Zu Mittag bei der Arbeit
im Lift sind nur zwei Leute,
ein dicker Mann
und ich.
Ich kenne ihn nicht.
Aber die Spuren
links auf seinem Gesicht
die kenn ich,
die sind von einer Mahjong-Matte.
Am Eingang zum Angelteich Jiang Taigong
ist ein Wunschbrunnen.
Ein Wunschstein kostet zwei Yuan.
Der Verkäufer sagt,
man schreibt seinen Wunsch auf den Stein,
dann wirft man ihn dorthin auf den Felsen,
und der Wunsch geht in Erfüllung.
Mein kleiner Bruder sieht, dort sind viele Leute,
er will sofort hin,
lässt seinen Snack fallen, stürmt los.
Der Verkäufer fragt meinen Bruder nach seinem Wunsch.
Mein Bruder sagt etwas wie “Hier Leben ohne”.
Mein Vater kriegt auf einmal leuchtende Augen.
Er nimmt meinen Bruder an der Hand und schreibt mit ihm Strich für Strich
die beiden Zeichen für “Das (menschliche) Leben.”
Meine Mutter zückt ihr Handy
und nimmt die wichtige Szene auf.
Der Verkäufer seufzt erstaunt.
Die Leute ringsum schauen alle auf uns,
sie sagen, aus dem Kind wird etwas Besonderes.
Eigentlich hat mein Bruder gerade eine Birnenmelone gegessen
und wollte “Birnenmelone” schreiben.
Neujahr Da sollt man was schreiben
Aber Was eigentlich Der Heimatort ist
von Mikroben erobert Was soll ich reden
Das ist schwer zu sagen Und die großen Länder – Beziehungssorgen
Die schauen nicht so schlimm aus
Wie die von den Nachbarn Die über
90jährige Tante seufzt Schon so lang
war nichts mehr da das einen freut Auf
einmal im WeChat sagt einer Warum
nicht tanzen? Hm, gute Frage Stimmt
Eine gute Antwort Warum nicht tanzen
Also Probiert man Die alten Glieder
zum Tanzen zu bringen Aber die Tochter
sagt dazu Das ist richtig schrecklich
Auf einer Reise nach Deutschland
hab ich bemerkt dort bauen sie gern
rund um einen Friedhof.
Wohnzimmerfenster schauen auf Gräber,
sie gehen dort zur Erholung spazieren.
Für sie ist der Friedhof
am nächsten bei Gott.
Kleine Wege im Wald sind kompliziert.
Alle gehören zu ihrem Teil im All.
Ich glaub, was ich gesagt und getan hab,
bringt sicher viele Arten von Echo.
Darunter sind auf jeden Fall
Parolen, Gebete und Heulen,
aufsteigend und niederfallend.
Apropos Echo,
jedesmal, wenn die Menschen metaphysisch
Vorfrühling als Idee ans Jahr übergeben,
kommt hehres Rezitieren von Versen zurück.
Es ist nur,
der physische Stein, den sie vor unserer Zeitrechnung
in die Tiefe geworfen haben,
ist 2021 noch ohne Echo.
2021-03-21, Internationaler Tag der Poesie
Übersetzt von Martin Winter am 29. August 2021
Laub fällt allgemein im Herbst herunter.
Aber der Kampferbaum,
der lässt im Frühling die Blätter fallen.
Das ist recht sonderbar,
es heißt doch, er sei immergrün.
Also,
dieses abgefallene Laub,
das sind sicher ältere Blätter.
Neue wachsen nach
und ersetzen die alten.
[In einem Kreis aus weißen Blüten in grauer Asche auf der Straße steht eine kleine Metalltonne. Darin werden Zettel verbrannt. Eine Menschenmenge sitzt auf der Straße und skandiert.]
Nieder mit der Militärdiktatur!
Protest! Protest!
Streik! Streik!
Revolution!
Die Revolution wird siegen!
Gerechtigkeit und Freiheit müssen gewinnen,
in unserem Land, in unserer Nation.
Wir sehen, wie sie unsere Nationalhymne auf die Guillotine zerren.
Ihre Ansage, die Zeit der Sandalen sei zu Ende,
kommt in die Öffentlichkeit
wie ein gebrauchtes Kondom aus einem Bordell.
Wütend wie das Feuer der Hölle,
schreit der Oger Alawaka Drohungen
und zeigt seine schrecklichen Krallen!
Aber er wird auf seiner Brust liegen,
zu Füßen von Dharma und Sila.
Das ist der Weg der Wahrheit.
Weil sie ihre Würde als Menschen
nicht gegen eine Mundvoll Reis eintauschen,
haben sie Widerstand geleistet, haben ausgehalten,
sind zusammengefallen und umgefallen.
Die Revolution wird nicht im Fernsehen übertragen!
Die neue Nationalhymne kommt als Death-Metal-Version heraus. Kondomfirmen nehmen keine Kundenanrufe mehr entgegen.
Möge ich verlieren, möge die Wahrheit siegen!
Möge ich verlieren, möge die Wahrheit siegen!
Möge ich verlieren, möge die Wahrheit siegen!
Wenn die Bastarde verlieren und um Gnade flehen,
indem sie unsere Eier umfassen,
werden wir ihnen ins Gesicht pissen.
Wir schlagen nicht auf Töpfe und Pfannen,
weil es lustig ist.
Wir haben keine Waffen.
Wir haben höchstens Töpfe und Pfannen.
Wir haben keine Macht.
Wir haben nur Töpfe und Pfannen.
Haut auf die Töpfe! Schlagt die Pfannen!
Haut drauf! Haut drauf! Das ist unsere Revolution!
Haut drauf! Haut drauf! Das ist der Weg zu unserem Ziel!
Haut drauf! Haut drauf!
Haut drauf! Haut drauf!
Eines Tages werde ich Sternen-Bumen streuen, auf das Grab meiner kleinen Schwester.
Diesen Sommer können wir die Hunde nicht wieder tollwütig werden lassen.
Diesen Sommer wird jede Blume knospen und wundervoll aufgehen.
Diesen Sommer werden die Fahnen des Volkes im Wind flattern und triumphieren.
In meiner Jugend gab es nur einen Min Ko Naing.
Jetzt ist jeder junge Mensch Min Ko Naing.
Schützt alle Min Ko Naings!
Schart euch um alle Min Ko Naings!
Jedesmal, wenn ein schlechter Samen auf einer Bühne aufgeht,
versinkt die ganze Welt im Chaos.
Sie wird krank, ihr Körper brennt vor Hass.
Ich bin krank und nehme eine zehn Jahre alte bittere Medizin.
Aber ich bleibe krank. Im Leben in dieser Welt werden wir alle krank.
Wir können uns nur selbst kurieren, haben keine Zeit, angefressen zu sein. Wenn wir am Esstisch Platz nehmen, schwärmen die Heuschrecken wieder herein.
Wie kannst du arbeiten gehen, wenn alle protestieren?
Wie kannst du das mit deinem Gewissen vereinbaren?
Wirst du ok sein, wenn sie auf deine Familie spucken?
Kannst du glücklich sein, wenn deine Kinder die Stiefel von Min Aung Hlaing lecken, während seine eigenen Kinder stinken vor Geld?
Kannst du sagen, “gut gemacht”, wenn deine Enkel kaum überleben, während Min Aung Hlaings Enkelin im Ausland studiert?
Kannst du in Frieden zur Arbeit gehen, wenn dich die Unterdrücker mit ihren Gewehren wie eine Kuh behandeln?
Kannst du froh ins Büro gehen?
Kannst du froh ins Büro gehen?
Jeden Morgen, wenn Papa und Mama zur Arbeit gehen,
schämen wir uns, meine Schwester und ich.
Wir möchten nicht für unsere Zukunft fürchten.
Papa, bleib daheim. Mama, geh nicht ins Büro.
Bleibt zuhause für unser Land und für uns.
Lasst uns euch danken, dass ihr uns aufgezogen habt, indem wir uns den Protesten anschließen.
Lasst uns den Garten unserer Zukunft bestellen.
Zu viele Blätter sind zu früh abgefallen!
Wir werden eure Barbarei im Namen der Wahrheit zerstreuen!
Die Blumen des Winters werden auf euch losgehen,
die Wasser des Monsuns werden euch ertränken.
Für eine gerechte Sache opfern wir unser Blut!
Wir lassen niemanden unseren Frühling wegnehmen, nicht einen Fingerbreit.
Ich war eingeladen zum UNESCO-Poesiefestival,
sollte online rezitieren, zur Feier des Welttags der Poesie.
Ich habe abgesagt.
Ich habe geschrieben,
Russland ist doch euer größer Sponsor, nicht wahr?
Meine Antwort auf eure Anfrage
entspricht den Gefühlen der Menschen in Myanmar.
Also scheint es so zu sein,
dass ich an der Revolution des Frühlings teilnehme,
nicht indem ich Gedichte lese,
sondern indem ich ablehne, zu lesen.
Seltsame Sache!
Mögen allen Arbeitsscheuen
ihre Verdienste vermehrt werden,
mögen ihre Gebete in Erfüllung gehen!
Mögen alle, die streiken,
reinen Herzens sein und von allen geliebt werden.
Mögen alle, die daheim bleiben,
von Geistern und Menschen gesegnet werden,
mögen alle, die diesen Boykott mittragen,
die Kraft finden, weiterzumachen!
Der Klang des Marsches unserer Herzen fließt bis in unsere Fingerspitzen!
Der Golf-Taifun ist weder hineingekommen noch weggegangen.
Ihr sollt wissen, wir sind Geister.
Wir sind schon gestorben.
Wenn wir heute wieder sterben,
werden wir euch für immer heimsuchen.
Wir sind Geister, wir sind schon tot!
Heute suche ich den ganzen Tag im Fernseher
und bekomme keine Sender herein.
Wegen der Störgeräusche
klopfen die Nachbarn an meine Tür.
Bratet das Schwein in seinem eigenen Fett!
Bratet die Tür darin!
Der Schweinekerl, den du gesehen hast,
versteckt sich vor der Guillotine!
Du magst davon gehört haben oder nicht,
aber das ist keine akzeptable Entschuldigung.
Weil wir nicht zurück können in die Vergangenheit,
haben die Kinder, die wir nicht bekommen haben,
Waffen ergriffen zu einer Zeit, in der wir nicht leben.
Sie sind gegen Befehle von oben aufgestanden.
Sie haben ihren Sklavengeist
in einen Salzsack gesteckt
und im Fluss ausgelassen.
Gedankenfetzen von Millionen
vereinen sich in einem zitternden
und doch festen Faden.
Ich bin Ma Seint Htet, der vom Berg herunterfällt.
Ich bin U Ko Ni, der am Flughafen steht,
der vergebliche Besuch von Ibrahim Gambari.
Ein EPC-Elektriker hängt tot von einem Strommast.
Und ein Wanderarbeiter …
Die Räder der Hirne in den Bäumen
drehen sich zusammen
in den Ohren in den Schwertern
in den Wänden.
Die Knöchel eines alten Gewandes
werden terrorisiert
und jeden Tag heimgesucht,
übertrieben, als Strategie.
Die Erde auf meinem Gesicht
ist ein Haufen zerbrochener Knochen.
Fünfzig Jahre in einer Kassette aufbewahrt,
ohne Tonband.
Ein trauriges Lied,
das wir sofort nicht mehr singen dürfen.
Niemand wird uns wieder auseinanderbringen!
Wir sind ein einziger Blutkreislauf geworden!
Mach deine Maske zu deiner Fahne,
mach deinen Facebook-Eintrag
zu deinem Ultimatum!
Wo immer du bist,
dort mach deinen Protest!
Heute halten die Mütter ihre Kinder nicht zurück,
wenn sie hinausgehen und Gerechtigkeit verlangen.
Sie reißen ein Stück von ihrem Longyi ab
und binden es um den Arm jedes Kindes,
damit es geschützt sei vor Kugeln und Patronen
Auf den Straßen der Revolution.
Bewegen sich Heldinnen und Helden
in einem roten Schwall.
Wolken türmen sich auf
und darunter zerfällt der Morgen
in eine Revolution.
Das Heulen eines riesigen Tintenfisches,
der durch die Straße bricht,
hallt noch im Himmel über der Stadt.
Auch wenn ihr unsere Handgelenke durchschneidet,
wie ihr nur wollt,
unsere Fäuste werden nicht aufgeben.
(12 Männer zusammen skandieren) :
Der dämonische Enkel, frisch vom Mönchstum, zischt:
Ein Riss im herausgebackenen Teig, ein Sohn, der das Land zerstört!
Der dämonische Enkel, frisch vom Mönchstum, zischt:
Ein Riss im herausgebackenen Teig, ein Sohn, der das Land zerstört!
Zum Gedenken an den Dichter K Za Win, der gegen den Militärputsch protestierte und am 3. März in Monywa in einer friedlichen Demonstration von Soldaten getötet wurde. Möge er in Frieden ruhen. Dichterinnen und Dichter werden überall in Myanmar verhaftet.
Es folgen die Namen von 32 Dichtern und Dichterinnen in der Reihenfolge ihres Auftretens in dem Video.
Über dem Schornstein
ist der Rauch verzogen im Wind
als ob das kleine Haus
gegen den Wind fährt auf der Erde.
So denke ich nach über das Leben
und die Zeit
schaufelt Kohle in den Herd
hinter meiner Stirn.
In my review material is a Beijing middle school essay topic, writing it feels like a poem, just about 20 lines. I am very glad, this isn’t easy to get. Makes me think, even if middle school exams in Fujian let you write poetry, maybe I would be worse off. Wouldn’t get even one point, could be. Because here down south, teachers love Ah … Ahh … That kind of poetry.
1/17/21 Translated by Martin Winter in February 2021
Obwohl ich hoffe
dass sie nie gebraucht werden
bin ich doch in den Papierladen
bei unserem Tor gegangen
und hab mir fünf Pfeifchen gekauft.
Ich bewahr sie
im Auto, in meiner Tasche und daheim auf.
Wenn ich von Strom und Information abgeschnitten bin
und immer weniger
Sicherheit spüre
dann kann ich jederzeit nach der Außenwelt
pfeifen.
Komischerweise
hab ich an dem Abend
zum ersten Mal wieder gut geschlafen.
Ich will diesen Regen beenden. Ich will mein Beenden beenden. Der Regen will mein Beenden nicht beenden. Der Regen beendet sich selber, um meine eitle Idee zu beenden. Aber ich kann über ihn schreiben, da kann er nichts machen. Er kann kein einziges Zeichen schreiben, immer dasselbe. Der Regen seufzt, zieht weiter und hinterlässt Abendrot.
Teacher, I am sorry. When I’m in a daze, I don‘t think anything.
If I think of how I am going to do my homework over the winter holidays, that is thinking, not dazed. If I think of how I was in class with my teacher Big Cat, that is remembering and not dazed. If I think of my dad, that means I miss him, that’s not called dazed. If I think there is a rainbow kingdom up in the sky, I am creative, not dazed. If I think of what I am going to be when I grow up, that is dreaming, not dazed.
Only if I don’t think of anything, that is called dazed.
Translated by MW, June 2020
Ouyang Panxi
INTO SPACE
Teacher, I am sorry.
When I stare into space, I don‘t think anything.
When I think of how I am going to do my homework over the winter holidays,
that is thinking, not staring.
When I think of how I was in class with my teacher Big Cat, that is remembering and not staring.
When I think of my dad, that means I miss him, not staring.
If I think there is a rainbow kingdom up in the sky, I am creative,
not staring.
If I think of what I am going to be when I grow up, that is dreaming, not staring.
Only if I don’t think of anything, I just stare into space.
After reading he says I can also write this kind of poetry, then he really writes it. After writing he finds he cannot really just write any kind of poem he likes, but actually he did it already.
Mein Opa ist 1976 von uns gegangen, damals war er 66. Meine Oma ist 2011 von uns gegangen, sie war 93. Wenn jemand sagt, meine Oma habe als Witwe 35 Jahre lang das Andenken ihres Mannes gewahrt, dann muss ich ihm unbedingt sagen, und zwar Wort für Wort, damit er es kapiert: Meine liebe Oma hat in all den Tagen ohne meinen Opa ganz allein in harter Arbeit 35 Jahre an Kinder und Enkel gedacht.
in dieser krise die vom essen kommt
kannst dir wieder denken wie der himmel lenkt
dass die lebewesen auf dieser erde
gleich berechtigte hoffnungen hegen
und jeder ihre hygiene befolgen
nur der mensch ignoriert die wege des himmels
macht den mund auf und will alles schlucken
den ganzen erdball
zerkaut er in seinem selbstherrlichen fresstrieb
Meine Mutter
Zoologin
sehr begabt und gefragt
beim Präparieren
von Tieren.
Beim Präparieren
braucht man Arsenik.
Langfristig war das
ein schwerer Schaden
für ihre Gesundheit.
Sie ist deshalb
früh verstorben.
Ich glaube
die Tiere
die Präparate
in den Kabinetten
der Zoologie
ihre Werke
diese lebensechten
Vögel Vierbeiner
und so weiter
ich glaub die vermissen sie
die ganze Zeit.
It was in 1999,
last year of the 20th century.
The poet Ma Lan
with her American husband,
a Yale professor,
came to visit old Chang’an.
At the Small Wild Goose pagoda
in the teahouse Scented Snow Sea
we had a good meeting.
The Yale professor
of Chinese literature
had a point of view
that opened my eyes
and resonated in my heart,
I had been thinking about this for years.
He said, “In the May Fourth era,
those writers who studied in Japan,
why were they so dominant?”
Today, I am finally in Japan
and I carry this question,
roaming the coast and mountains of Honshu.
Let me think,
let me think it over,
I have enough time to think of an answer.
What was it,
what was it here,
that made them
bury themselves in their work,
lay their life on the line,
fight for truth,
plead for the people
and become the backbone of modern China?
In Kanton
hat mir Xiang Lianzi erzählt
sie hat Patienten
die sind schon zig Jahre alt
aber vom Verstand her vier oder fünf.
Sie hat ein Experiment gemacht
und ihnen Gedichte vorgelesen.
Von alten Versen waren sie verzaubert,
sie haben mit Händen und Füßen getanzt.
Bei modernen Gedichten
haben sie entweder nicht reagiert
oder sie sind beunruhigt geworden.
Während sie es erzählt hat
wollt ich schon aufspringen
und hab ihr aufgeregt vorgeschlagen
sie muss darüber schreiben.
Jetzt ist ein Monat vorbei,
ich denk immer daran,
vielleicht hat sie schon etwas geschrieben.
auf dem fussballplatz
kann man nicht wie balotelli
nachdenken über das leben
beim basketball
wenn curry überlegt
geht der ball nicht hinein
für sportfans ist das
selbstverständlich
dichtern fehlt dieses
allgemeinwissen
sie haben keine ahnung
dass der platz und der schreibtisch
zusammengehören
der weg des poeten
ist das buch des spielers
er ist zoologe
zuerst war er soldat
mit 15 log er über sein alter, kam in die armee der republik
bis heute ist sein alter ein rätsel
er kämpfte in vietnam gegen franzosen
damals gab es die ganze zeit krieg
durch die kanonen bei dien bien phu
hörte er nichts mehr, obwohl sie dann siegten
später wurde er forscher
durchs qinling-gebirge, auf die hochebene
erforschte die yaks und moschushirsche der republik
durchquerte alaska mit amerikanischen imperialisten
obwohl er jetzt nicht mehr weiß ob der nordpol im meer ist
im alter betrogen ihn die betrüger der republik um den familienbesitz
leider zweifelt er noch an der polizei
bitte sorg dich nicht, wir werden gebeine
bitte sorg dich nicht, wir gehen ein in den lehm
bitte sorg dich nicht, erde füllt augenhöhlen
bitte sorg dich nicht, tränen sickern heraus
nicht mehr nötiges haar, säuglingshaar
wächst noch
im lehm
sorg dich nicht dass die kinder in socken
auf unsere schädel treten
er und sie, reihen um reihen
die versunkenen krieger
mit ihrem geheimnis mit ihrem lächeln
mit ihren zerrissenen armbändern
sorg dich nicht sie kratzen aus unsern augen die erde heraus
das ist nur, das ist der lehm der bewahrt den gesichtsinn
und dreht sich hinauf in die luft bei den kindern
die schädel richten sich noch ihre haltung, so können sie denken
sorg dich nicht dass sie kommen die schweren lastwagen
die kinder rennen, der vogelschwarm fliegt
sorg dich nicht dass die riesige axt dass das meer
aufschichtet schicht um schicht, opferberg
tief unten im abgrund
da rutscht der ring, der in den finger gebissen hat
ganz leicht herunter. oh, vogelschwarm fliegt
oh, kinder rennen
Übers. v. MW, 2015
Zhang Xiaobo FEELING
do not worry we will become bones
do not worry our bones go into earth
do not worry soil filling up eye sockets
do not worry tears still seeping out
unnecessary hair will still grow, baby hair
still grows
in the soil
do not worry kids wearing socks
kicking up our skulls
he and she, row after row
that sunken army
those soldiers show their mysterious smiles
they have torn their armbands
don’t worry they dig out the soil from their sockets
it’s just, it is just the soil retaining the vision
turning towards the children up there
skulls arranging their stance, the better to think
don’t worry the heavy trucks coming fast
playing kids scatter, birds fly up high
don’t worry the sea is a big ax
arranging an offering
deep, much deeper down
ring that was biting the finger
slipping in silence. oh, birds flying high
oh, scampering kids
The train was passing the Yellow River
I was in the toilet
I knew that pissing wasn’t the right thing
I should have sat at my window
or stood at a door
left hand on my hip
right hand at my brows
gazing out like a Great Man
at least like a poet
having thoughts on the river
on old debts of history
everyone was gazing out
I was in the toilet
taking my time
finally I had time for myself
I had waited one day and one night
in the time it took for my business
the Yellow River had flown far away
du you think you are an existentialist?
do you think you like to eat zha jiang mian?
do you think you are collecting antiques?
do you think you are following fashion?
do you think you have improved since you started?
do you think you have fulfilled your ideals?
do you think you’re a patriot?
do you think you love the truth?
do you think you dare to say it?
do you think you don’t fear retribution?
do you think you’re a good writer?
do you think you’re a poet?
do you think you’re a good mother?
do you think you’re a good father?
do you think you have loved?
do you think you are moral?
do you think microblogging makes China improve?
question mark mark mark
do you think they are prophets?
do you think you’re a groupie?
do you think there are things you don’t talk about?
do you think there are people you cannot offend?
do you think this novel is your autobiography?
do you think you have talent?
do you think your stuff is going to last?
do you think you have secrets?
do you think you have a big heart?
do you think you are fair to everyone?
do you think you’re responsible?
do you think you play by the rules?
do you think you have nothing to be ashamed of?
do you think you are self-important?
do you think you want revenge?
do you think you are scared of dying?
do you think you make people like you?
do you think you make people hate you?
do you think you have a future?
do you think you are falling behind?
do you think you are lonely?
do you think you are writing a poem?
this girl makes you crazy
let her go on babbling
asking herself
Tr. MW, June 2014
Chun Sue DREAMING OF LIVING INSIDE A DREAM
Tr. MW, June 2014
Published in EPIPHANY magazine, fall 2014. Go on, look for this great Chinese Dream! I spent October 2014 at Vermont Studio Center with Yi Sha, editor of the daily New Century Poetry series 新世纪诗典. Chun Sue is one of the most well-known figures within this huge independent circle of poets.
Chun Sue MORNING, AVENUE OF ETERNAL PEACE
Little Brother says: dad, Avenue of Eternal Peace
take a good look
This is the road you walked for over 20 years
I am sitting with Papa and Little Brother
I am almost crying
Finally I know
why I like the Avenue of Eternal Peace
Slowly the car passes the Military Museum
and the red walls of Zhongnanhai
and Xinhua Gate
Papa is small now he fits in an ash box
sitting between us
doesn’t take up much space
We pass the Gate of Heavenly Peace
and I see him
He stands on the square
watching us while we’re passing
Why was it so hard to write about you
You’re the son of a peasant
I was born in a village
I am also the child of a peasant
I put on army songs for you all night
Crying my heart out —
I like all that too.
to be able to drink big gulps of warm wine
to enjoy glory days in stupor
to be able to think
behind the ticking window curtain at noon
think of trivial things
to be really embarrassed for a long time
to be able to take a walk for yourself
sit down on a chair painted green
close your eyes for a while
to be able to sigh
thinking of unpleasant things
to forget where the ash
dropped from your cigarette
to be able to lose your temper
when you are sick, to do undignified things
to be able to walk along a familiar road
walking all the way home
to have someone kiss you
wash you scrub you, to have exquisite lies
waiting for you, to be able to live in this way
would be great, any place, any time
picking flowers
mouths finding mouths
no unrests no revolution
what flows down to the ground is the sacrificed wine
to be able to live in this way
would be great, would be the ultimate thing to enjoy!