Kino.
Gehen in Restaurants,
empfohlenen im Internet.
Stehen Schlange, um Frühlingskleider zu kaufen.
Eine Statue wird verhüllt.
Niemand weiß, ob der Kopf
Reue zeigt oder grinst.
Vor vielen Jahren an diesem Tag
klang ein Lied aus dem Trichter.
78 Umdrehungen,
ein Lied vom Duft in der Nacht.
“Nacht ist Tag, Tag ist Nacht.
Im Finstern leben, wie kommt man zutag…”
ein bisschen fasten
wär wirklich schön
40 tage keine kronenzeitung
40 tage null mikl-leitner
40 kurze tage kein kurz
40 tage keine begrenzten
keine nächstenliebebeschränker
keine rachenverbreiter
dann immer drei tage weiter
keine auferstehung!
there is a tree in front of our bathroom
in winter the tree doesn’t change
beautiful
tall
I stare at the tree
I want to open the window and have a smoke
peaceful like sitting under the tree
in this non-smoking house
on the rim of Berlin
every day I put on a coat
take a look around
try to open the door
take a walk
light a cigarette
smoke
walk back in
“So beautiful!”
I stare into space
then I realize
he is talking about my belly.
Bulging,
20 weeks pregnant.
Actually I don’t think it’s beautiful.
It’s rather scary.
But I don’t want to disappoint him,
so I tell him I share his opinion.
heute ist karfreitag
ein strahlender tag
viel schöner als viele andere tage
wolken und regen, aber nicht viel
wolken und regen heißt etwas anderes
in der sonne ist es recht warm
der wind ist noch kalt
heuer ist ostermontag der tag des grabes
in china
mein vater ist grad 75 geworden
unser sohn ist 10, unsere tochter ist 12
als baby war sie ein engel
wenn sie nicht schrie
vieles war nicht leicht
vieles ist ungewiss
vieles klingt vielversprechend
manches ist jeden tag fast dasselbe
unsere tochter schreit immer noch
und ich auch
heute ist karsamstag
eine zeitlang war es wärmer als gestern
a slice of lemon
a slice of tangerine
a ginger cake
finally we have snow
MW Dec. 28, 2014
Yi Sha DREAM #203
I am on an iron ladder
on the side of a tall building
I’m facing outside
stepping down slowly
outside of my dreams
I’m not at all afraid of heights
but in this dream
my hands and feet are cold with fear
I’m risking a look
down to what I call
mother earth in my poems
getting dizzy
wanting to fall, headlong
gingerly feeling my way
step by step
finally
losing my feet
but – I’m still okay
because by now
it’s not more than a man’s height to the ground
lightly and softly
my feet touching down
just a bit of relaxing
just a bit of the sun
gleaming on every spire
just a bit of the world
settling down for the evening
and the birds sing for springtime
just like they did when I was a kid
although everything’s new
all the shiny new buildings
in this new part of town
though we’re close to the center
you can see every ridge
it’s a beautiful city
beethoven walked here,
and schubert and brahms
and vivaldi was buried
unmarked, just like mozart
it’s a beautiful evening
of a beautiful sunday
they had eu elections
there is hope for the future
this city is fortunate
this city was worse
the worst on the planet
they voted for hitler
and killed all the jews
and then it was bombed
and then our parents
came here and we grew
and moved elsewhere and now
we are here in this building
in this town on this world.
the city is growing
it is still rather small
it was big and growing
in 1914
now we have the eu
there is privatization and deprivation
all over the continent
still it is springtime
let us build something new.
MW May 25, 2014
Picture by Juliane AdlerTrain station in Liesing, Vienna
李勤岸Li Khin-huann
Translated by Tiunn Boo-thinn 譯 …
We planted sunflowers at Parliament
To bring some sunshine inside
To bring all that mold to light
To bring the people’s rights to light
We planted sunflowers on the president’s lawn
To throw the floodgates wide open
And flood away the steel webs of a dictator
And let the young whales of democracy swim on, and on and on
We planted sunflowers in the streets
To bloom come rain and bloom come wind
To bloom for always and for all days
By the darkening roads we must yet take
We’re planting flowers in every alley and every valley
In the cities and in the country
In the mountains and by the sea
The sun will still flower
May the will of young hearts
Rise up high in our free skies
阮種日頭花
–《人面冊ê花蕊》264
李勤岸
Li Khin-huann
WE PLANT A SUNFLOWER
we plant a sunflower in parliament
to draw in the sun
stir up the poor state of our congress
stir it up for the rights of our people
we plant a sunflower in the president’s palace
to call a young sea spirit of Taiwan democracy
to stir up a flood
to sweep away the iron nets of dictatorship
we plant a sunflower on every street
to brave wind and rain
to stir and bloom
to shine a light on our dark road ahead
we plant a sunflower on every corner
in the village in the city
on the mountains at the sea
to stir and bloom
our spirit of youth
will brighten our homeland and our skies
We teach our kids to believe in justice.
You torture righteous children to death
and exonerate murderers.
We teach our kids to believe in peace.
You betray the people’s trust for your profits.
We teach our children honesty.
You swindle voters, they pay the bills.
We teach our kids democracy.
You auction off our rights on the side.
We teach our children respect.
You trample poor people under your feet
and then give out alms.
We teach our children to live in justice.
You wheel and deal and sell off their homes,
let them drink pesticides crawling and crying.
You call our children a violent mob.
Their clothes may be dirty, at heart they are pure.
Your clothes are perfect, calmly you put on your elegant ties
and wrap the filth in your hands.
You say you’re calling on education
but you let police clobber our children
and have them arrested as criminals.
What we taught our children went against facts.
They had to memorize and recite
and write it one hundred times if they failed.
Now they won’t believe what we tell them.
We put down our textbooks
to practice democracy,
exercising a spirit you never knew.
Protect our children!
Don’t let your cold-blooded thinking sentence them to death.
We are fighting to testify for all those pure and gentle hearts.
Hai Zi
BEIJING SPRING (FACE THE SEA, SPRING IN BLOOM)
from tomorrow, let me be happy
feed horses, chop wood, let me travel the world
from tomorrow, vegetables, grain
I have a house, face the sea, spring in bloom
from tomorrow, writing my family
tell everyone how I am happy
this lightning happiness tells me
what I will tell everyone
give every creek every peak a warm name
stranger, I want to bless you also
may your future be bright
may your lover become your family
may you find happiness in this world
I only want to face the sea, spring in bloom