was gesagt werden koennte
warum drucken sie, verbreiten sie alle,
was legitim ist und waffenverkaeufen
begegnet, die fragwuerdig sind?
nichts anderes tut grass. mit einem gedicht
gegen die tatsache, dass deutschland
u-boote an israel liefert,
die fuer atomraketen gebaut sind.
sollte deutschland das tun?
viele, die aufwuchsen
unter raketen
mit vaetern,
als kinder gebrannt
von verbrechen bekannter
und oder verschollener vaeter;
manche, die aufwachsen unter raketen
die immer noch da sind
verstehen wahrscheinlich
dass jemand angst hat.
ob israel anlagen im iran
aus denen atomwaffen kommen koennten
bombardieren sollte
hat grass nicht gesagt.
er wollte kontrolle
iranischer atomanlagen,
israelischer bomben.
das ist legitim.
koennen gedichte
so etwas bewirken?
aufmerksamkeit
ist jedenfalls da.
MW Ostermontag, 9. April 2012
“Was gesagt werden muss” von Günter Grass hat mich inspiriert, es war in der Zeitung, zu Ostern, am Ostersonntag in Österreich, ein bisschen später als in Deutschland. Ich habe die Silben gezählt, die meisten Zeilen haben ungefähr zehn. Ich höre immer auf einen Rhythmus.
Das interessanteste an dem Gedicht von Grass- Wolf Biermann nennt es “Gedacht”– ist natürlich die Diskussion, die wochenlange Verbreitung und Diskussion durch so viele Medien, Foren etc. Maybe you know the poem by Leon de Winter, a rather violent reaction. And the interview with Marcel Reich-Ranicki in the Frankfurt FAZ, very interesting.
Mich erinnert dieser Text von Grass an die Friedensbewegung, also an die 80er Jahre, ungefähr 1984, da war ich 18. Da hab ich an meiner ersten Demo teilgenommen, mit meiner Russischlehrerin. Vielleicht war es zu Ostern, es gab die Ostermärsche der Friedensbewegung, gegen die neuerliche Aufrüstung mit Atomraketen. Auf der Seite der Rechten, also nicht nur bei den Republikanern in Amerika, sondern auch bei den Leuten, die in Deutschland, Frankreich etc. an der Macht sind- hoffentlich ändert sich das bald, hoppauf, Holland! – auf der Seite der Rechten hatte Reagan recht, der habe mit diesen Pershing-Raketen (Petting statt Pershing, ein Slogan von damals) Gorbatschow besiegt. In Wirklichkeit war Gorbatschow der Gute, und Reagan der Böse. Relativ halt. Russisch war ein Wahlpflichtfach in meiner Mittelschule. Realgymnasium, Schwerpunkt Mathematik. Leider. Latein wär besser gewesen, weiss man nachher. Russisch war gut. Aus Ungarn, die Lehrerin. Frau Professor Elisabeth Waldmann, unterrichtet noch dort, soviel ich weiss. Deutsch, hauptsächlich. Hatte sie studiert, in Ungarn. Unlängst war ein Interview im Radio, mit György Dalos, Romancier und Gorbatschow-Biograph. Dass die Auflösung des Warschauer Pakts und die Desintegration der Sowjetunion relativ unblutig waren – im Vergleich zu den Jugoslawienkriegen der 90er Jahre- , dafür müsse man Gorbatschow danken. Klang recht schlüssig. Dalos war damals sehr aktiv, als Oppositioneller in Ungarn in den 80er Jahren, mit vielen Kontakten in die DDR. Und jetzt kann er wahrscheinlich recht gut einschätzen, wieviel schöner es für Ungarn wäre, jemanden wie den jetzigen BRD-Präsidenten Gauck an der Spitze zu haben, als jemanden, der seine Doktorarbeit abgeschrieben hat und auch deshalb als schwaches Aushängeschild der rechtspopulistischen Regierung angesehen wird.
Grass regt zum Nachdenken an. Und zwar sehr viele. Das ist schon nicht wenig. Er hat halt Angst vor Atomraketen und vermisst die Ostermärsche der Friedensbewegung. Glaubt er, dass Israel den Weltfrieden bedroht? Klingt absurd, wahrscheinlich auch für ihn. Atomraketen sind böse, generell. Raketen überall, ausser auf dem Mond, vielleicht. Aber, aber ….
Nix aber. Grass hat halt Angst. Und erinnert (sich) an die 80er Jahre. Pessach und Ostern und Frieden sind halt verknüpft. Das ist nicht seine Schuld. Ausser, dass er halt im Krieg war, als Deutscher. Auf der falschen Seite, das sagt er eh. Aber er hat halt was Arges verschwiegen, und war derweil sehr viel politisch aktiv.
Und mir ist halt die Sprache wichtig, deshalb derweil. Wie bei Robert Schindel. Ciao derweil.