Durch die Erderwärmung
schmelzen am Nordpol große Flächen.
Ein 4000 Jahre alter
Schädel eines Inuit
lugt aus einer Eisscholle.
Er liegt auf dem Eis
und fährt durch das Meer,
vorbei an Europa, Afrika, Asien,
am Ende
über den Pazifik
bis zum Südpol.
2022-08-19, Shanghai
Übersetzt von MW im November 2022
The pandemic has brought original problems out for all to see very clearly War has brought original problems out for all to see very clearly and even faster economy problems society problems relationship problems ordinary people what can they do? we need to help each other that’s clear for all to see what else can we do? we thought society as it was economy as it was relations as they were would go on like that nothing could stop it well, we were wrong
MW April 2022
PROBLEME, DIE DA WAREN
Die Pandemie bringt die Probleme, die da waren, ganz klar heraus. Der Krieg bringt die Probleme, die da waren, ganz klar heraus, und zwar noch schneller. Die Wirtschaft, die da war. Die Gesellschaft, die da war. Die Beziehungen, die da waren. Was können die Leute da tun? Wir müssen einander helfen, das ist auch ganz klar. Was kann man noch tun? Früher haben wir geglaubt, die Gesellschaft, die da war, die Wirtschaft, die da war, die Beziehungen, die da waren, das geht immer so weiter, das hält niemand auf. Das ist gar nicht so, da kommt man halt drauf.
Ich war in Osteuropa in einem Weingarten bei einer Kleinstadt.
Strauch und Gras, alles still. Niemand empfängt uns.
Kein kleiner Hund, keine Katze.
Aber es war ein sehr schöner Spaziergang.
Ich war in Teheran im Zentrum in einem Park,
Muslime breiten Teppiche aufs Gras, da sitzt man im Kreis,
Burschen und Mädchen tauchen die nackten Füße in den eiskalten Kanal.
Sie sind froh, tun nicht nur so.
Ich war auch in einem dichten Wald bei New Jersey,
am Straßenrand geparkt, ein Hirsch rennt schnell weg.
Die Leute dort sagen mir, von ganz nah
schaut mich vielleicht ein Wolf kaltblütig an.
Überall wo ich hingeh, hör ich die Ansage:
Wenn Sie aussteigen, achten Sie auf Ihre Wertsachen!
Ich hab mir gedacht, die wertvollsten Sachen, die ich bei mir hab,
das bin ich selbst, und mein Herz.
You think
you have to say what’s right.
So you write
sodden poetry.
No one has to say what’s true or not.
If you have a feeling
you can write how the war is absurd,
how people suffer.
You can write what you feel.
You cannot write
what people should think.
Yesterday I told a friend
a story from the year 2000.
I was in Xinjiang,
spent the night in Kashgar.
In the lobby at the hotel,
someone screamed:
Wanna fight?
In several languages,
including Chinese.
Huge guy,
not a bad fighter.
Some people tried,
couldn’t get past him.
I said something,
don’t remember exactly,
maybe let’s sit down,
have a drink.
He calmed down a little,
sat down with me, told me his story.
He was from Kazakhstan,
going back and forth
buying and selling,
had been on the road for many years.
He spoke Russian at home.
At that time Putin had just come to power.
He really liked Putin,
Putin would reinstate the Soviet Union.
We were sitting and talking,
sometimes he would get up
to see if anyone
would want to fight him.
Calming down
was a process.
I remember feeling
he was very direct,
I could respect him.
At the same time
I was hoping no one would get hurt.
I respect him,
like every ordinary person.
He is a person,
his Putin is a fantasy.
A rather funny fantasy at the time.
You are an ordinary person,
you tell me your fantasy,
I don’t get mad at you.
You think a poet
has to tell you what’s true.
On the contrary,
you can say what you feel,
what’s in your heart.
Some say it well,
it gets very moving.
If you take your fantasy
to tell people
what you think is right,
I’d rather have that guy
who wanted to fight.
du glaubst
du musst sagen was richtig sei
deshalb schreibst du
schlechte gedichte
niemand muss sagen was stimmt oder nicht
wenn du das gefühl hast
kannst du schreiben wie absurd der krieg sei
wie hilflos die leute
du kannst schreiben was du spürst
du kannst nicht schreiben
was irgendwer denken soll
gestern hab ich einem freund
eine geschichte erzählt
im jahr 2000, vor über 20 jahren
war ich in xinjiang unterwegs,
nicht weit von pakistan
hab in kashgar übernachtet
im hotel in der lobby
hat auf einmal einer geschrien
wer will mit mir raufen?
in mehreren sprachen
auch auf chinesisch
ein grosser kerl,
wahrscheinlich betrunken
nicht schlecht im raufen,
ein paar habens versucht
ich hab mit ihm geredet,
vielleicht hab ich gesagt,
trinken wir was zusammen
er hat sich hingesetzt und erzählt,
er sei ein händler aus kasachstan,
er lebe schon viele jahre auf reisen,
kaufen und verkaufen
in seiner familie spreche er russisch
putin war damals erst grad an der macht
der raufende händler
war sehr für putin
putin werde die sowjetunion wiederherstellen
wir sind gesessen und haben geredet
manchmal ist er noch aufgestanden
er hat sehen wollen
ob noch wer bereit war zu raufen
es hat länger gedauert
es war ein prozess
ich hab das gefühl
er war sehr direkt
ich kann ihn respektieren
gleichzeitig hoff ich
dass niemand verletzt war
ich respektier ihn
ich respektier alle gewöhnlichen leute
hoffentlich
er ist ein mensch
sein putin ist seine vorstellung
damals eine eher lustige vorstellung
du bist ein gewöhnlicher mensch
du erzählst mir was du dir vorstellst
ich reg mich nicht auf
du glaubst ein dichter
muss sagen was richtig sei
ich mein im gegenteil
du kannst von deinen gefühlen erzählen
was du auf dem herzen hast
manche können das sehr bewegend
wenn du deine vorstellung nimmst
und allen sagst was stimmt oder nicht
dann hab ich noch lieber
den raufenden händler
MW auf Chinesisch am 5. April,
auf Deutsch am 6. April 2022
A very long table.
One lone guy
sits at one end.
He’s dead.
Maybe this is the last thing recorded.
Maybe all other records are lost.
Hard to say
who is going to watch it.
MW 30/3/22
AUFZEICHNUNG
Ein sehr langer Tisch.
Ein einsamer Kerl
sitzt an einem Ende.
Er ist tot.
Vielleicht ist das die letzte Aufzeichnung.
Vielleicht sind alle anderen verloren gegangen.
Schwer zu sagen
wer sie anschauen wird.
MW Chinesisch 29. März 2022, deutsche Fassung 5. April 2022
GEDICHTE SCHREIBEN
Gedichte schreiben ist keine Schule,
es ist ein Spiel für zwischendrin.
Schreiben ist nicht etwas begründen,
Gedichte sind grundlos.
Manche haben Regeln,
Regeln des Klanges,
eine Stimmung für die Musik.
Klang und Bedeutung sind nicht zu trennen.
Im Kern des Gedichts steckt dein Gefühl.
Dein Gefühl, wenn dus schreibst,
dein Gefühl, wenn dus liest.
Dein heimlicher Spaß außer der Schule,
deine diebische Freiheit.
MW Chinesisch März 2022, deutsche Fassung 5. April 2022
Gestern hier in der Klasse
hat jemand gesagt,
Gedichte Schreiben sei grundlos.
Heute werden wir diskutieren
warum diese Annahme
völlig grundlos ist.
Werfen wir einen Blick
auf das Buch der Lieder,
aufgezeichnet um 500 vor unserer Zeitrechnung.
Darin sieht man ganz deutlich
den Stand der Gesellschaft,
die Situation der Zentralebene.
Schauen wir noch
auf andere Kulturen,
zum Beispiel sumerische
oder ägyptische alte Gedichte,
die sind von Gesellschaft und Religion
überhaupt nicht zu trennen!
Ich glaub hier in der Klasse
hat noch jemand gesagt,
durch dreitausend Jahre
seien im Buch der Lieder
die Liebesgeschichten
immer am beliebtesten gewesen!
Das sei ähnlich wie mit dem Hohelied
in der hebräischen Bibel!
Liebesgeschichten
als Liebesgeschichten
sind völlig grundlos!
Gut, Schluss für heute,
morgen schreiben wir Prüfung,
ihr müsst euch gut vorbereiten!
MW Chinesisch März 2022, deutsche Fassung 7. April 2022
Hoffentlich hat jeder gern keinen Krieg,
hoffentlich hat jeder gern keinen Streit.
Ich muss nicht unbedingt sehr viel schreiben.
Deutsch zwei Gedichte, Englisch zwei Texte,
noch ein paar Chinesisch ist schon genug.
Manche Wut muss ich nicht wieder herzeigen.
what did we have ten years ago?
what did not have ten years ago?
we had everything
we must have lacked something
where did we screw up?
where did we succeed?
some things I know
some things I don’t know
it was yesterday
it was long ago
world day of snot
world day of coughing
world day of short breath
world day of exhaustion
world day of pain
world day of forgetting
world day
of spring
or fall
Im Frostwind hat sie sich eingewickelt
wie ein Kohlkopf,
so hockt sie am U-Bahnaufgang.
In der Hand ein Bund Shanghai Pak Choi.
Sie schreit wie ein Dämon:
“Die letzte Handvoll zum halben Preis!”
Jedesmal, wenn sie einen verkauft hat,
greift sie sich ungerührt
den nächsten aus dem Schlangenledersack.
Die U-Bahnstation sperrt bald zu,
mit Händen und Füßen bewegt sie Gemüse.
Der Sack wird zu tief, ihr Arm wird zu kurz,
zum Schluss verschwindet sie halb in dem Sack,
so wie ein Tier in der afrikanischen Steppe
einem anderen reinkriecht, um es zu erlegen.
9/11 is like 1989.
People will remember.
20, 30, a hundred years after.
One such year is more than enough
in a lifetime, if you were there
among the carnage
or when the wall came down,
or was opened, at first.
I was on a beach in 1989,
in the winter.
Weeks on a beach,
and Romania burned,
after Czechoslovakia didn’t,
and so on and so on.
A beach in Thailand, sunset beach.
Sunrise is on the other side
of the peninsula.
There is a mountain in between,
and there was one water buffalo left,
as far as I remember.
Krabi, Krabi! crie the boatsmen,
we didn’t go back to Krabi, the nearest town,
for quite a while.
Newspapers were from days ago, a week ago.
It was a marvelous year.
In 1989, I was in Taiwan, and in between, in the US and in Thailand.
In 2001, I was in Beijing.
Jackie worked in the Austrian embassy.
I was teaching and translating.
We saw it on TV, not right away,
as far as I remember.
We talked to friends and relatives
on the phone.
It was two years after 1999,
when Belgrade was bombarded.
They bombed the Chinese embassy,
it’s still not clear why.
I was in China then too,
in Chongqing.
I cried when I saw the towns over there on TV,
it looked too much like home.
They did to Belgrade what the Serbian side
had done to Sarajewo, and other cities,
and there was the massacre of Srebrenica
and so on and so on.
Yugoslavia is the place in Europa
that had no walls coming down in 1989,
rather some going up, more and more.
In 2012 we did a magazine issue here in Vienna,
Headfirst through the Great Wall of China,
or something like that.
It was crazy.
We had Yan Jun for reciting poetry and drama,
and we had Hui Ye, a very versatile local artist, mostly based in Austria.
Yan Jun is a famous poet and experimental musician from Lanzhou,
lives mostly in Beijing, very much on the fringe.
So we were doing a small local magazine,
but we were so excited, we told all the world!
I did, mostly. It was really great.
We had Yugoslavia, mainland China, Taiwan
and a Turkish German author wrote
the Great Wall was a sleeping dragon
that woke up once in a few centuries
and people came to grief.
And the magazine editor wanted to kill that,
thought it was disrespectful.
I don’t think he knew anyone from China.
How is this about 9/11?
9/11 was like 1989, in a way.
Everyone knows what happened in 1989,
or everyone doesn’t,
depends where you are.
There are still thousands of people
who died in New York on that day,
but there are no remnants.
They are still searching for traces.
liebe freundinnen und freunde, liebe leute, liebe sternchen und stars, liebe familie ;),
hier unten ist ein text. bitte weiterverbreiten, wenn ihr wollt. und oder sagt mir was euch einfaellt. wies euch geht. bin neugierig!
gestern hab ich endlich mein buch aus china bekommen. 2020 im herbst erschienen, die buecher gibts dort in buchhandlungen und online, bis mai 2021 haben sich nachweislich ueber fuenfhundert stueck verkauft. das ist wenig dort, aber immerhin, von wien aus gesehen. oesterreichische kunst und kultur. Uebersetzt von Yi Sha 伊沙 und Lao G 老G.
mein chinesisches handy hat keine umlaute, sorry. oder ich bin inkompetent oder beides 🙂
oesterreichische kunst und kultur, also z.b. auch ein gedicht für den toten vierzehnjährigen florian p., den ein polizist in den rücken geschossen hat, als der bub etwas stehlen wollte in einem supermarkt. dieser text ist drinnen, ebenso wie andere aus beijing, die auch kritisch sind. es ist ein gutes buch. (dieser absatz ist ein nachtrag mit umlauten 🙂
der chinesische zoll hat mehrere mal diese chinesischen buecher aus china nicht durchgelassen. aber diesmal war es sehr schnell, nur zehn tage oder so. xiron heisst der verlag, xiron poetry club 磨铁读诗会 ist die reihe, begruendet von Shen Haobo 沈浩波. sichuan wenyi 四川文艺出版社 ist der verlag der die isbn bereitgestellt hat. es gibt ja keine privaten verlage in china. jedenfalls duerfen nur organisationen der provinzen des staates etc. isbns erhalten, die verkaufen sie dann weiter. sichuan wenyi, da faellt mir ein, wenyi kann auch seuche sein, mit anderen zeichen. wenyi im sinn von kunst und kultur in diesem fall selbstverstaendlich.
FINALLY WE HAVE SNOW heisst das Buch, auf Chinesisch 最终我们赢得了雪. eine zitrone. a lemon also kein superhit vorlaeufig vielleicht. auf dem umschlag ist eine zitrone. sollte eine scheibe sein. ist es ja, ist ja ein bild. a slice of lemon a slice of tangerine a ginger cake finally we have snow ein stueck zitrone ein stueck mandarine ein ingwerkuchen endlich haben wir schnee. das ist das titelgedicht.
manche texte im buch sind in beijing entstanden, manche in wien, viele an vielen anderen orten. manche sind sehr kritisch. manche haben absichtlich oder unabsichtlich etwas beruehrt oder erwaehnt, was dann nicht gedruckt werden durfte. die meisten dieser texte spielen nicht in china. es sind nicht so viele. aber es gibt ein eigenes kleines extra-buch dafuer im verlag fabrik.transit, auch letztes jahr erschienen.
im maerz ist ja auch hier in oesterreich ein buch mit gedichten herausgekommen, auf chinesisch und deutsch. BRETT VOLLER NAEGEL 布满钉子的木板子, NPC-Anthologie. neue poesie aus china. 1.Band A-J, 81 Autorinnen und Autoren, mit Sternchen und Stars.
Dieses zweite Buch habe ich uebersetzt, herausgegeben haben es Juliane Adler und ich. Wird fortgesetzt!
fabrik.transit heisst der verlag, www.fabriktransit.net
das buch ist natuerlich auch vom chinesischen zoll abgefangen worden, obwohl keine dissidentinnen und dissidenten dabei sind, nur sternchen und stars, wie gesagt. ein oder zwei sind durchgekommen. aber es wird gehen.
liebe gruesse
euer
martin
(usw)
GESPRAECHE
ich bin jeden tag im gespraech mit china
mein china ist ein dichter kreis
oder ein loser kreis
von gewinnern
von verlierern
von leuten die gedichte schreiben
von freunden
bekannten
unbekannten
das sind die meisten
leute die schreiben
lesen
schuften manchmal
hoffentlich keine schufte
aber faschisten
aber vorsitzende
europaeische sowjetische asiatische ehemals jugoslawische usw
ihre verteidiger mittelfeldspieler
stuermer
die haben alle gedichte geschrieben
jedenfalls viele
frauen eher weniger
oder gibts solche schuftinnen?
was weiss ich
ich bin jeden tag im gespraech
mit meiner sprache
mit unseren sprachen
Fenstertag,
heute war Schule,
jedenfalls in Leos Schule.
Nächstes Schuljahr
gibt’s nicht mehr,
die Bildungsdirektion
der Stadt Wien,
der Stadtschulrat,
sagt, es gibt kein Geld
vom Ministerium,
um denen, die es brauchen,
noch Schule zu geben.
Das betrifft uns.
Und noch ein paar Eltern
und Kinder, Jugendliche.
Und Friederike Mayröcker
ist gestorben.
Und heute ist 4. Juni,
Gedenktag für 1989 in China,
nur nicht offiziell halt.
Offiziell hat der junge Oberdissident
von Belarus
alles zugegeben,
im Fernsehen.
Im Konflikt Israel – Palästina
schein ich die ganze Zeit
auf der Seite von Israel zu stehen
aber dann find ich endlich
einen palästinensischen Film
und ich bin irrsinnig froh
Mai 2021
Übersetzt von MW im Mai 2021
《我的态度》
伊沙
巴以冲突
我似乎一直站在
以色列一边
可是好不容易
搜到一部
巴勒斯坦电影时
我又是多么欣喜
2021.5
Yi Sha FILM AUS PALÄSTINA
In Gaza
graben die Leute
Tunnel
bis nach Ägypten
aber
was haben sie
der Welt
zu verkaufen?
Not und Elend
gefiltert
durch singende Kinder
im Chor
Not und Elend
Die Welt hört es gern
Cool! Rennende junge Burschen in unendlich weiten Ruinen!
Mai 2021
Übersetzt von MW im Mai 2021
《加沙》
伊沙
酷!在轰炸造成的辽阔的废墟上跑酷的少年
2021.5
Yi Sha GAZA LIED
unser land
war noch nie
in den bergen und flüssen
immer wieder zerschlagen
zerschlagen bis es nicht schlimmer geht
die kinder
spielen wieder fröhlich
sie wissen nicht
wie auf der welt
andere kinder
leben mögen
hinter der mauer
I wrote this poem in response to photos of a lawyer in China, reunited with his family after years in detention. That was one year ago at the end of April. Liao Yiwu wrote a poem, and I wrote mine in response. I wrote the poem in Chinese and in German, later also in English. When I posted the Chinese version in China, many people thought the poem was about the end of the first Covid lockdown in Austria. That’s okay. Poetry is poetry. Freedom, let’s hope it is freedom. Heartfelt thanks to Farzaneh Dorri for the Persian translation!
Su Bugui, who went to Armenia,
this week he shared some stuff in his feed
that had to do with this conflict.
His friend Dima,
40 years old, ordinary
disabled guy with a firm mind,
his gun across his dinner table;
chambers fully loaded,
bandage next to the gun.
Dima is waiting.
Enemy’s eight kilometres away.
Bugui calls on him via internet,
friends in China want him to live,
poets in our chat group want him to live,
Bugui’s dad wants him to live.
Everyone tells him
don’t be a hero!
Just be a guy with a life,
a husband, a father.
8 hours pass,
no news from Dima.
Everyone waits for the news that Dima still lives.
If Dima’s alive,
there are a few more people
alive.
[In einem Kreis aus weißen Blüten in grauer Asche auf der Straße steht eine kleine Metalltonne. Darin werden Zettel verbrannt. Eine Menschenmenge sitzt auf der Straße und skandiert.]
Nieder mit der Militärdiktatur!
Protest! Protest!
Streik! Streik!
Revolution!
Die Revolution wird siegen!
Gerechtigkeit und Freiheit müssen gewinnen,
in unserem Land, in unserer Nation.
Wir sehen, wie sie unsere Nationalhymne auf die Guillotine zerren.
Ihre Ansage, die Zeit der Sandalen sei zu Ende,
kommt in die Öffentlichkeit
wie ein gebrauchtes Kondom aus einem Bordell.
Wütend wie das Feuer der Hölle,
schreit der Oger Alawaka Drohungen
und zeigt seine schrecklichen Krallen!
Aber er wird auf seiner Brust liegen,
zu Füßen von Dharma und Sila.
Das ist der Weg der Wahrheit.
Weil sie ihre Würde als Menschen
nicht gegen eine Mundvoll Reis eintauschen,
haben sie Widerstand geleistet, haben ausgehalten,
sind zusammengefallen und umgefallen.
Die Revolution wird nicht im Fernsehen übertragen!
Die neue Nationalhymne kommt als Death-Metal-Version heraus. Kondomfirmen nehmen keine Kundenanrufe mehr entgegen.
Möge ich verlieren, möge die Wahrheit siegen!
Möge ich verlieren, möge die Wahrheit siegen!
Möge ich verlieren, möge die Wahrheit siegen!
Wenn die Bastarde verlieren und um Gnade flehen,
indem sie unsere Eier umfassen,
werden wir ihnen ins Gesicht pissen.
Wir schlagen nicht auf Töpfe und Pfannen,
weil es lustig ist.
Wir haben keine Waffen.
Wir haben höchstens Töpfe und Pfannen.
Wir haben keine Macht.
Wir haben nur Töpfe und Pfannen.
Haut auf die Töpfe! Schlagt die Pfannen!
Haut drauf! Haut drauf! Das ist unsere Revolution!
Haut drauf! Haut drauf! Das ist der Weg zu unserem Ziel!
Haut drauf! Haut drauf!
Haut drauf! Haut drauf!
Eines Tages werde ich Sternen-Bumen streuen, auf das Grab meiner kleinen Schwester.
Diesen Sommer können wir die Hunde nicht wieder tollwütig werden lassen.
Diesen Sommer wird jede Blume knospen und wundervoll aufgehen.
Diesen Sommer werden die Fahnen des Volkes im Wind flattern und triumphieren.
In meiner Jugend gab es nur einen Min Ko Naing.
Jetzt ist jeder junge Mensch Min Ko Naing.
Schützt alle Min Ko Naings!
Schart euch um alle Min Ko Naings!
Jedesmal, wenn ein schlechter Samen auf einer Bühne aufgeht,
versinkt die ganze Welt im Chaos.
Sie wird krank, ihr Körper brennt vor Hass.
Ich bin krank und nehme eine zehn Jahre alte bittere Medizin.
Aber ich bleibe krank. Im Leben in dieser Welt werden wir alle krank.
Wir können uns nur selbst kurieren, haben keine Zeit, angefressen zu sein. Wenn wir am Esstisch Platz nehmen, schwärmen die Heuschrecken wieder herein.
Wie kannst du arbeiten gehen, wenn alle protestieren?
Wie kannst du das mit deinem Gewissen vereinbaren?
Wirst du ok sein, wenn sie auf deine Familie spucken?
Kannst du glücklich sein, wenn deine Kinder die Stiefel von Min Aung Hlaing lecken, während seine eigenen Kinder stinken vor Geld?
Kannst du sagen, “gut gemacht”, wenn deine Enkel kaum überleben, während Min Aung Hlaings Enkelin im Ausland studiert?
Kannst du in Frieden zur Arbeit gehen, wenn dich die Unterdrücker mit ihren Gewehren wie eine Kuh behandeln?
Kannst du froh ins Büro gehen?
Kannst du froh ins Büro gehen?
Jeden Morgen, wenn Papa und Mama zur Arbeit gehen,
schämen wir uns, meine Schwester und ich.
Wir möchten nicht für unsere Zukunft fürchten.
Papa, bleib daheim. Mama, geh nicht ins Büro.
Bleibt zuhause für unser Land und für uns.
Lasst uns euch danken, dass ihr uns aufgezogen habt, indem wir uns den Protesten anschließen.
Lasst uns den Garten unserer Zukunft bestellen.
Zu viele Blätter sind zu früh abgefallen!
Wir werden eure Barbarei im Namen der Wahrheit zerstreuen!
Die Blumen des Winters werden auf euch losgehen,
die Wasser des Monsuns werden euch ertränken.
Für eine gerechte Sache opfern wir unser Blut!
Wir lassen niemanden unseren Frühling wegnehmen, nicht einen Fingerbreit.
Ich war eingeladen zum UNESCO-Poesiefestival,
sollte online rezitieren, zur Feier des Welttags der Poesie.
Ich habe abgesagt.
Ich habe geschrieben,
Russland ist doch euer größer Sponsor, nicht wahr?
Meine Antwort auf eure Anfrage
entspricht den Gefühlen der Menschen in Myanmar.
Also scheint es so zu sein,
dass ich an der Revolution des Frühlings teilnehme,
nicht indem ich Gedichte lese,
sondern indem ich ablehne, zu lesen.
Seltsame Sache!
Mögen allen Arbeitsscheuen
ihre Verdienste vermehrt werden,
mögen ihre Gebete in Erfüllung gehen!
Mögen alle, die streiken,
reinen Herzens sein und von allen geliebt werden.
Mögen alle, die daheim bleiben,
von Geistern und Menschen gesegnet werden,
mögen alle, die diesen Boykott mittragen,
die Kraft finden, weiterzumachen!
Der Klang des Marsches unserer Herzen fließt bis in unsere Fingerspitzen!
Der Golf-Taifun ist weder hineingekommen noch weggegangen.
Ihr sollt wissen, wir sind Geister.
Wir sind schon gestorben.
Wenn wir heute wieder sterben,
werden wir euch für immer heimsuchen.
Wir sind Geister, wir sind schon tot!
Heute suche ich den ganzen Tag im Fernseher
und bekomme keine Sender herein.
Wegen der Störgeräusche
klopfen die Nachbarn an meine Tür.
Bratet das Schwein in seinem eigenen Fett!
Bratet die Tür darin!
Der Schweinekerl, den du gesehen hast,
versteckt sich vor der Guillotine!
Du magst davon gehört haben oder nicht,
aber das ist keine akzeptable Entschuldigung.
Weil wir nicht zurück können in die Vergangenheit,
haben die Kinder, die wir nicht bekommen haben,
Waffen ergriffen zu einer Zeit, in der wir nicht leben.
Sie sind gegen Befehle von oben aufgestanden.
Sie haben ihren Sklavengeist
in einen Salzsack gesteckt
und im Fluss ausgelassen.
Gedankenfetzen von Millionen
vereinen sich in einem zitternden
und doch festen Faden.
Ich bin Ma Seint Htet, der vom Berg herunterfällt.
Ich bin U Ko Ni, der am Flughafen steht,
der vergebliche Besuch von Ibrahim Gambari.
Ein EPC-Elektriker hängt tot von einem Strommast.
Und ein Wanderarbeiter …
Die Räder der Hirne in den Bäumen
drehen sich zusammen
in den Ohren in den Schwertern
in den Wänden.
Die Knöchel eines alten Gewandes
werden terrorisiert
und jeden Tag heimgesucht,
übertrieben, als Strategie.
Die Erde auf meinem Gesicht
ist ein Haufen zerbrochener Knochen.
Fünfzig Jahre in einer Kassette aufbewahrt,
ohne Tonband.
Ein trauriges Lied,
das wir sofort nicht mehr singen dürfen.
Niemand wird uns wieder auseinanderbringen!
Wir sind ein einziger Blutkreislauf geworden!
Mach deine Maske zu deiner Fahne,
mach deinen Facebook-Eintrag
zu deinem Ultimatum!
Wo immer du bist,
dort mach deinen Protest!
Heute halten die Mütter ihre Kinder nicht zurück,
wenn sie hinausgehen und Gerechtigkeit verlangen.
Sie reißen ein Stück von ihrem Longyi ab
und binden es um den Arm jedes Kindes,
damit es geschützt sei vor Kugeln und Patronen
Auf den Straßen der Revolution.
Bewegen sich Heldinnen und Helden
in einem roten Schwall.
Wolken türmen sich auf
und darunter zerfällt der Morgen
in eine Revolution.
Das Heulen eines riesigen Tintenfisches,
der durch die Straße bricht,
hallt noch im Himmel über der Stadt.
Auch wenn ihr unsere Handgelenke durchschneidet,
wie ihr nur wollt,
unsere Fäuste werden nicht aufgeben.
(12 Männer zusammen skandieren) :
Der dämonische Enkel, frisch vom Mönchstum, zischt:
Ein Riss im herausgebackenen Teig, ein Sohn, der das Land zerstört!
Der dämonische Enkel, frisch vom Mönchstum, zischt:
Ein Riss im herausgebackenen Teig, ein Sohn, der das Land zerstört!
Zum Gedenken an den Dichter K Za Win, der gegen den Militärputsch protestierte und am 3. März in Monywa in einer friedlichen Demonstration von Soldaten getötet wurde. Möge er in Frieden ruhen. Dichterinnen und Dichter werden überall in Myanmar verhaftet.
Es folgen die Namen von 32 Dichtern und Dichterinnen in der Reihenfolge ihres Auftretens in dem Video.
Gestern war Ererba.
Das e ist ein Schwa -Laut.
Also eher wie ö.
Das r ist wie auf Englisch.
Ererba heißt 2-28.
28. Februar.
Ein Feiertag in Taiwan.
Vielleicht der wichtigste.
Es gibt nichts zu feiern,
aber es ist frei,
offizieller Feiertag.
Das Ererba -Massaker von 1947.
Ungefähr 30.000 Tote.
Schwer zu sagen wie viele genau.
Das Töten war nicht an einem Tag,
der 28. Februar war der Anfang.
In Taipei gibt es ein Ererba -Museum,
sehr zu empfehlen.
Ererba sagt man auf Chinesisch,
auf Hochchinesisch, Mandarin.
Es gibt noch zwei, drei andere
offizielle Sprachen, und viele andere
anerkannte einheimische Sprachen,
ungefähr 20 vielleicht insgesamt.
Die Insel ist weniger als
halb so groß wie Österreich,
ein paar kleine Inseln gehören dazu.
Höchster Berg ungefähr so hoch
wie der höchste in Österreich.
Bevölkerung ungefähr 23 Millionen,
das war vor ein paar Jahren,
also vielleicht mehr.
Aber nicht viel mehr,
kaum Bevölkerungswachstum
in den letzten 30 Jahren.
Mehr Gastarbeiter auf jeden Fall.
Also 25 Millionen Bewohner,
konservativ geschätzt.
Dicht besiedelt,
außer im Osten, dort ist es schön.
Überhaupt eine schöne Insel.
Ilha Formosa, das war
der portugiesische Name.
Das Ererba -Massaker,
das war die nationalchinesische Armee
und die Polizei und so weiter.
1947 war das Massaker,
und 1947-1987 war Kriegsrecht.
Strenge Ein-Parteienherrschaft.
Und viele amerikanische Soldaten,
vor allem während des Vietnam-Krieges.
Auch vorher, Korea-Krieg und dazwischen.
Anyway. Ererba. Feiertag.
Seit den 90er Jahren,
seit der Demokratisierung.
Oder seit 2000,
weiß nicht seit wann genau.
Langes Wochenende,
heuer zumindest.
Gott ist groß. Größer als alles. Größer als wir. Als unser Jahrhundert. Größer als unser Leben. Größer als alles Leben. Größer als aller Streit. Als alle Welten. Alle Steine. Größer als alles in und um uns und alles andere. Gott gibt uns Raum. Gott ist der Flügelschlag. Gott ist wo wir versagen. Wo du nicht hinkommst. Gott ist im Herzen. Gott ist was wir haben. Was wir uns gönnen. Was wir tun. Was wir schreiben, was nicht. Gott ist das Gericht des Tages. Des Lichts. Der Nacht.
Gott, lass uns offen sein. Amen.
Hauptsache der Himmel ist offen.
Hauptsache du kannst hinausgehen
und den Himmel offen sehen.
Hauptsache du kannst hineingehen
und überleben
und dann hinausgehen
und den Himmel offen sehen.
Hauptsache der Himmel ist offen
und gleichzeitig etwas auf Erden.
Jacqueline,
die Frau von Martin Winter,
kontaktiert mich, sagt Martin
hat auf einmal eine fixe Idee
für einen neuen Gedichtband,
er geht in Wien ins Irrenhaus,
eine Lebenserfahrung.
Ich kontaktiere Martin
und sag ihm:
„Geh auf keinen Fall,
sobald du hingehst
sind alle Patienten geheilt,
alle Ärzte rennen weg,
aber du bist verrückt.“
November 2019
Übersetzt von MW am 1. Dezember 2019
today is october 1
nothing special in austria
i sit in the sun on our balcony
it’s very warm
seventy years ago
my parents were very young
they didn’t know each other
my mother was born in 1942
my father in 1940
so they were very small school kids
poor families
my mother had it a little better
in the countryside by the railway
as far as i heard
her father was alive
my father’s father didn’t come back
from the war
many many many many
people never came back
many children too
from the camps
from the ruins
but i think by 1949
my parents were both in school
they were relatively lucky
austria was relatively lucky
after the war
october 1 or october 1st
is no special day in austria
we had an election two days ago
so people talk about that
i think about seventy years ago
because of china’s national day
they have another one in taiwan
on october 10
it commemorates the revolution
in 1911 in china, in wuhan
in all of china eventually
no more emperors
but not in taiwan, not on taiwan
taiwan was under japan
no revolution
although people tried, maybe not that year
now taiwan has it’s national day
on october 10
they’ve had it this way since 1949
maybe since 1945
but since 1949 they are the only ones
with that national day
that comes from china in 1911
or maybe not exactly
did they change their national day
in 1949 right away?
maybe not
in beijing they have the greatest parade
since 1949 maybe
yes, many soldiers, tanks
school kids en masse, probably
forming words, numbers, flowers
great fireworks
i have just finished steven king’s new novel
the institute
i remember when someone interviewed ernst jandl
great austrian poet who died in 2000
it was in his apartment in vienna
he was a school teacher
anyway the reporter was rather surprised
jandl told him he had just bought a novel by stephen king
no, nothing more highbrow
in english, i think
jandl taught english and german
he was a pow in england
his unit had succeeded
in surrendering to the british
so they were lucky, those who survived
anyway jandl told the reporter
no, he didn’t need to read
highbrow stuff all the time
he wanted to write democratic poetry
anyway
not too different from erich fried
in this respect
they met in england
fried had fled from the nazis in 1938
out of vienna
he was not much older than jandl
almost the same age
after the war he was mostly in germany
jandl was in vienna
what was i talking about, stephen king
children not coming back
most of the children the book is about
the institute
most don’t come back
almost all of them don’t
over many years
thousands
in several countries
and there is this messianic thing
about this horrible institution
described in the novel
i am sorry guess i should use another word
most children murdered were jewish
in austria and so on
pointed out as jews
and messias is jewish
like everything in the bible of course
the institute is supposed to save the world
at the cost of killing children
and their parents
and this takes place now under trump
although he’s hardly mentioned
and not important
but they have existed since after the war
these institutes
in the novel
no-one ever came back
they saved the world, they said
not the children, of course
there is also another handmaid’s tale
margaret atwood
the testaments
haven’t read it yet
but i bought it
i loved the first one
the handmaid’s tale
it was a long time ago
i read it in english
when did it come out, 30 years ago?
maybe more
now they have the tv series
suddenly these two or three years
everyone talks about it
under trump and so on
although they are not that important
these strongmen
although many people are incarcerated
because of them
in many countries
including children
we are living in dystopian times
end of the world
we are lucky in austria
most of us are, relatively
it’s a very warm day
big demonstrations last friday
climate strike
many children, school children
more children than workers
so whether today
when you read this
is a special day for you
or not
hong kong has to do with beijing
has to do with xinjiang has to do with fear of muslims
has to to with myanmar sri lanka christchurch
and killing latinos everyone who stands in the way
in texas. repression has to do with repression of the fear
that the system doesn’t deliver capitalism with
or without one-party-dictatorship doesn’t deliver
and mao didn’t ever. so we have to repress something
that broke out in 2008 or 1989 but had been brewing
for a long time before. obama was kind of a fix
for some kind of hope but not enough
to work without him. so strike down hard
abolish respect for anyone not han-chinese in xinjiang
any immigrant anyone abolish term limits
abolish any respect except for the president the military
making money with the right connections
the heartland, I guess
as perceived in global times fox news.
if you’re not from hong kong,
do you have any respect for hong kong?
depends, doesn’t it.
I like hk, taiwan, china, xinjiang how it was in 2000
pakistan how it was in 2000
many many places in europe and asia
and yes in america.
I really like peace and openness
however fraught
places where you don’t feel scared.
Guess everyone does.
Amen.
Trump & Kim look like dolls
in a doll house & courtyard.
They stand next to each other,
they look straight ahead.
Both look very very frustrated.
They are both very sad,
because they are not allowed to hold hands,
says my daughter.
what does it mean to be human?
what does it mean to be alive?
means you’re not dead yet.
means you can ask superfluous questions.
goddammit, every animal knows
what it means to be an animal.
right?
our children are growing up
discovering love
they always had love, but
any animal knows this is different.
they are bewildered by their own bodies.
again, this has gone on for a while,
it just grows more acute,
and again, every animal knows.
goddammit,
what a luxury question.
what does it mean
to be mean?
not the golden mean.
everyone knows what it means to be mean.
he’s in the news
and on the news every day.
to be human
means to have rights.
doesn’t it?
1947, UN-declaration,
two people from China
worked on it.
Animal rights.
Post about dying whales,
you’ll get 1000s of likes,
about people, oh well.
I want to call this poem
stupid question.
Thank you!
Now go forth and profligate,
or whatever.
MW April 3, 2019
ALWAYS ONLY THE CULTURE
always
always only
always only the
always only the culture
always only the culture
always only the cultural
revolution
always only the cultural
revolution
since 1966
always only the cultural
revolution
always only the cultural
revolution
always only the culture
always only the culture
always only the
always only
always
not the famine
but
but still
but still also
the tens of millions
starved to death
but
but still
but still also
but still also
the terror
the totalitarian
terror
“totalitarian” is in dictionaries
and in chinese search engines
china is hardly
mentioned at all
as neighbor of the soviet union
and in art
in the art
of the cultural revolution
always only the culture
always only the culture
hannah arendt
died in 1975
before the end
of the cultural revolution
in the last edition she saw
of her seminal work
origins of totalitarianism
at least in the german edition
she mentioned china
in the cultural revolution
hardly anyone mentioned the famine
always only the culture
always only the culture
but
but still
but still also
the terror
the terror
pinochet
pol pot
kissinger
who downed more
who did more
who bombed more
1979, democracy wall
in beijing
since 1979
capitalism
reigns supreme
the party reigns supreme
through capitalism
or the other way
through kaputalism
or the other way
everything demolished developed
and demolished again
or the other way
of course only in china
but
but still
but still also
always only the culture
always only the culture
always only the
always only
always
always
MW March-April 2019
IMMER NUR DIE KULTUR
immer
immer nur
immer nur die
immer nur die kultur
immer nur die kultur
immer nur die kultur-
revolution
immer nur die kultur-
revolution
seit 1966
immer nur die kultur-
revolution
immer nur die kultur-
revolution
immer nur die kultur
immer nur die kultur
immer nur die
immer nur
immer
nicht die hungersnot
oder
oder doch
oder doch auch
die zig millionen
hungertoten
oder
oder doch
oder doch auch
der terror
der terror der
totalitären herrschaft
“totalitär” gibt es in wörterbüchern
und in chinesischen suchmaschinen
china wird dabei höchstens
ganz wenig gestreift
als nachbarstaat der sowjetunion
und in der kunst
der bildenden kunst
der kulturrevolution
immer nur die kultur
immer nur die kultur
hannah arendt
ist 1975 gestorben
also vor dem ende
der kulturrevolution
in der letzten auflage ihres hauptwerks
ursprünge und elemente totalitärer herrschaft
erwähnt sie china
in der kulturrevolution
kaum jemand sprach damals von hungersnot
immer nur die kultur
immer nur die kultur
oder
oder doch
oder doch auch
der terror
der terror
pinochet
pol pot
kissinger
wer hat mehr
wer hat mehr
wer hat mehr bombadiert
1979 war die mauer der demokratie
in peking
seit 1979
regiert der kapitalismus
die partei regiert
mithilfe des kapitalismus
und umgekehrt
mithilfe des kaputtalismus
und umgekehrt
es wird kaputt gemacht und neu gebaut
und wieder kaputt gemacht
und umgekehrt
our son wakes up with the light
he’s 14 now
that’s our problem
we need a school
where he learns enough
to get a job
and so on and so on
our son wakes up with the light
MW March 2019
NOTHING
there is nothing
there is nothing
there is nothing more
there is nothing more
there is nothing more beautiful
there is nothing more beautiful
there is nothing more beautiful than light
there is nothing more beautiful than light
in the morning
MW March 2019
KOSICE
Kosice has several synagogues.
They razed the oldest one in 1960.
One is active, across the street
is a café called The Smelly Cat,
live jazz in the evening.
The biggest synagogue
is the concert hall
of the city.
1100 seats.
12,000 people deported in 1944.
There are many churches.
Elisabeth Cathedral
has a mural for Sára Salkaházi, 1899-1944.
She saved about 100 Jews.
2013-2019
OLOMOUC ART MUSEUM COLLECTION
we look very young,
you look very young
among the statues,
must be main square.
a surrealist flair.
astronomy clock plays with its bells
at noon. shows happy members
of working classes.
very nice college town,
behind the australian hostel
is a square hussite church.
2013-2019
IMMER NUR DIE KULTUR
immer
immer nur
immer nur die
immer nur die kultur
immer nur die kultur
immer nur die kultur-
revolution
immer nur die kultur-
revolution
seit 1966
immer nur die kultur-
revolution
immer nur die kultur-
revolution
immer nur die kultur
immer nur die kultur
immer nur die
immer nur
immer
nicht die hungersnot
oder
oder doch
oder doch auch
die zig millionen
hungertoten
oder
oder doch
oder doch auch
der terror
der terror der
totalitären herrschaft
“totalitär” gibt es in wörterbüchern
und in chinesischen suchmaschinen
china wird dabei höchstens
ganz wenig gestreift
als nachbarstaat der sowjetunion
und in der kunst
der bildenden kunst
der kulturrevolution
immer nur die kultur
immer nur die kultur
hannah arendt
ist 1975 gestorben
also vor dem ende
der kulturrevolution
in der letzten auflage ihres hauptwerks
ursprünge und elemente totalitärer herrschaft
erwähnt sie china
in der kulturrevolution
kaum jemand sprach damals von hungersnot
immer nur die kultur
immer nur die kultur
oder
oder doch
oder doch auch
der terror
der terror
pinochet
pol pot
kissinger
wer hat mehr
wer hat mehr
wer hat mehr bombadiert
1979 war die mauer der demokratie
in peking
seit 1979
regiert der kapitalismus
die partei regiert
mithilfe des kapitalismus
und umgekehrt
mithilfe des kaputtalismus
und umgekehrt
es wird kaputt gemacht und neu gebaut
und wieder kaputt gemacht
und umgekehrt
Welt, bleib wach
sagt meine Werbung für Thalia.at
Ich mag Buchhandlungen
Maybe they have Mary and the Witch’s Flower
or we’ll get it in China
Thalia is big enough
the main one at Wien Mitte
to have stuff in English and DVDs
and other languages maybe
I dream of a bookstore
with Turkish Arabic Czech and Hungarian
Slovac Italian Hebrew Slovenian
and many other books
in Vienna
a chain store
maybe Thalia even
that would be something
to stem the tide
of people glued to their smartphones
or screens with ebooks
from Thalia.at
maybe just a little
MW September 2018
I HATE UTUBE TUTORIALS
i hate my tube tutorials
i hate your tube tutorials
i hate his tube tutorials
i hate her tube tutorials
i hate its tube tutorials
i hate our tube tutorials
i hate your tube tutorials
i hate their tube tutorials
maybe we should have our tubes tied
just kiddin’
is there a tutorial for poetry?
MW September 2018
SOMEONE SAYS THERE ARE MORE EMOTIONS THAN THERE ARE EMOJIS
In a quick ad they say that very quickly
in German they are so excited
there is an extra r
Es gibtr mehr Gefühle als Emojis
Who cares
people ain’t gonna read any more books
if you tell them books are cooler than movies
or things on a screen
which could be books
or poetry
Anyway
sell your books
more power to you
Your campaign in German is rather retro
Welt, bleib wach
sounds like something from 1932
Afterwards
everyone knows
world didn’t stay awake, not enough
Racism
Fascism
Stalinism
Maoism
Neoliberalism
ILLIBERAL DEMOCRATIC
STRONGMANISM
Just how long would you have to stay awake
with a nice book
from the chain store
with this nice ad
to prevent
anything
I have a poem about emojis
no, it’s not written in emojis
it’s in Chinese
I translated it into German
its a very nice poem
They have it up in the streetcars
and buses in Stuttgart
Maybe two more months
I still don’t have a photograph
They sent me two posters
they also sent two posters to China
and a very nice letter
Poetry doesn’t prevent anything
Mao wrote poetry
Stalin wrote poetry
Don’t know if Mussolini
wrote poetry
or Tojo or Franco
or that fucking German Austrian fart
Emojis are nice
Emojis are not competing with books
The poem is by Jiang Xinhe
she was 14
when she wrote it in 2017
The poem is called USELESS CHINESE
that’s a short version
MY CHINESE IN SCHOOL IS USELESS SOMETIMES
On a train through the desert
I add
an Uighur boy on my WeChat
When I’m back in Shenzhen we say hello
but I don’t understand Uighur
and he doesn’t understand Chinese writing
Talking doesn’t work out either
so we can only send emojis
We have used every emoji available
all the way down
now
we are starting again
from the top
7/8/2017
So what’s your emotion
after reading this poem?
Do you know
what’s going on about Uighurs
in China?
Right now, in 2018?
The camps
must have been there
in 2017, last year,
some of them.
Hundreds of thousands, some say one million
mostly men and boys
caught up in camps
for re-education.
Women, too.
So where is that boy now?
I am afraid
to ask the poet.
MW September 2018
SCHADE
schade um kern
schade um die spö
schade um österreich
schade um wien
aber hauptsache
die u6
wird steril
MW September 2018
HEIMATLAND
schwiegersohn und sicher kein nazi
aber ein rechter mann für die wirtschaft
koaliert mit
abgehalftertem ex-neonazi
und konsorten
und die machen zusammen
die entsprechende politik.
oder soll ich’s vielleicht
netter sagen?
naja, es gibt noch den präsidenten
und lokal gibt’s auch noch ganz viel
und lokale gibt’s auch noch ganz viele.
MW September 2018
HEIMATLAND II
das kinderfreibad in wien ist sehr schön
ich mein das im dritten bezirk
über den gürtel
also vielleicht schon im zehnten
nicht weit vom elften
im schweizergarten
nicht weit von der welt
nämlich von der autobahn
vom hauptbahnhof sowieso
alte bäume
ein schönes gelände
heuer haben sie modernisiert
neue klos
alles größer
dort hinten war früher ein basketballring
jetzt im september sind keine leute
endlich hat es richtig geregnet
aber die sonne ist noch genug
MW September 2018
HEIMATLAND III: MARILLENKNÖDEL
marillenknödel
marillenknödel
noch einen
marillenknödel
noch einen
marillenknödel
noch einen
marillenknödel
noch einen
marillenknödel
noch einen
marillenknödel
sind es schon acht
noch einen
ich weiß ich hab
mindestens acht vertragen
In Thailand
12 boys were saved,
and their trainer.
They had been locked in a cave
by rising water.
A whole football team.
Some were refugees from Burma.
In Europe
in the Mediterranean
it’s not allowed now
to rescue people.
They don’t actively kill
refugees
but they let them drown.
And all the media,
well, it depends what they say.
Interior ministers
are very happy.
But maybe they have
something similar
somewhere some time
in Asia.
MW July 2018
THAILAND CAVE RESCUE 2: AUSTRIA
In Thailand,
12 boys
and their young trainer
are rescued
from a flooded cave.
They were 11-16 years old.
In Austria,
a 14-year-old gets shot dead
from behind,
after breaking
into a supermarket.
Another one also gets shot,
survives and gets put on trial
as fast as possible.
And all the big papers
are very fast
on the side of the shooters.
Old enough to steal,
old enough to die,
they chant unisono.
The provincial governor,
some say he made up that song.
The killer
who ran after the boy
and shot him from behind
from very close
was put on trial
more than one year later,
but just for a little.
He knew the boy’ s mother,
they all knew each other
in the poor quarter
of the small town.
The killer lied,
of course they all lied,
said they were in danger,
so he had to shoot.
Actually of course,
the boys were unarmed.
All these details
came out at the trial.
Anyway the killer is still on duty.
Eight months on parole.
No way for the mother
to sue any further,
to get any money.
Some green- leaning left- leaning weekly,
maybe a few other reporters ,
some people didn’t shut up.
So there was a trial,
but he’s still on duty,
and it could be worse,
without truth or trial,
just self- defense,
what they all wanted.
It could be in Austria,
in many places.
Maybe also in Thailand.
MW July 2018
HÖHLENRETTUNG I
In Thailand
werden 12 Buben
im Alter von 11-16 Jahren gerettet.
Sie waren in einer Höhle
eingeschlossen.
In Österreich
wird einer erschossen
mit 14
von hinten
auf der Flucht
wegen Einbruch
in einem Supermarkt.
Noch einer wird angeschossen
und schleunigst verurteilt.
Und alle großen Medien stehen
sofort auf der Seite der Polizei.
Der Provinzgouverneur sowieso.
Der Todesschütze ist weiter im Dienst.
Aber vielleicht gibt es das auch
in Thailand,
unter der Junta.
MW Juli 2018
HÖHLENRETTUNG II
In Thailand
werden 12 Buben
im Alter von 11-16 Jahren gerettet.
Sie waren in einer Höhle
eingeschlossen.
Ein ganzes Fußballteam.
Manche sind
aus Burma geflohen.
In Europa
und im Mittelmeer
dürfen Flüchtende
Männer Frauen und Kinder
nicht mehr gerettet werden.
Sie werden
zwar nicht erschossen,
man lässt sie ersaufen.
Und alle großen Medien
naja vielleicht sind nicht alle immer
auf der Seite der Grenzpolizei.
Die Innenminister schon sowieso.
Aber vielleicht gibt es das auch
anderswo.
alle menschen sind f
alle menschen sind ff
alle menschen sind fff
alle menschen sind fffr
alle menschen sind fffrr
alle menschen sind fffrrr
ei!!!
geboren
als vogel,
als wild.
alle haben dieselben würdenträger
und die gleichen rechten
von geburt an. nicht wahr?
alle sind mit vernunft begabt
und mit gewissen,
außer dem innenminister.
sie sollen einander begegnen
in brüderlichkeit. ach ja. 1948.
nach dem krieg
nach der shoah
auch zwei chinesen waren dabei.
muss man die menschenrechte erklären?
muss man oder frau die menschen erklären?
wahrscheinlich schon immer in jeder familie
in jedem dorf oder haushalt
jeder und jedem
an jedem sonn-und feiertag,
an jedem werktag.
Texte von Li Jingrui 李静睿, Qiao Ye 乔叶, Xi Chuan 西川 und vielen NPC 新诗典 – AutorInnen (siehe unten).
Übersetzungen von Marc Hermann, Julia Buddeberg, Cornelia Travnicek (Erzählungen) und Martin Winter (Gedichte: 新世纪诗典 -NPC)
Im Herbst erscheint bei fabrik.transit in Wien eine zweisprachige 新世纪诗典 NPC -Anthologie.
NPC steht für New Poetry Canon, eigentlich New Century Poetry Canon, 新世纪诗典. Abgekürzt als NPC. NPC steht sonst für National People’s Congress, also der Nationale Volkskongress, Chinas Parlament, das allerdings nur einmal im Jahr im März zwei Wochen lang zusammentritt. Seit 2011 wird von Yi Sha 伊沙 im NPC-新世纪诗典 jeden Tag ein Gedicht vorgestellt, in mehreren chinesischen sozialen Medien zugleich. Oft wird ein einziges Gedicht schon in den ersten zwei Tagen zehntausende Male angeklickt, kommentiert und weitergeleitet. Ein nationaler Poesiekongress.
AAA (3A) 三个A, geb. in den 70er Jahren in Laibin, Provinz Guangxi. Dichter, Schriftsteller, Herausgeber. Erhielt 2015 den Li-Bai-Förderpreis. An Qi 安琪, eigentl. Huang Jiangpin, geb. im Februar 1969 in Zhangzhou, Provinz Fujian. Dichterin, Schriftstellerin, Herausgeberin. Lebt in Peking. A Wu 阿吾, “Dichter und Denker”. 1965 in Chongqing geboren. 1988 Mag. phil. Journalist und Redakteur bei Tageszeitungen, 1994 bis 2005 beim TCL-Konzern. Bei Dao 北岛, eigentl. Zhao Zhenkai. Geb. am 2.8. 1949 in Peking. Gründete Ende 1978 mit Mang Ke die Zeitschrift Jintian (Heute), zur Zeit der Demokratie-Mauer in Peking. Nach dem Massaker von 1989 im Exil. Seit 2007 Professor in Hongkong. Cai Xiyin 蔡喜印, geboren 1966, Hochschulabschluss 1989. Lebt in Hefei, Prov. Anhui. Büroangestellter. Poesieliebhaber über 50. Caiwong Namjack 才旺南杰, männlich, kommt aus Naqu in Tibet. Chun Sue 椿树, geb. 1983 in Beijing, stammt aus Shandong. Nach dem Welterfolg ihres Romans “Beijing Doll” war sie auf dem Cover von Time Magazine. Lebt mit Mann und Kind in Berlin. Eryue Lan 二月蓝, weibl., 1967 in Chongqing geboren. Lokale Regierungsbeamtin. Veröffentlicht seit 1989 in Zeitungen, Zeitschriften etc. Gao Ge 高歌, männl., eigentl. Zhang Chao, im Juni 1980 geb. in Tengzhou, Prov. Shandong. Gehört zum Kreis um die Zeitschrift “Kui” 葵 (‘Sonnenblume’) in Tianjin. Geng Zhankun 耿占坤, geb. im Chaidar-Becken in Qinghai, aufgewachsen in der nordwestlichen Hochebene, stammt aus Zhezhou in Henan. Lebt als Schriftsteller und Verleger in Qinghai. Huang Hai 黄海, geb in den 70er Jahren. Veröffentlichte Essays, Kurzgeschichten, Erzählungen und Gedichte. Lyrik-Preise und Auszeichnungen. Lebt in Xi’an. Huang Xiang 黄翔, geb. 1941 in Guidong, Prov. Hunan. Dichter und Kalligraph, führender Repräsentant der Guizhou-Schule. Ab 1978 Aktionen an der Demokratiemauer in Peking. Immer wieder inhaftiert, lebt seit 1995 im Exil in den USA. Huzi 虎子, eigentl. Zhou Haitao. 1962 geb. in Henan, lebt in Zhengzhou. Zuerst Soldat, später Regierungsbeamter. Publizierte Gedichte in Zeitschriften und Anthologien. Jian Tianping 简天平, weiblich, Angestellte in Beijing. Jiang Erman 姜二嫚, weibl., geb. am 26.12.2007 in Shenzhen. Jiang Xinhe 姜馨贺, weibl., geb. am 31.5.2003 in Shenzhen. Betreibt mit ihrer kleinen Schwester Jiang Erman zusammen eine Internet-Plattform für ab 2000 geborene AutorInnen. Jiang Xuefeng 蒋雪峰, männlich, geb. 1965 in Jiangyou, Provinz Sichuan. Lebt dort. Leitet den örtlichen Schriftstellerverband. Jun Er 君儿, geb. 1968 im Dorf Yunjiazhuang im Kreis Baochi unter der Stadt Tianjin. Reporterin. Mitarbeit bei der Poesiezeitschrift Kui (Sonnenblume). Lebt in Tianjin. Li Liuyang 李柳楊, weibl., geb. 1994 in Anhui. Schreibt Gedichte und Erzählungen, Veröffentlichungen in vielen Zeitschriften. Mitarbeit in und Betreiberin von Internet-Plattformen. Lebt in Peking. Li Qi 李琦, 1956 geb. in Harbin. Wurde als Jugendliche aufs Land geschickt, später Universitätslehrkraft und Redakteurin. Veröffentlicht seit 1977. Erhielt den Lu-Xun-Literaturpreis, den Ai-Qing-Lyrikpreis etc. Li Xiaoxi 李小溪 (Shanghai), weibl, geb. am 28.7.2008. Li Xunyang 李勋阳, geb. 1980 in Danfeng, Prov. Shaanxi. Lebt in Lijiang, Prov. Yunnan. Lyriker und Erzähler. Liu Chang 刘昶, geb. im Juli 1965 in Yudu, Provinz Jiangxi. Lebt in Zhuhai.Bauer, Arbeiter, Journalist, Angestellter. “Schreibt Gedichte und sucht nach einem Wert seiner Existenz.” Mo Shanghua 陌上花, weibl., geb. in den 1970er Jahren in Xinxian, Prov. Henan. Lebt in Huizhou, Prov. Guangdong. Qin Yuangu 秦原姑, eigentl. Qin Yuanyuan, 1989 in Lantian, Provinz Shaanxi geboren. Aspirantin an der Xi’an International Studies University. Kunstpreis der Baoshang-Bank in der Kategorie Lyrik. Qizi 起子, geb. 1974, eigentl. Huang Shunliang.Veröffentlichte in Zeitschriften und Anthologien, sowie den Gedichtband “Weiche Zunge”. Sa Dmar Grags Pa 沙冒智化, Tibeter. Freiberufler und Schriftsteller. Schreibt auf Tibetisch und Chinesisch. Geboren in den 80er Jahren in Gansu, lebt in Lhasa. Shen Haobo 沈浩波, geb. 1976 in Taixing, Provinz Jiangsu. 1999 Studienabschluss an der Beijing Normal University. Dichter, Schriftsteller, Verleger. Song Yu 宋雨, weiblich, geb. in den 80er Jahren, kommt aus Altay in Xinjiang. Gehört zur muslimischen Volksgruppe der Hui. “Wohnt in Gebieten, wo keine Pakete zugestellt werden.” Tu Ya 图雅, geboren 1964, lebt in Tianjin. Bekanntestes Gedicht: “Mutter ist in meinem Bauch”. Wang Qingrang 王清让, männlich, geboren im August 1976. Wohnt in Xinxiang, Provinz Henan. Xi Wa 西娃, weibl., 1972 geb. in Jiangyou, Provinz Sichuan. Teilweise tibetische Familie. Erhielt den Li-Bai-Preis in Gold, Silber und Bronze. Xiang Lianzi 湘莲子, weibl., eigentl. Xiao Gonglian, geb. im Februar 1963 in Hengyang, Prov. Hunan. Lebt in Humen, Provinz Guangzhou. Psychotherapeutin in Krankenhäusern. Xie Xiaodan 谢小丹, weiblich, geb. 1991. Xing Hao 邢昊 kommt aus Xiangtan, Provinz Shanxi. Schreibt und veröffentlicht seit den 80er Jahren. “Die Umgangssprache ist ein guter Löffel, um damit einigen Leuten den alten Grind aus ihren Ohren zu kratzen.” Xu Lizhi 许立志, geb. 18.7.1990, gest. 30.9.2014 (Suizid). Geboren in einem Dorf nahe Jieyang, Provinz Guangdong. Arbeitsmigrant bei Foxconn in Shenzhen, Dichter und Blogger. Yang Yan 杨艳, geboren im Oktober 1982 im Kreis Yourong, Provinz Fujian. Lebt in Ningde. Statistikerin. “Poesie ist meine Religion.” Yi Sha 伊沙, eigentl. Wu Wenjian. Geb. 1966 in Chengdu, seit 1968 in Xi’an. 1989 Studienabschluss an der Beijing Normal University. Veröffentlichungen seit den 80er Jahren, über 100 Bücher. Unterrichtet an der Xi’an International Studies University. Yu Zhen 余榛, weiblich, lebt in der Provinz Guangdong. Redakteurin der Zeitschrift “Huiyang Arts & Literature “. Mitglied des Schriftstellerverbandes von Huizhou. Zeng Rulong 曾入龙, geb, 1994 in Anshun, Provinz Guizhou. Gehört zur Volksgruppe der Buyi. Zhao Siyun 赵思运, geb. 1967. Professor an mehreren Universitäten. In der Jury für Literaturpreise in Südchina und Hongkong. Zheng Xiaoqiong 郑小琼, geb. 1980 in Nanchong, Prov. Sichuan. Ab 2001 Arbeitsmigrantin in Dongguan, Prov. Guangdong. Heute Redakteurin in Guangzhou. Zhou Tongkuan 周统宽, männl., gehört zur Volksgruppe der Zhuang. Geb. 1966 im Kreis Rong’an in Liuzhou, Prov. Guangxi. Vize-Chefredakteur der Zeitschrift “Spatzen” (Maque) in Guangxi.
gestern war mondfeiertag,
mondfeiertag war heuer recht spät.
15.8. im mondkalender.
oft ist es ende september,
paar tage vorm nationalfeiertag.
nationalfeiertag in der volksrepublik,
staatsgründungstag 1. oktober,
proklamiert 1949
vom tor des himmlischen friedens.
also nicht in taiwan,
dort haben sie am 10.10.
nationalfeiertag.
mondfest ist nahe bei den paraden.
stillgestanden!
rührt euch!
stillgestanden!
alle augen nach vorn
auf das gold!
das ist ein gedicht von yi sha.
wàng qián kàn,
alle augen nach vorn auf das geld.
das war die parole
seit den 80er jahren.
yi sha schreibt in xi’an.
xi’an hat früher chang’an geheißen,
es war sehr lange hauptstadt,
viel länger als peking.
also sehr viele mondfeiertage.
vielleicht auch paraden?
jedenfalls hauptstadtparaden
vor 1000 jahren
vielleicht vor 1300 jahren
erste millionenstadt auf der erde
vielleicht sogar größer als konstantinopel
aber noch ohne panzer.
also kein platz des himmlischen friedens.
keine demonstrationen von millionen.
yi sha hat in peking studiert,
ende 1989
ist er nach xi’an zurückgekommen.
mondfest hat nichts mit paraden zu tun.
mondfest ist für die familie.
man steigt auf eine höhe,
bringt essen und trinken,
alle sehen den mond.
man denkt auch an die, die nicht dabei sind
die dazugehören
und vielleicht den mond sehen können.
mondfest ist überall
in vietnam und in japan
in korea, norden und süden,
in malaysia, auf den ryukyu-inseln,
auch auf hawaii.
ich glaub eher nicht bei den tibetern,
aber doch bei mongolen
obwohl die mondkuchen
oder das allgemeine verschenken
von diesen kuchen mit zetteln drinnen
angeblich gegen mongolen gewirkt hat.
mondkuchen gibts in vietnam und korea,
auf okinawa und den ryukyu-inseln.
in japan sonst gibt es sowas wie knödel.
wir haben zwetschgenknödel gegessen.
zwetschgenknödel aus topfenteig
von meiner mutter.
also ohne mondkuchen
aber mit großeltern und zwetschgenknödeln.
wir haben auch an andere gedacht,
die anderen großeltern
die vielen freunde
alle denen mondfest vielleicht etwas sagt.
alles gute an alle!
auch an nitram retniw!
meine tochter glaubt das muss eine frau sein
sehr verdächtig
vielleicht eine verhüllte
das ist in österreich jetzt verboten
der mond hat sich gestern nicht dran gehalten
bitte lest nitram retniw von hinten
er wünscht euch alles gute!
Bei der großen Wahl in den USA
taten viele Chinesen –
ich war einer von ihnen –
als hätten sie auch das Recht zu wählen;
wägten sorgfältig ab
ob sie denn Trump
oder Hillary unterstützten;
als der Tag herankam
vergaben sie feierlich
eine Stimme in ihrem Herzen.
he is very very limited
he is very very limited
he is very very limited
he is very very limited
we are very very limited
MW January 2017
I AM NOT HAPPY!
I am not happy!
my son’s very eloquent
we aren’t happy!
says a man at the bar
otherwise we’d be at home
we aren’t happy
except Austria’s leading
in downhill or slalom
then we are happy
some of us
anyway
for a short while
January 2017
GERDA
where is italy?
where is the moon?
where is feldkirchen in kärnten?
am i going to see you
on the other side
of the moon?
please please please
please please please
please please please
wake up and tell me
you’ ll be alright
MW January 2017
KLAGE
so eine große
so eine schöne
so eine großzügige Frau
so eine große Lehrerin
so viel Geduld
so viel Liebe
so offen
für Neues
so ernsthaft
so warm
so eine große
so eine gute
so ein großer Mensch
sie sieht so jugendlich aus
MW Januar 2017
她去了
他们嘻嘻哈哈
他们嘻嘻哈哈
他们嘻嘻哈哈
他们嘻嘻哈哈
他们都不知道
不是他们的错
2017/1
SCHÖNE TIERE
tiere sind wir, schön wie die tiere
bäume sind wir, schön wie das licht
hänge sind wir, stark wie der wind
tiere sind wir, froh wie die tiere
tiere sind wir, erbärmliche tiere
ein kreuz auf dem dach
ein haus des gebets
wächst das rettende auch?
MW Januar 2017
ICH BIN NICHT GLÜCKLICH!
ich bin nicht glücklich!
mein sohn schreit sehr deutlich.
wir sind auch nicht glücklich!
sagt ein mann an der bar,
sonst wären wir zuhause!
wir sind alle nicht glücklich
außer beim slalom
führt österreich
dann sind wir glücklich
jedenfalls manche
jedenfalls irgendwer
für eine zeit
MW Januar 2017
ZUGFAHRT, NACH ANTONIO FIAN
lehrer:
nächster halt!
schüler:
knittelfeld!
lehrer:
nächster halt!
schüler:
knittelfeld!
lehrer:
knittelfeld
hat sein gutes gehabt
in niederösterreich
tritt ein landesfürst
wie hat er sich nur so lange gehalten?
am eigenen zopf
an der eigenen glatze?
ein berlusconi-mann
wird martin schulz
also eu-parlamentspräsident
oder so etwas
sicher recht gut für die eu-skepsis
nigeria bombardiert versehentlich
ein flüchtlingslager
obama begnadigt
chelsea bradley manning
in seinen letzten tagen als präsident
wenigstens etwas
MW Januar 2017
SONDERANGEBOT
wählt van der bellen!
oder doch
fahnder kläffen?
die sonderangebote
sind überzeugend
MW Januar 2017
Liebe Freunde,
Hoffe, es geht Euch gut. Wir vermissen Beijing und China. Maia wird im September 14. Gestern hat sie mein chinesisches Handy genommen und ein Lied immer wieder laut gespielt. Dann bin ich nach Hause gekommen, und wir haben einen Film auf Chinesisch gesehen. Leo war zuerst irritiert, dann hat es ihm auch gefallen. Er ist 11. Hat noch immer Sprechprobleme. Unsere alten DVDs haben Kratzer. Aber nach wie vor ist der Fernseher nicht angeschlossen, nur zum DVD-abspielen. Unsere Wohnung beim neuen Hauptbahnhof ist schön und angenehm. Wir haben auch Freunde im Haus. Aber wir sind eher am Rand. Österreich ist ein reiches, relativ sicheres Land. Aber politisch fühlt es sich ebenso unsicher an wie China. Anders natürlich, weil ich Österreicher bin. Aber nicht besser. Jackie ist Amerikanerin. Sie ist in Wien geboren. Ihre Oma ist aus Niederösterreich. Ausgewandert nach Holland. Interniert in Djakarta. Überlebt, dann Jackies Mutter geboren. Jackies Vater kommt aus Riga. Im Krieg geflüchtet. Später als Soldat zurück nach Europa. Wie gesagt, uns geht es gut. Österreich ist in Gefahr. Ich übersetze und schreibe. Heuer kommen zwei Bücher heraus.
2016 was actually not bad.
We won Van der Bellen.
It was a long match.
The referee made it last the whole year.
We stayed in our league.
Which regional league is that exactly?
There are so many, aren’t there?
They lost some big matches in other leagues.
There’ll be all sorts of fall-out all over.
Anyway, we won.
Happy New Year!
wie hält es china mit der demokratie
wie hält es österreich
kann es österreich halten
pisst sich österreich an
wer bemerkt es
wie hält es china mit der demokratie
fragt ein vortrag
eine diskussion
zwei tage vor einer wahl
die in österreich
die republik
gefährdet
was ist für uns demokratie
seit 1945
seit 1955
was ist für ungarn demokratie
vor 1956
vor 1989
kann es österreich halten
scheisst sich österreich an
wer merkt es
seit 1984
lern ich chinesisch
13 jahre war ich in china
ich war grad in taiwan
1988 in taiwan
war demokratie etwas anderes
als fünf oder zehn jahre später
oder auch früher
oder vor zwei jahren
kann es österreich halten
brunzt sich österreich an
tut mir leid
ich war nicht bei dem vortrag
strongman, he is not a bird
strongman, he is not a plane
what is strongman all about?
strongman makes it strong for you
strongman, he makes all the shots
strongman, he makes all the drinks
strongman, he makes every sauce
strongman, chairman get along
strongman makes you extra strong
makes you swallow his strongsong
don’t tell me you didn’t know
durch münchen rollen
und dann chinesisch
auf dem turm der tu.
oben im freien
dachauer straße,
brienner straße
sind doch drei silben?
wie erkennt man gedichte?
dachauer straße,
ankunft in münchen.
vogelgezwitscher.
vögelgezwitscher?
was kann man sagen?
das haus der kunst
der englische garten
der kunst ihre freiheit
die surfer im bach
durch münchen rollen
die junisonne
vollmond, fast vollmond.
sinologie.
eine veranstaltung zur poesie.
ich bin der einzige mann in der runde.
sinologie und sdi.
forschen und dolmetschen.
wie erkenn ich den rhythmus?
wie mach ich meine eigene sprache?
auf dem balkon steht ein hirsch
dort oben hinten steht eine frau
oder was ist das?
tot wie die sonne
die warme sonne
eine lebendige kommt jetzt heraus
hebt etwas auf
auf dem balkon.
dachauer straße.
brienner straße
wieviele silben?
muss ich etwas erklären?
vögel üben den ganzen tag.
vögelgezwitscher
sinologie
der kunst ihre freiheit.
dachauer straße
kindertheater
julia radelt mit mir durch münchen
das war ludwig der erste
das waren die nazis
die musikhochschule
was macht ein gedicht aus?
ich heiße fiona. ich heiße anna.
ich arianna. ich heiße helga.
bei uns auf spanisch.
das ist ganz neu
zur nationalsozialistischen herrschaft
ein schöner kubus
mit vielen fenstern
ich bin der heiße mann der gedichte
angerollt aus der ferne.
ich bin aus wien.
danke, Rebecca!
danke Armin und Julia.
Danke Euch allen.
MW Juni 2016
LANGE JENSEITS
ich sitze im zug
zwei alte frauen reden von kleidern
sind die nicht lange jenseits
schießt mir durch den kopf
lange jenseits von schönheit
außer für alte
alte für alte
junge für junge
ich bin 50 jahre
fünfziger für fünfziger
meine frau hat noch zwei, drei jahre
jedenfalls sind wir jung
jenseits kann warten
MW Juni 2016
martin winter LASST FA UND MI UND IHR TEAM NICHT MEHR ARBEITEN
lasst f und m und ihr team nicht mehr arbeiten
steckt sie in einen lastwagen
schmuggelt sie durch bis nach nordkorea
dann lasst sie stehen
ganz ohne papiere
vielleicht noch ein erdäpfelgulasch
eine portion powidltatschkerln
ein paar buchteln
platzki
dann sollen sie sich durchschlagen
mit versteckter kamera
die wird wahrscheinlich bald konfisziert
also gleich ohne
und ohne handy
vielleicht ein bisschen chinesisches geld
oder ist das zuviel
an mindestsicherung
Please take a look at my previous translations of Jun Er’s poems:以前翻譯了《針織廠》 KNITTING MILL、《鼠鈔》 RAT NOTES、《海棠花開》 CRABAPPLE BLOSSOMS。Today I have translated five poems – two into English, three into German. 今天翻譯了《懷念》、《色與空》、《啤酒花的來歷》、《給不在世的姐姐算命》、《一天》。別的也很喜歡。《歌鐘》、《體內異端》。。。
都因為碰到《熱愛讓我擁抱了它們的名字》很喜歡,一時不能翻譯,就翻到其他的。。。
Jun Er COLOR AND SPACE
my son – I hadn’t thought
the embarrassment I had met with
you would know it all over
our skin for example
we are those mesons
another kind
between black and yellow people
white in africa
dark in asia
what if we feel proud of ourselves?
and why the hell not?
2009
Tr. MW, 2015
Jun Er ONE DAY
sometimes I admire foreign women
sometimes I shop at taobao.com
sometimes I come home with garbage
sometimes my half soles come out of my shoes
May 2013
Tr. MW, March 2015
Jun Er SEHNSUCHT
lass mich hier im zimmer sitzen
sehnsucht verstehen
sehnsucht nach fremden phänomenen
leuchten zwanzigtausend jahr
in der ferne
in zwanzigtausend stillen jahren
bist du gekommen
bist verflogen
hast mir lauter blüten gemalt
auf meinen sutren
lass andere generationen
riechen und einander finden
om mani padme hum
lass meine gebetsmühlen fliegen
2004
Übers. v. MW, 2015
Jun Er WOHER KOMMT DAS BIER?
das bier das wir trinken
ist aus gerste gebraut und einem kraut namens hopfen
das kraut hat dornen und viele namen bei uns schlangenhanf
es bringt den geschmack ein bisschen bitter
Übers. v. MW im März 2015
Jun Er WAHRSAGEN FÜR MEINE SCHWESTER IM HIMMEL
große schwester
früher hab ich bücher verwendet
jetzt sitz ich am computer
rechne dein schicksal aus
ein horoskop
für jemanden der nicht mehr auf der welt ist
gibt es etwas absurderes
du hattest 46 punkte
ich 58
wir hatten beide zuwenig
12 punkte unterschied
du besuchst die gelben quellen
ich kleb noch am staub dieser welt
faul. schläfrig. wehr mich…
große schwester
schnee auf dem bildschirm
find dein gesicht, deine stimme nicht mehr
wo du jetzt bist
was ist das für eine welt
braucht man dort auch sechzig punkte
um durchzukommen
wie viele wiedergeburten
haben wir dann zuwenig punkte gemeinsam
in der wievielten komma wievielten
wievielten welt
Lydia and Julia. My tastes are simple, mostly. No Fehlschmelzen. Although that word makes me think of Ai Weiwei. Rare words. Rare earths. Che, fourth tone. Like the chai of demolition, but with earth instead of hand. In a famous poem by Du Fu, On Top Of Yueyang Pagoda. Che, separation. Of Wu and Chu. Still great realms, 1300 years later. Wu is Shanghai, Suzhou, Hangzhou and so on. Wu-dialect of Chinese, as different from Mandarin as French is different from German or Dutch, at least. Wu and Chu. Chu is Sichuan and so on. Dongting lake separates Wu and Chu. Dongting lake seen from the pagoda. Heaven and earth, blablabla, the light on the lake. No letters from home. North still at war. Writing this, leaning at the railings, crying. 昔聞洞庭水, 今上岳陽樓. 吳楚東南坼, 乾坤日夜浮. 親朋無一字, 老病有孤舟. 戎馬關山北, 憑軒涕泗流. Xi wen Dongting shui, jin shang Yueyang lou. Don’t know what kind of dialect Du Fu used. Not Mandarin, that’s for sure. More something like Wu, probably. Which I don’t speak and can’t write. Heard of Dongting lake, now I climb the stairs. Wu Chu dong nan che, qian kun ri ye fu. Here comes the “che”. Rare word, in present Mandarin. Dong nan, east and south. Wu is southeast from Chu. Heard of Dongting lake, now I climb the stairs. Wu and Chu divorced; Sky reflected, night. Not a word from home. Sick and old, a boat. War steeds roam the north. I lean here and cry. Five syllables per verse. Yes, much like Haikus. Yi Sha has space poems. 2 from 2003. One about first signs of spring, lunar new year, mahjong, the space shuttle Columbia, fear of flying, freedom. The other one about space, father and son, skies at night, North Korea. This 2nd 1 was in the FAZ on June 26, 2013, when the Shenzhou 10 capsule returned to earth.
Last week, in the run up to our website relaunch and the live event, we started an open call and asked for your short ‘Space Poems’. The call is closed now and we would like to thank everyone who took part!! We received 15 poems, sent to us in English and German via twitter, facebook and as blog comments and enjoyed reading the poems a lot. We hope you all do!
… and here are the Space Poems …
daybreak
when we credulously
reached for the clouds
a clamour
from the mouth of
a careless fish
–
by Achim Wagner (via twitter)
words are vinds which blow roofs
–
Daiga Mežaka (via blog comment)
There’s no sound in a space poem, only the charged particles of solar wind.
we were discussing poetry
the one in scots was very good
and we had a dog with us
reading fathers’ hands aloud
we were having memories
back in 1989
didn’t hear of tibet then
it was early in the year
at the time i was in taiwan
haven’t found the shadow yet
shadow on the other side
there my son broke through the ice
actually there was no ice
when we stepped down from the island
it was getting warm already
we had asked a little girl
did she think the ice was safe
they were swimming in a hole
they have done it every year
it was getting warm already
no more skating on the ice
a touch of blue
the sky was fine
not far from here
in memory
we walked across the shichahai
we walked the ice
the island round
my son broke in
up to the leg
the beijing sky
back in 1989
i remember january
didn’t hear of tibet then
my father’s hands
his hands were warm
when i was small
we were discussing poetry
we climbed out on the other side
we warmed up in a coffee shop
and then we took a taxi home
actually we took a bus
yesterday back from the lake
it is early march this year
actually it’s not so early
it’s the middle of the month
please remember carefully