When I was young,
each day held so much hope.
Even my questions were nice to hear:
Will the world get better, Mama?
Then slowly
my voice had to change:
Is this world going to get better, motherfuckers?
Herbst 1986, Hochzeitsreise
von Chengdu zum Emei-Gebirge.
Zum Tempel auf halber Höhe gewandert,
am Tor gerastet.
Himmelblaue Zeichen links und rechts:
Niemand sieht den Mond alter Zeiten,
dieser Mond schien schon den Alten.
Ich hatte Chinesisch studiert
und wusste nicht, von wem das war.
Diese beiden Zeilen
haben in mir ein halbes Leben
geleuchtet, 36 Jahre.
Dann les ich Yi Shas Roman “Li Bai”,
dort ist es in “Heb den Wein, frag den Mond”,
für He Zhizhang zum Abschied,
als er im Alter in die Heimat zurückkehrt.
Wer sonst kann so gut schreiben?
Dieses Land, das gerade Krieg führt mit der Ukraine.
Dieses Land, das fettes Gras hat an der Grenze,
aber ohne ein Rind oder Schaf.
Dieses Land mit dickem Herzen und magerem Rückgrat,
mit weit verstreuten niedrigen Häusern,
die noch schwärzer und rauchiger sind als der Speck aus meiner Heimat.
Da gibt es wirklich gar nichts zu sehen,
den ganzen Tag steh ich und schau an der Grenze,
schau still, totenstill von der Fernsicht-Terrasse von Shiwei.
Endlich seh ich im Dunkeln vier Lichter aufleuchten.
Ohne zu denken, sag ich vier Namen
– Tolstoi, Mandelstam, Pasternak,
die hellste Lampe ist natürlich
Achmatova.
Ich stehe gerne kerzengerade,
sitze gerne kerzengerade,
spreche gern Wort für Wort.
Nicke stets 90° mit dem Kopf.
Beim Händeschütteln
nehme ich immer beide Hände.
Schön langsam in gleichmäßigem Tempo
drücke ich fester und fester zu.
Dann lasse ich ganz gemessen aus.
Manchmal vergesse ich, auszulassen,
dann macht mir der andere langsam die Hände auf.
Auf manche Fragen,
wenn sie dich fragen,
kannst du nicht ja sagen,
kannst auch nicht nein sagen,
du kannst nur stammeln,
sagst einfach Hm!
Aber sagst du die ganze Zeit
Hm Hm Hm Hm Hm Hm Hm Hm,
dann klingt das wie
grunzende Schweine.
Ich kam ins Abriss- und Umzugsbüro,
hab über ein halbes Jahr ausgeholfen.
Hauptaufgabe: “ABREISSEN” hinschreiben,
vom Osten bis zum Westen,
vom Süden bis zum Norden der Stadt.
Eines Tags in der Caijia-Gasse
sollt ich auf ein “Nagelhaus” ABREISSEN schreiben.
Untertags hab ich mich nicht hingetraut.
Im Dunklen schleich ich mich zu dem Haus,
bin grad beim Schreiben,
da kommt ein Wolfshund
aus der Tür geschossen,
bellt wie verrückt
und stürzt sich auf mich.
Ich werf Pinsel und Farbe hin,
renn panisch weg.
Seither war ich oft
in der Caijia-Gasse,
jedesmal hab ich
das Haus noch gesehen.
Das Zeichen, dass ich geschieben hab,
ABREISSEN – aber nein, UNTERBRECHEN – das steht noch dort.
Es fehlt eben der rote Punkt,
der Unterschied zwischen den beiden Zeichen,
der Hund hat den Punkt
zur Hölle gejagt,
er ist noch nicht wieder
auf die Mauer gekommen.
Saurierschuh schmeckt nach Orange,
Entchenschwimmreifen nach Mango.
Holzklötzchenauto schmeckt nach Tomate.
Blümchenkleid hat Erdbeergeschmack.
Seifenblasenbär schmeckt nach Trauben.
Blutsuppe mit Tofu schmeckt nach Schokolade.
Honigpfirsich schmeckt nach Mama.
Das sind übertragene Worte,
absurde Begriffe.
Das ist eine Freude im Herzen,
die ich nie erreiche.
Das ist die Sprache
von meinem zweijährigen Sohn.
Sie kommt nach Deutschland.
Zuerst reißt sie sich Kopftuch und Mantel herunter.
Dann will sie die Scheidung.
Sobald ihr Mann Siamak
ihr oder dem Kind
zu nahe kommt,
ruft sie die Polizei.
Als Drittes geht sie zur Schule.
Ich hab sie dort kennengelernt.
Sie ist schöner als alle, Lippenstift,
Lidschatten, Nagellack, alle Farben.
Siamak kann sie noch heimlich Hure schimpfen.
Aber er ist sehr bald nur der Ex.
Dann war ich in Fulda
und bin ihr begegnet,
mit Baby im Bauch.
Sie erzählt mir von ihrem Neuen,
er ist Franzose,
ein Koch.
Gestern frag ich per Message wie es ihr geht.
Sie antwortet erst am Abend: “Sehr gut, wann kommst du mich besuchen?”
Farsana,
Farsana, geflohen aus dem Iran,
Farsana, meine Mitschülerin,
Farsana, die Kurdin,
Farsana mit hohem gekräuseltem Haar
ist jetzt am Schalter bei MaxMara.
Wenn ich nach Frankfurt komm,
geh ich sicher zu ihr,
gleich bei der Katharinenkirche.
Fahrkisten im Osten?
Nein, er verflucht
gern Faschisten im Westen.
Aber was wenn
Fapisste im Süden
Fakiffte im Norden
auch noch dazu kommen?
Dann muss er kämpfen
mit seinen Faschisten
als ganz großes Stichwort
ganz oben zu bleiben.
Die letzte Klasse. Daudet. Seine Muttersprache. Chinesisch.
Aber keine Invasoren. Es ist nur.
Er muss in die Rente. Mit seinem Handy
Online-Klasse für Völker in China.
Mit Uighur*innen, Kasach*innen, Hui, Yi und Mongol*innen sprechen. Über
Joyce und Die Toten. Nicht erwähnen,
dass das der Endpunkt ist. Für seine Laufbahn als Lehrender. Nur dass
am Ende der Erzählung Schnee fällt. Dass sie darauf achten.
Schnee fällt überall. Auf die Lebenden und auf die Toten.
Das ist so gut, das will er immer wieder lesen.
Jedesmal spürt er, dieser Abschnitt ist ein Gedicht.
Alte Leute sagen,
Kinder: Flammenberg niedrig.
Das bedeutet, sie haben viel Phantasie (vielleicht auch, weil sie wachsen).
Als ich klein war, ist mir so etwas passiert.
Die Familie von der vierten Tante hat in einem Tempel gewohnt.
Das war ein unheimliches Gefühl.
Einmal war ich dort auf Besuch,
und eine Zeitlang war ich im hintersten Zimmer allein.
Es war untertags,
aber auf einmal war eine menschliche Figur wie ein Flugdrache,
links oben von meinem Bett aus,
die ist schräg vorbei geschwebt wie auf Wolken.
Meine Beine haben gezittert,
ich hab kalten Schweiß gespürt.
Dann bin ich wie eine gehetzte Seele
entwischt aus dem Zimmer.
Am Abend plaudre ich mit meinem Vater,
wir kommen auf Alkohol zu sprechen.
Ich will ihn necken,
sag ihm lächelnd,
weisst Du noch, als ich klein war,
hast Du so viel getrunken,
Du hast den Baum im Hof umarmt und geschlafen!
Wieso geht das jetzt nicht mehr?
Mein Vater lacht.
Kind, weisst Du nicht,
wir waren recht arm.
Dein Papa war sturzbesoffen,
dann hat er nicht zahlen müssen.
Das Licht oben sticht,
mir verschwimmen die Augen.
Oben ohne
knallt Tante Zhi ihren Nudelteig.
Ihre flachen trockenen Hängebrüste
schaukeln und schlenkern,
manchmal nehmen sie ihr die Sicht. Sie flippt die Brüste auf ihre Schulter, knetet und zieht,
dann fallen sie wieder herunter.
Vom Radio schallt
Ma Jinfeng in der Henan-Oper Hua Mulan
durch die klebrige Luft.
Tante Zhis Pobacken krachen gewaltig im Takt.
Mein Papa nimmt meine
zwei frischen Ausweise,
Elektriker
und Freileitungsmonteur.
Er neckt mich,
unser Dichter
spielt also nicht nur mit Strom,
er klettert auf den Strommast!
Ich geb zurück,
ein Dichter muss mit dem Strom spielen,
mit dem Strom der Sprache,
mit dem Strom der Poesie.
Ich leg die Schalter um,
Reihenschaltung, Parallelschaltung.
Ich lass die Seele klettern,
den Strommast hinauf,
ein bisschen höher,
noch ein bisschen höher,
dann mit den Eisenschuhen
ganz in Ruhe hinunter.
Nach dem Abendessen sagt Zhao Meimei [unsere Tochter],
Zhao Keqiang, nimm mich mit zum Zahnarzt,
ich glaub meine Karies sind schon eine Wohnung mit mindestens drei Schlafzimmern,
wenns auf eine Villa hinauskommt,
wirds noch viel teurer.
Zu Neujahr spazier ich am Ufer des Ting.
Ein paar alte Junge Intellektuelle
erzählen von der Landverschickung.
Wo sie gewohnt haben auf dem Land,
der Hausherr war Haus Ost,
die Hausfrau haben sie Haus West genannt.
Zuerst war das für mich sehr neu.
Am nächsten Tag im Yancheng-Gebäude
kauf ich ein Buch mit Geschichten von solchen Leuten,
es heißt “Der Taiba-Walzer”.
Die erste Geschichte ist von Shu Ting,
genau über Haus-Ost und Haus-West.
Ich habs auf dem Weg ein paarmal gelesen
und für mich geschmunzelt und geseufzt.
Die jungen Verschickten waren sehr weise.
Ost-West, das heißt Ding, alle Dinge:
Essen, Trinken, Frauen, Männer
unter einem Haus.
Übersetzt von MW am 1. April 2022
Anmerkung: In der Kulturrevolution wurden ‘junge Intellektuelle’ oder “gebildete Jugendliche” (“zhiqing”) in Massen aus den Staedten in entlegene Gebiete aufs Land verschickt, um dort zu arbeiten. Hausherr, Vermieter oder Vermieterin heißt auf Chinesisch Fang-dong, wörtlich Haus-Ost (der Hausherr wohnte im Osten des Hofes).
Dong-xi, wörtlich Ost-West, ist ‘Ding’ oder ‘Dinge’.
Ich habe einige Bücher gesammelt,
von Lu Xun
und von seinem Bruder Zhou Zuoren.
Zuerst in einem kleinen Teil des Bücherschranks,
dann in einem großen Rahmen.
Ich hab die zwei Brüder
niemals getrennt.
Ich glaub ihre beiden Seelen im Himmel
haben auch nichts dagegen.
Damals nach China. Kaum Zeichen gekonnt. Alles fremd. Sehr erdig.
Vor vielen Jahren. Fahrradfahren. Hitze in der Sonne. Pechschwarzer Asphalt.
Am Asphaltstraßenende, goldgelber Mais. Rundherum Stille. Auch keine Leute.
Zu meinen Füßen eine Jauchegrube. Angelegt am Asphaltstraßenende.
Die erste Jauchegrube, die ich gesehen hab. Rundherum Stille. Keine Leute. Sonnenhitze.
Pechschwarzer Asphalt. Goldgelber Mais. Nur in der Jauchegrube Bewegung. In dem warmen dunkelbraunen Kot viele tausend Insekten, die tummeln sich froh.
Übersetzt von MW aus dem Chinesischen am 7. März 2022
Meine Tochter schreibt zehn Emails
an ihre Doktormutter
dann kommt erst die Antwort:
Keine Sorge,
das ist noch nicht das Schlimmste.
Meine Mutter ist Professorin in Moskau,
meine Tochter vermietet ihre Gebärmutter.
2
Meine Tochter heult,
fürchtet, dass ihre Professorin sich umbringt.
Früher sind sie von Achmatovas Gedichten
auf den 2. Weltkrieg gekommen,
dann auf Stefan Zweigs “Die Welt von Gestern”.
Diese Wütenden und das Gejohle der Invasoren!
Und als eine, die weint,
verehrt sie Achmatova,
aber sie wird wie Zweig
sich die Pistole
an die Schläfe setzen!
3
Meine Tochter schreibt wieder Emails,
rät ihrer Professorin, rasch wegzugehen,
zu einem behördlich bereitgestellten Schutzraum,
aber die Professorin sagt nein.
Sie glaubt nicht an russische Raketen,
sie will den Palast der Kunst nicht im Stich lassen,
in der Sowjetunion eine der drei größten Akademien,
sie will bleiben.
Meine Tochter sagt, bitte malen Sie
eine chinesische Flagge, hängen Sie die vom Fenster!
Die Professorin tippt ein Smiley,
danke,
mein Kindchen,
pass Du auch gut auf,
auf Dich und Dein Kind.
4
Am Sonntag
geht die Professorin mit dem Studenten Viktor
in die Sophienkathedrale.
Viktor sagt,
von heute an
wird er nie wieder Russisch sprechen.
Kind!
Was kann Russisch dafür,
was kann der Kiever Rus für das Ganze?
Meine Tochter erinnert sich,
als sie zuerst auf Ukrainisch unterrichten sollte,
hatte die Professorin oft so protestiert.
ich geh bis ans ende der sprache
und verstehe die sprache der vögel
ich geh bis ans ende der farbe
und sehe das wesen der blüten
ich geh bis ans ende des lebens
und träume vom neugeborenen kind
ich geh bis ans ende der liebe
und treffe die mutter
Das Notebook vom Anfang des Jahrtausends,
irrsinnig teuer, irrsinnig schwer.
Über zehn Jahre unten im Bücherschrank
praktisch vergessen.
Beim Bücherordnen entdeckt, bisschen schlechtes Gewissen.
Schnell den Staub abgewischt von der Tasche,
aufgestellt, angesteckt, grumbelnd wirds hell.
Er lebt noch! Leben in Dokumenten!
Nacheinander aufgemacht, wie war Xiaolong?
Nicht viele zweifelhafte Stellen,
Aber viel Mist.
Er brummt und vibriert,
gefrorene Erde fängt an zu schmelzen.
Uralte Viren wachen auf,
kriechen aus dem Dunkel, es steht auf dem Schirm
die Armee des Khan in Reihen um Reihen.
All diese Zeichen, diese Jahre,
all die Zeit
in meinem Leben.
I accept myself when my business fails with a mountain of debts.
I accept myself when my marriage fails and I’m hurting all over.
I accept myself when I’m insulted, accused, hiding in tears.
I accept myself when I am sick, when I’m down on my last breath.
I accept myself when I lose all restraint, when I love, I am free.
I accept myself when I’m confused, I smoke and I drink.
I accept myself when I flee, I shrink back, I am stubborn as hell.
I accept myself when I’m wilful, go back on my word, when I’m bad.
I accept myself when my temper breaks out and I’m walking alone.
I accept myself when I’m stupid, selfish, not perfect at all.
But why
is it so hard
when I can’t write a good poem?
Mit einem Kollegen im Chat über Arbeit,
er schickt einen Satz,
zieht sofort zurück.
Schickt eine Zeile,
zieht sofort zurück.
Ich kann nur den Schirm anstarren.
Trau mich gar nicht, den Kopf zu heben,
sonst versäum ich gleich was,
und wenn ich antworte,
wird das ein Stierkopf mit Pferdemaul.
Am Ende ist auf meinem Handy
außer seiner Reihe von
“Nachricht zurückgenommen”
nur was ich gesagt hab, der ganze Schirm.
Jedesmal nur
Solo-Kabarett.
Auf einmal wisch ich auf eine Nachricht: Laos!
“am 29. 08. in Luang Prabang,
vier neue einheimische Infizierte. ”
Das sind Untertitel, im Bild: ein Mönch
legt Feuerholz nach. Der Sender der Nachricht
kommentiert auf Chinesisch:
“In den Tempeln werden nicht nur
mehr Verstorbene eingeäschert,
die Mönche und Nonnen kümmern sich um Waisenkinder,
sie helfen den Laien bei allen möglichen Sorgen.”
Ich erinnere mich an ein anderes Bild,
das hab ich in Luang Prabang
vor drei Jahren und acht Monaten selbst aufgenommen.
Es hat sich auch in mein Gedächtnis eingebrannt,
als etwas Heilsames:
Sechs junge Brüder in roten Roben,
ein schwarzer Hund, ein fremdes Mädchen in Dunkelblau
scharen sich um ein tanzendes Feuer.
Außerhalb dieses Rahmens sind noch im Bild dabei
ein Haufen Chinesen, das sind wir Dichter von NPC,
wir bringen Poesie. Heuer im Frühling aus China
sind Ärzte gekommen, mit Medikamenten, Masken und Impfungen.
1. September 2021
Übersetzt von MW am 3. Oktober 2021
die ware ist schon ausgeliefert
da sagt der verkäufer
der tisch ist zu schwer
du brauchst einen mann
aber sofort
nimmt er das gesagte
wieder zurück
ich muss lachen
und geb ihm dafür
eine gute bewertung
heuer im mondjahr der mond am 15. 8. war vor allem gelb wie eine ganz runde selbstgemachte torte mit wirklich sehr viel ei
Übersetzt von MW im September 2021
《中秋月》 伊沙
今年 八月十五的月亮 黄是最大特色 像一块圆圆的 鸡蛋加得过于实在的 自制蛋糕
Yi Sha TRAUM 1826
In der zweiten Nacht nachdem ich beim Tor vorbeigegangen bin, hab ich von meiner Schule geträumt, der Dritten Mittelschule von Xi’an. In einer Nacht mit starkem Wind, ohne Mond kann ich nicht heraus aus dem Hof, als wär ich im Horrorfilm die Hauptperson.
Jedesmal, wenn ich das Hotel seh, das All Seasons Hotel, denk ich an Poesie als Geschenk für die Kunden, obwohl sie noch gar nicht mich hergeschenkt haben, sondern den von meiner Frau und mir übersetzten Martin Winter.
Jahreszeit ändert sich, ich acht immer noch auf das wechselnde Wetter, merk aber auf einmal, niemand ermahnt mich.
Übersetzt von MW im September 2021
《父亡第15天》 伊沙
换季时节 我还在关心 天气的瞬息万变 忽然发现 已经无人叮嘱
Yi Sha TRAUM 1827
Sternenhimmel, Fische schwimmen.
Übersetzt von MW im September 2021
《梦(1827)》 伊沙
夜望星空 鱼翔浅底
Yi Sha KEINE SCHMUTZIGEN WÖRTER
ich glaub immer, die beziehung von mensch und natur, ohne austreten können die beiden nicht eins werden.
September 2021 Übersetzt von MW im September 2021
《不说秽语你以为我就写不了吗》 伊沙
总是感觉 人与山河大地的关系 不排泻一下 就不算融为一体
Yi Sha MODERNE GEDICHTE: GUT ALS NOTIZBUCH
Gestern frag ich meine Frau: „Die Tante vom jüngeren Onkel hat uns letztes Jahr Niangao-Kuchen geschenkt, zu welchem Feiertag? „Weiß nicht mehr.“ „An dem Tag waren wir beim Changning-Palast …“ Sie erinnert sich nicht. Heut in der Früh seh ich die Zeitschrift „Masken“ hat ein Gedicht von mir. In dem Gedicht steht das mit dem Kuchen war am Nachmittag vom Heiligen Abend.
Friedhof Shou Yang Shan, elf Uhr am Vormittag, Totengeld verbrennen. Beim Anzünden, in dem Moment hört der Regen auf, der uns das Mondfest und die nationale Olympiade die ganze Zeit durchnässt hat. Aber ich hab schon gehört, nach dem Nationalfeiertag, grad wenn wir das Poesie-Kochen machen, da kommt wieder der Regen.
Im Nachlass meines Vaters ist ein Auto, ein Spielzeugauto.
September 2021 Übersetzt von MW im September 2021
《梦(1824)》 伊沙
在父亲的遗产中 有一台车 玩具车
Yi Sha VATER UND SOHN
In der Mittelschule, wenn jemand seinen Vater erwähnt hat, wollt ich nichts davon hören. Das hat sich geändert, als ich jemanden hatte der mich erwähnen kann. Erst dann hab ich auch meinen Vater erwähnt.
Übersetzt von MW im September 2021
《子与父》
记得上中学时 别人提父亲 我是不愿听的 我开始愿意听 甚至自己也开始提 是在我也有人提 之后
Yi Sha LIVE-UNTERRICHT
meine erste lehrveranstaltung in diesem semester wird von studierenden live übertragen. aus einem corona-gebiet hat es jemand nicht hergeschafft. deshalb macht jemand mit handy und ständer die übertragung. dieses detail gibt mir auftrieb und spornt mich an.
15. September 2021 Übersetzt von MW im September 2021
ich hab in PUPPENTHEATER über ihn geschrieben. heute hab ich mir plötzlich gedacht, so alt wie er sein muss, wahrscheinlich war er noch nie im ausland, und wegen seiner gesundheit, wahrscheinlich hat er die welt schon verlassen. ich denk an damals, er hat mir so viele orte, so viele namen, wo er nie war, vorgetragen wie verse, voller gefühl, extra für mich, so lernte ich von anfang an die welt zu lieben und kein lokaler trottel zu werden.
Mein Vater ist von uns gegangen, ab jetzt werd ich vielleicht noch von Älteren ermahnt und ermutigt, aber sicher nicht mehr mit so vielen Rufzeichen!
September 2021 Übersetzt von MW im September 2021
《!!!》 伊沙
父亲走了 往后或许 我还会得到 长辈的叮嘱与鼓励 但是再也不会夹杂 那么多的感叹号了
Picture by Xing Hao
Yi Sha IM HERZEN
Warum starr ich die ganze Zeit auf ausländische Filme? Weil früher für mich als Kind und als Bursch die Filme die Welt waren. Von diesen Filmen her hab ich meine ersten guten Gedichte geschrieben. Heute, indem meine Zeit alt wird mit mir, ist es immer noch so.
Vorm Südttor der Uni an der Straße ein Lastwagen, eine Bauersfrau sammelt Recycling. Scharf und grob ist ihre Sprache, mit schmutzigen Wörtern: „Du Schasverkäufer! Du Furzfabrikant!“ Ich hör das, für mich klingts so warm und vertraut, ich bin schon als Kind damit aufgewachsen, und hab es genau in Romanen beschrieben.
Ich träum von einer Dichterin. Alle männlichen Dichter im Traum in Beziehung zu ihr, das stimmt alles nicht. Aber sie selbst, soweit sie kenne, das ist wie in Wirklichkeit.
September 2021 Übersetzt von MW im Sept. 2021
《梦(1831)》
伊沙
梦见一位女诗人 我梦见的 与之有关的男诗人们 都是不对的 但对她的认识 梦与现实无异
Yi Sha TRAUM 1832
Bin vielleicht noch in Hohhot, Xu Yan bringt mich in ein Gasthaus, wie ein mongolischer Palast. An der Tür zum Separee in einem Becken schwimmen zwei Schildkröten. Xu Yan sagt: “Die essen wir heute.”
Poesiefestival, ich komm an im Hotel.
Beim Einschreiben ins Gästebuch
schreib ich schnell und leicht
in grossen Zeichen
‘Tashi Delek’.
Eine Hotelangestellte
jauchzt überrascht.
Ein Haufen von Leuten
umringt mich,
ich bin ganz erschreckt.
Was war denn —
ich hab es auf Tibetisch geschrieben,
in meiner Muttersprache.
In Mianyang, mitten in Sichuan
wirkt das besonders selten.
I have begun to write with a brush,
and to save paper,
found a big heap of old news.
They call it old news,
actually it doesn’t look like anyone read it.
I think I haven’t read papers in over ten years.
While I’m writing,
I am reading some headlines.
These great thick characters,
they’re influencing me.
Translated by MW in September 2021
Mo Gao ALTE ZEITUNGEN
In letzter Zeit schreib ich gern mit dem Pinsel.
Um Papier zu sparen,
hab ich einen Haufen alter Zeitungen gefunden.
Alte Zeitungen,
sie schauen aber gar nicht gebraucht aus.
Hab auch über zehn Jahre keine Zeitung mehr in der Hand gehabt.
Beim Üben mit dem Pinsel
schau ich ein bisschen die Schlagzeilen an.
Diese dicken, groben Zeichen,
die haben Einfluss auf mich.
mein schwiegervater ist fast 80.
benachrichtigung kritischer zustand,
vormund über seine schwere krankheit,
dann normales krankenzimmer,
wir habens geschafft,
heute kommt er
nach hause.
er liegt im schlafzimmer im bett.
manchmal mit offenen augen, manchmal döst er.
meine schwiegermutter sitzt neben ihm,
ruft ihn Jiang Sancai,
Jiang Sancai,
ich bin deine Alte…
ich hör sie von draußen, ganz erstaunt
es ist das erste mal
dass ich hör wie ihn jemand so nennt
es klingt fast wie in der peking-oper,
die junge frau mit dem jungen mann
Heute vor elf Jahren
haben wir uns den Trauschein geholt
für neun Yuan.
Zusammen mit dem Grundbuch der Wohnung
sind die beiden Scheine
nun um ein Vielfaches aufgewertet.
2021-05-27
Übersetzt von MW im Juli 2021
Wang Yilan, geb. 1985, wohnt in Qinhuangdao. Seit Ende 2020 Mitglied der Aofu Poetry Society. Liest immer schon gern, schreibt alles Mögliche. 《新诗典》小档案:王乙蓝,1985年生人,现生活在河北秦皇岛,对文字一直有深刻的热爱,喜欢阅读各种书籍,平时也写一些说不上什么类型的文字,2020年底加入傲夫诗社开始接触口语诗,进而开始这方面的创作,有诗作发表在一些诗歌公众号。
die peruanische dichterin momo
sagt mir auf chinesisch
sie hat solche sehnsucht nach chinesisch
verglichen mit spanisch und englisch
mit diesen zeiten und konjugationen
sei chinesisch
so einfach und fortschrittlich
lässt dir im kopf platz für phantasie
in letzter zeit redet sie viel französisch
das sei so kompliziert
wie diese regeln der französischen küche
halb gar oder dreiviertel?
genug!
sie verkündet
die weltsprache sei
ab heute chinesisch
das werde sofort umgesetzt
ihr hof sei die zone
der chinesischen sprache
sie sagt aufgeregt zu mir
wir müssen den chilenischen dichter parra
von spanish ins chinesische uebersetzen
sie rezitiert mit lauter stimme
ihr publikum außer mir am telefon
sind vögel auf den bäumen
eine katze auf der mauer
sie hat dieses haus deshalb gekauft
weil es einen hof voller bambus hat
eine seltenheit
auch in bordeaux
das sei china
sagt sie
genau wie in sichuan
Bevor sie gewählt wurde
hab ich sie gefragt, erinnerst du dich
wie vielen Patienten hast du von deinem eigenen Geld Essen gekauft
wie viele Feiertage hast du im Krankenhaus verbracht
wie oft haben sie dich in der Nacht zurück gerufen
wie oft hast du auf dem Weg in den Urlaub
auf dem Weg zum Familientreffen
den Anruf gekriegt, dass du sofort zurück musst
Sie hat nicht überlegt,
nur scharf gesagt
wenn ich satt bin
was soll ich mich erinnern
ich hab gelacht,
du weißt sicher nur dass dein ex-freund
angst gehabt hat dich zu küssen
du hast ihn beatmet wie einen notfall
Sie sagt
das geht noch
ich war selber schuld, war zu jung
in meinem kopf waren lauter patienten
wenn ich von einem mann sein ding gesehen hab
hab ich gedacht er kann nicht pissen
ich muss einen katheder legen
I dreamt they had grabbed Juliane.
She has edited many books,
I have done books together with her.
Why would they arrest an art book editor?
She was born in the 1950s,
grew up in East Germany, the GDR.
Later in Vienna she worked in museums
so she could make her own art at home.
Why arrest her? For what?
I am not sure if we were in Vienna.
Anyway the language was probably German.
I arrived at the scene in the street,
the police was dragging her
to her former workplace.
A very strange kind of workshop.
I was very surprised.
But the police was sure she belonged there.
We walked on the streets all the way,
her glasses hanging at the side of her mouth.
I didn’t dare to help her.
Normally she doesn’t wear glasses.
I kept thinking,
hopefully something clears up once we get there.
MW June 2021
Originally written in Chinese on June 5, 2021
Grafik von Juliane Adler
TRAUM VON JULIANES VERHAFTUNG
Hab geträumt, sie haben Juliane verhaftet.
Aufschreiben ging dann zuerst mit Chinesisch.
Sie ist ja Herausgeberin von Yi Sha und NPC.
Aber warum haben sie Juliane geschnappt?
Sie ist in den 50er Jahren geboren,
aufgewachsen in der DDR.
In Wien hat sie in Museen gearbeitet
und ihre eigene Kunst gemacht.
Wozu wird sie verhaftet?
Weiß nicht genau, wo der Traum spielt.
Sprache ist wahrscheinlich Deutsch.
Ich komm gerade dazu,
als die Polizei sie unbedingt
zu ihrer früheren Arbeitsstelle bringen will.
Irgendeine völlig absurde Werkstatt.
Dort soll sie wirklich gearbeitet haben?
Die Polizei ist sich vollkommen sicher.
Das Ganze zu Fuß, es ist ziemlich weit.
Auf dem ganzen Weg
hängt ihre Brille aus ihrem Mund.
Ich trau mich nicht, ihr zu helfen.
In Wirklichkeit trägt sie keine Brille.
Ich kann nur mitgehen und denk mir,
hoffentlich klärt sich am Ende was auf.
MW Juni 2021, übersetzt aus der chinesischen Fassung.
Every time I wash myself, I always pick up the comb and face the mirror, wanting to comb – all this hair I shaved off completely, working at home, cleaned off three hundred or thirty strains of pain, as the Buddha says.
He really doesn’t know anymore how to say it, the comb cannot abandon the head,
or the other way round.
The France I used to like has disappeared, Paris is thronged with people from places very far away from the outskirts of Gaul. The America I used to love has gone back into the movies. Many people who live there now are villains from fiction, Robert Penn Warren, William Styron, Faulkner and Steinbeck. Hemingway characters have been condensed into fairytales. And those bumpkins ridiculed by Thomas Wolfe, they would like to hold the world by its throat as a matter of course. I am thinking of Ellery Queen, Bogart, Jack Nicholson and all sorts of Pacino, standing between shadows and light, DeNiro people. I am not sure whether the lives described by the great Annie Proulx and Ring Lardner have really existed. If it really was like that, then Philip Roth and Salinger, those two masters, they didn’t have it any easier than Bernard Malamud or myself. The Britain I liked and also hated, the world of Dickens, Hardy, Emily Brontë, Evelyn Waugh, also the world of Guy Maddin. Chaplin and Hitchcock, they came from England, no matter if they thought of it as their grandmother‘s home or whatever, that kind of world is gone, no-one can go back to it. Italy, of Umberto Saba’s bitter poetry, of Tornatore’s splendor, Fellini’s ghosts and deities, a world has gone under but another world has not risen. Poor Barcelona, poor Spain, aside from Messi, what else can you make me think of? The bullets shot at Lorca? Thick smoke covers Cervantes and Unamuno. But you are singing, saying what does this have to do with you? As you go north, farther north, everywhere north in the world you’ll run into people drinking forever. They are crawling out of Ibsen, Hamsun, Dostoyevski’s White Nights, Crawling all the way till today until half of what Solzhenitsyn described is gone. I really don’t know if this is a good thing or not. Neither Tolstoy nor Maupassant nor the wisdom of Martin du Gard can advise me. Old Hesse stares into the distance with his Steppenwolf eyes and doesn’t speak. At this time everyone can understand a little why Stefan Zweig and Richard Strauss broke down. Bukowski didn’t care about any of this, he drank a bottle and went on writing. Pasternak screwed up his horse face and stared at a row of trees in the snow. Wandering souls drive their chariots, circling and circling, soundlessly crushing expectations and fear; crushing Nietzsche and Stephen Hawking, actually all of this can be seen to belong to Stephen King. But it’s ok, just be glad it’s still ok, food is eaten, television’s turned on. Ineffective dreams are about to start, about to start again. You will wake up, we will wake up, from utter sadness, wake up to enter indefinite nights, poisoned days. Yes, everything definitely indefinite. Let us clear away this forest, let us see the distance in the past. Not so we can see the past, but so we can see once more the distance we longed for.
Laub fällt allgemein im Herbst herunter.
Aber der Kampferbaum,
der lässt im Frühling die Blätter fallen.
Das ist recht sonderbar,
es heißt doch, er sei immergrün.
Also,
dieses abgefallene Laub,
das sind sicher ältere Blätter.
Neue wachsen nach
und ersetzen die alten.
Frau, Anfang 40, kriegt Krebs und stirbt. „Sie war wirklich ein guter Mensch, macht Sauerkraut für die ganze Anlage. Sogar der alte Wächter am Tor hat geweint.“ Nachbarn seufzen, „Gute Menschen haben kein langes Leben.“ Jemand, der eigentlich nicht religiös ist, sagt etwas gewunden, gute Menschen, die kommen zuerst ins Paradies des Buddha im Westen und habens dort besser.
Löwenzahn leuchtet und schwebt,
schwebt herunter auf freiem Feld.
Eine Narbe ist noch nicht verheilt.
Ich seh den Schneeflockstrauch blühen,
Marillenblüten fliegen und fallen.
Im März seh ich die Qinling-Berge nicht,
und auch nicht dich.
Der April ist noch nicht da.
Was gesagt worden ist, wird schon vergessen.
Wind legt sich, ich verstehe,
ich werd auch vergangen sein im Vergangenen.
Übersetzt von MW im April 2021
Shen Ke’ai, geb. 1995, lebt in Chang’an (Xi’an). Ich bin eine Amateurin und kann noch nicht schreiben. Aber ich möchte Dir sagen, Poesie ist kein grundloses Stöhnen. Poesie kommt aus der Tiefe, der Wahrheit des Lebens. Aus tiefer Erfahrung Deines Lebens und Deiner Gesellschaft. 《新诗典》小档案:沈可爱:长安姑娘生于終南长于秦岭 1995年生 現居長安城。簡單的詩歌愛好者,到現在仍是不會写詩的人。我想告诉的是,诗歌不是无病呻吟矫情。是来源于生活的深度和真,是来自生命中深刻的生活体验和社会体验。
10 years ago, Yi Sha 伊沙 began to present one poem each day on Chinese social media. This has become a representative collection of new poetry in the new century, aptly named NPC, New Poetry Canon 新世纪诗典.
Eight years ago I began to look for NPC poems each day, translating more and more into German and English. In 2014 my own poetry appeared on NPC for the first time. After two books of Yi Sha’s poetry, I have now published, along with Juliane Adler, the first book of a 4-volume-series of NPC poetry in Chinese and German. Here are the contents:
BRETT VOLLER NÄGEL 布满钉子的木板 NPC-Anthologie新世纪诗典
Band 1: A–J. Gedichte
Chinesisch/Deutsch
Übersetzt von Martin Winter
Herausgegeben von Juliane Adler und Martin Winter
ISBN 978-3-903267-00-8
Lieferbar
€ 24.00
Der alte Vater, vor Jahren gestorben,
hat gewusst, dass seine dritte Tochter geisteskrank war.
Die große Schwester in hohem Alter,
die zweite Schwester, die nicht mehr lebt
und die seit langem verwitwete vierte
wussten und wissen nicht, was die dritte hat.
Der vom anderen Ufer aus Shanxi adoptierte Bruder
und sein siebzigjähriger jüngerer Bruder,
die wissen es auch beide nicht.
Ihr über 80jähriger Mann,
sie sind mehr als 60 Jahre verheiratet,
der weiß nicht, dass sie krank ist.
Ihr großer Sohn ist 60 Jahre gequält, er weiß es,
auch seine Frau, die oft Unfälle verursacht.
Ihr zweiter Sohn und seine Frau haben keine Ahnung,
die beiden Enkel wissen nicht, was mit Oma los ist.
Alle sonstigen Verwandten,
Nachbarn oben, unten, links, rechts
wissen nicht, was sie hat,
finden sie nur komisch.
Sie selbst weiß es manchmal
und manchmal nicht.
Die es wissen,
stehen ihr am nächsten
und sind innerlich am meisten verzweifelt.
IM BILD – 江湖海 Jianghu Hai
10月 3, 2021Jianghu Hai
IM BILD
Auf einmal wisch ich auf eine Nachricht: Laos!
“am 29. 08. in Luang Prabang,
vier neue einheimische Infizierte. ”
Das sind Untertitel, im Bild: ein Mönch
legt Feuerholz nach. Der Sender der Nachricht
kommentiert auf Chinesisch:
“In den Tempeln werden nicht nur
mehr Verstorbene eingeäschert,
die Mönche und Nonnen kümmern sich um Waisenkinder,
sie helfen den Laien bei allen möglichen Sorgen.”
Ich erinnere mich an ein anderes Bild,
das hab ich in Luang Prabang
vor drei Jahren und acht Monaten selbst aufgenommen.
Es hat sich auch in mein Gedächtnis eingebrannt,
als etwas Heilsames:
Sechs junge Brüder in roten Roben,
ein schwarzer Hund, ein fremdes Mädchen in Dunkelblau
scharen sich um ein tanzendes Feuer.
Außerhalb dieses Rahmens sind noch im Bild dabei
ein Haufen Chinesen, das sind wir Dichter von NPC,
wir bringen Poesie. Heuer im Frühling aus China
sind Ärzte gekommen, mit Medikamenten, Masken und Impfungen.
1. September 2021
Übersetzt von MW am 3. Oktober 2021
《新诗典》小档案:江湖海,60后,湖南人,居广东。中国作协会员,新诗典诗人。1979年起发表诗歌、小说、散文、评论1000多首(篇)。出版个人专著20余部。作品入选100余种选本,被译为英、德、俄、法、日、韩等多种文字。获NPC李白诗歌奖金奖、亚洲诗人奖、深圳第一朗读者最佳诗人、广东有为文学奖诗歌奖、井秋峰诗歌奖年度大奖等多个奖项。
新世纪诗典11,NPC10月4日,3836首,1209人。第29个江湖海(广东)日
伊沙推荐:
整合之诗:将《新诗典》文化与当前疫年文化巧妙有效地整合在一起,令人感慨万千,疫情尚未完全控制,地球的未来莫测,我希望在未来我们想起这些出国的经历时不会说:那是《新诗典》的黄金时代。
况禹点评《新诗典》江湖海《画面》:三四年间,天地翻覆,无论是驴友,还是诗人,还是其他的人群,几乎关于生活的所有,人们都在从头适应,从头学起。剧变固然令人惆怅,但滔天疫情下,诗歌又何尝不是心灵之药呢。
黄开兵:那幅照片,我还有印象,画面很令人深刻!和平温暖,诗人诗歌;疫情死亡,医生药品……画面重叠间呈现出悲悯情怀。
Calligraphy by Huang Kaibing
黎雪梅读《新世纪诗典》之江湖海《画面》:但凡你去过某个地方,在那里留下了自己的脚印,无形中那个地方就与你有着千丝万缕的联系,那里的荣辱兴衰也会牵动着你的喜怒哀乐。诗人眼前视频中呈现的悲惨凄凉的疫情景象,与多年前狂欢美好的回忆形成鲜明的反差,令人油然而生淡淡的忧伤,两种画面的叠映中交织的是跨国之谊和诗人之情,还有隐隐作痛的担忧。巧妙的构思,情感的把控,以及文字产生的张力,都彰显出诗人卓越的诗写功力。诗的最后“今年开春之后/前往的是中国医生/他们带去药,口罩和疫苗”,我们看到的不仅是文化的输出,更有中国医生救死扶伤的人间大爱和国际主义精神,让人温暖又心安。
晏非跟读《新世纪诗典》|2021.10.3诗人江湖海《画面》
直到此刻,老挝的新冠疫情仍在持续蔓延,但总体上并不算严重。截止10月1日,老挝境外输入病例27例、本土病例437例;累计确诊病例24310例,死亡19例。这在相当程度上得益于诗人提到的中国医生,提到的药、口罩和疫苗。这首诗从现实的画面切入记忆的画面,从疫情时不时的提醒强行返回三年多前此地一派祥和的情景。这种对比是抖动的,剧烈的,也是丰富的,能看出这样一个崇尚佛教的国家对待生死的态度,以及对待人的态度。“火焰”一词既灼心,又照亮了整首诗。灾难下的火焰,一个重要使命就是超度亡灵火化遗体,因而是死亡之火、祈祷之火;记忆里的火焰,则是六个红袍少僧、一只黑狗、一个少女围簇一起舞蹈的薪火,因而是希望之火、生命之火。给诗人造成强烈视觉冲击,难以释怀的可能还有一点,那就是两种不同意义的火焰竟在同一座城市点燃!资料显示,2018年2月初,新诗典诗人专门组织过西双版纳-老挝行,其中新世纪诗典第50场,正值新诗典2500首诗之夜,就是在琅勃拉邦举行的。诗中写到的琅勃拉邦,算是老挝比较繁华的城市了。短短几年,今非昔比,物是人非,几多悲欢,令人感叹。所幸这一切,有新诗典诗人见证,这位名字里每个字都蓄满水的诗人把两个画面定格,把诗人和医生定格,显得意味深长。事实上,对于任何一个苦难中的国度,诗人和医生,天然承担着“疗愈”之职,二者皆深怀仁爱之心,二者皆有大造于世,我想,老挝的天空一定会铭记他(她)们吧。
Calligraphy by Huang Kaibing
马金山|读江湖海的诗《画面》的十一条:
1、简洁语言本身的韧性,或者说弹跳力,给诗意注入了新鲜活力的同时,更增添了它的无穷活力与独特魅力;
2、文本是诗人生命的骨头,生活的血肉,呼吸与声音,还是迷人的身材与心跳;
3、江湖海,60后,湖南人。中国作家协会会员。1979年起发表诗歌、小说、散文、评论1000多首(篇)。出版个人专著20余部。作品入选100余种选本,被译为英、德、俄、法、日、韩等多种文字。获NPC李白诗歌奖金奖、亚洲诗人奖、深圳第一朗读者最佳诗人、广东有为文学奖诗歌奖、井秋峰诗歌奖年度大奖等多个奖项。现居广东;
4、江湖海其人,充满了血性的色彩,这是2015年长安诗歌节第163场(深圳专场)的诗会上,我读了一首《两个小孔》,而受到非口语诗人极度的排斥与讥讽,却受到其仗义执言好诗时我感受到的,与此同时,通过对其日常的关注,能够感受到其对待工作就像对待诗歌一样,充满了期待与热情;
5、江湖海的诗,首先凸显出来的是高产,其次就是对个体生活与经历的呈现,既直击现场,又触动人心,并给人带来巨大惊喜的同时,还给人以强烈的力量感;
6、回到本诗,先由看到网络上的国外事物,再回到记忆里曾经所经历过的种种情景,融合于一体,构成了一幅幅色彩斑斓的世界,一切都在同一个时代,却有着不同的变换莫测的人生故事;
7、诗中从几个角度描述,以细腻的笔触呈现出独特的异域风情,并由此带来了不同的文化元素,还能够深刻感受到字里行间流露出来的善念,这不仅仅是诗的魅力,更应该是文化的胜利;
8、此诗的诗维虽然复杂,却层次分明,犹如一幅画面上的不同色块,既相互兼容,而又相对独立,这也正是本诗在诗维逻辑上,最值得珍视的部分;
9、就诗的内容而言,生动鲜活的画面,何尝不是一首诗呢,更何况带着现实的残酷与大爱和温暖;
10、本诗给予诗人的启示:“我们所经历的这个时代的一切,正在一步步成为史诗”;
11、当代之诗,情景之诗,融合之诗。
Calligraphy by Huang Kaibing
伊沙主持 | 新世纪诗典11一周联展(2021.9.26——10.2)
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