Oma flüchtet,
lässt Song-Porzellan und Jade zurück,
hat meinen Onkel in ihrer Hand.
Die Flüchtlinge drängen sich oben am Berg,
halten den Atem an.
Jemand steckt den Kopf raus und fragt:
Was ist wenn das Kind weint?
Die ganze Gruppe will Oma und das Kind weghaben.
“Wenn es weint, drück ich es tot,
eure Sicherheit ist nicht in Gefahr!”
Sechzig Jahre später frag ich sie,
und wenn der Onkel geweint hätt?
“Dann hätt ich ihn totdrücken müssen.”
When you ride your bicycle
out of the emperor’s castle
along Heroes Square
towards the Ring
you see it looming above the big gate,
the anti-aircraft tower
behind Museums Quarter
in a section still used by the army.
This concrete tower
stands for reality
behind the Legoland splendour.
They are renovating the Parliament,
so the parliament sessions
are held in barracks right on the square,
temporary units.
The walls are inscribed
with human rights.
It’s a curious mixture,
that square, what it stood for,
in 1938 and before,
what it stands in for now.
We have another parliamentary election
on Sunday.
Der offene Brief von der Sprachkunst ist sehr gut. Gestern hab ich ihn gelesen und gedacht, jetzt möcht ich doch etwas schreiben. Vorgestern hab ich mir die Rede das erste Mal herausgesucht, angeschaut, angehört. Sehr, sehr sehr gut. Sehr, sehr wichtig. Selten. Nicht feig, wie er selbst sagt. Das ist in Österreich schon viel.
Er wollte nicht reden, das glaube ich ihm. Weiß nicht, wer das auswählt. Aber wenn er redet, sagt er, macht er es sich nicht einfach. Das glaub ich ihm auch. Österreich hat ein unheilvolles Bedürfnis nach Harmonie. Klingt mir selbst zu pathetisch, wenn ich das sage. Oder ist es auch Kalkül? Es ist vielleicht beides. Sag etwas Positives. Etwas Konstruktives, Aufbauendes. Das hat Köhlmeier dann im Interview auf ORF2 gemacht. Ich glaube schon, dass er glaubt, was er sagt. Er will es tun. Er will Herrn Schrecken beim Wort nehmen. Natürlich, das sollten wir alle, Politiker beim Wort nehmen.
Wenn du es ernst meinst, bin ich bei dir. Sagt Köhlmeier. Ich will dir erst einmal vertrauen, sagt er. Wenn du sagst, die Partei muss sich ändern. Soll ich mir jetzt die Rede von Herrn Schrecken bei diesem Deutschnationalen Ball heraussuchen? Ich mag keine Videos. Ich mag auch keine Podcasts. Youtube ist etwas Tolles, auch etwas Demokratisches, aber ich mag es nicht. Ich mag Musik auf Platten. Kassetten. Filme im Kino. Reden live, ab und zu. Trete gern selber auf. Genommen werden, ausgewählt werden. Wer hat Köhlmeier ausgewählt? Danke! Tausend Dank! Ich könnte nicht sagen, ich vertraue Herrn Schrecken. Ist das eine Schwäche von Köhlmeier, wenn er sagt, dass er vertrauen will? Vielleicht nicht. Es ist nur im Interview. Die Rede war und ist sehr, sehr, sehr wichtig.
Bei Youtube kommt man vom Hundersten ins Tausendste, auch wenn man sagt, Herrn Schrecken hör ich mir sicher nicht freiwillig an. Aber gleich neben der Köhlmeier-Rede ist die von Arik Brauer. Auch schön. Auch sehr persönlich. Wenn er sich erinnert, an das Kriegsende in Wien. Am Flötzersteig. Hinauf zum Steinhof. Schrebergärten, wo sich Arik Brauer versteckt hat. Als sechzehnjähriger Jude. Noch ein Kind, vom Aussehen und von der Stimme. Ein schöner Sopran, sagt er. Sehr, sehr sympathisch. Das ist Österreich. Wien. Diese Sprache. Jüdisch gefärbtes Wienerisch. Selten. Sehr sehr kostbar, unsere Sprache. Es tut weh. Das Erinnern. Es ist sehr schön. Auch dass er gleich sagt, die meisten Leute haben sich nicht befreit gefühlt. Die Frauen. Die Leute in den Trümmern.
Die Demokratie. Ein zartes Pflänzchen. Man passt auf die anderen auf. In Europa. In der EU. Die Ironie, mit der er das sagt, ist auch sehr schön.
Die Einwanderung, sagt er, sei schuld. Am Rechtsruck. Die Einwanderung aus arabischen Ländern, wo so viele Leute die Juden zurück ins Meer werfen wollen. Da fühlt er sich bedroht. Sagt er. Von der Einwanderung. Die Einwanderung sei schuld am Rechtsruck, auch in Polen, Ungarn und so weiter. Das sagt er dann im Interview. Und Ex-Bundespräsident Ernst Fischer sitzt konsterniert dabei. Fischer war Flüchtling, im Zweiten Weltkrieg. Es tut weh. Die Kameras zeigen, wie die Politiker schauen. Das ist sehr gut.
Arik Brauer wird ganz besonders geliebt und bejubelt. Auch von der Regierung. Und Arik Brauer verbeugt sich mehrmals und schüttelt Herrn Schrecken freudig die Hand.
Welche Einwanderung? Es gibt nach wie vor keine Araber in Polen. Oder in Ungarn.
Welche Einwanderung? In Polen gibt es viele ukrainische Gastarbeiter. Stalin hat ja die Ukraine und Polen nach Westen verschoben. Also dort, wo die ukrainischen Gastarbeitern teilweise herkommen, war vorher Polen.
Wandern die Gastarbeiter ein? Manche, wenn sie können. Glaube ich.
Noch einmal, es gibt keine Einwanderung aus arabischen Ländern in Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei. Überhaupt keine. Vielleicht ein paar ganz wenige SyrerInnen, die es doch irgendwie geschaftt haben. Arbeit. Heirat. Wenige. In Polen ganz sicher noch viel weniger als in Ungarn. Geographie.
Warum sagt Arik Brauer so einen Blödsinn?
Soll ich es analysieren? Warum fallen die Leute auf Schrecken herein?
Es ist alles sehr kompliziert. Sagte Sinowatz, sagt Arik Brauer. In der Demokratie, in Europa. Das ist ja das, was so weh tut. Dass er so gut redet. Bis auf den Blödsinn, bis auf den Schrecken.
Jetzt könnte ich aufhören. Warum fällt jemand auf Schrecken herein?
Moslems gibt es mehr als früher. Muslime. In Österreich. Türken. Tschetschenen. Innen. Frauen. Frauen, Männer, Kinder. Viel mehr Muslime als Juden. Dass es beides gibt, Muslime und Juden, in Österreich, ist sehr, sehr wichtig. Musliminnen, Jüdinnen. Identität. Gehört zu uns, seit über hundert Jahren. Seit ewig. Seit immer. Österreich ist Europa.
Unlängst war im Standard ein Kommentar, der an das Arabische im Römischen Reich erinnert hat. Einige Kaiser, aus Syrien und so weiter. Lukian. Etwas bei Lukian. Europa gabs nie ohne Araber.
Harmonie. Hab ich jetzt auch Harmoniebedürfnis?
Moschee und Kasino. Eines meiner besten Gedichte. Chinesisch, ursprünglich. Geschrieben in Malaysia. Handelt auch von Singapur. Da gibt es Fotos. Wie ich Moslem spiele. Sozusagen. Es war sehr schön.
Jetzt hab ich doch sehr viel geschrieben. Kein Gedicht. Einmal. Friede sei mit Euch, mit uns. Amen.
5oo jahre glauben
500 jahre reformation
sieben jahre gar nichts mehr glauben
jedenfalls in österreich
jedenfalls an österreich
außer im widerstand
im kz
im himmel
also 493
oder was
aber
evangelisch
ist so minderheit in österreich
dass man/frau/kind
sowieso gedenkt
oder nicht
Picture by Andreas Luf, inspired by Thelonious Monk’s “Underground”
REPORT
every report
every detailed incisive report
kind that makes powerful people squirm
is just as important
as any art
any poem
any church, temple
that makes you pause
think
feel
every report
MW February 2017
POETRY
poetry
is impo
rtant
truth
is impo
tent
or is it
or are you
The cemetery is up on the hill
not far from the madhouse and worse
in the war but a beautiful park.
The cemetery has a beautiful view
on western Vienna, where I grew up
and half of the city.
Cemeteries are beautiful places
cultures of memory. Beautiful stones;
what happens if no-one pays?
Who has a flag, who has an eagle;
which fatherland did he fly and die for
in 1938?
We have two graves, with my mother or father
we visit three. Two years ago my grandmother died,
we were very close.
Who is and who isn’t down in our grave?
The one with our name,
every family has several names;
places and sites, countries and questions.
Up on the hill close to the entrance,
down and secluded not very far.
Vienna has many beautiful hills
and a beautiful river
and many waters and many souls.
Rest in peace. Thank you.
Halloween in Budapest
Do you need to call out the ghosts?
Do you need to call out the ghosts?
In Parliament
Brightly lit along the Danube
Do you need to call out the ghosts?
In Vienna
In Budapest
In many cities
Many, many towns
thousands of towns
thousands of thousands
brightly lit along the Danube
Dohany Synagogue
Greatest in Europe
Status Quo Synagogue
By Otto Wagner
On Rumbach Street
Actually many buildings are left
All over Europe
Yes, there are Jews
In Budapest
Yes, there are people
Do we need to call out the ghosts?
Everyone knows
Along the Danube
Behind the Parliament
Greatest in Europe?
It’s very big
Behind the Parliament
Along the Danube
They lined them up
Several places
Along the Danube
Just a few months
Hungarian Fascists
Finally able
1944
Fall ’44
German troops everywhere
Last few months of the war
Until the first month of ’45
Here in this city
Everyone knows
Hungarian Fascists
Established the ghetto
They passed laws against Jews
In Parliament
In 1920
Basically everyone knows
1944
Hundreds of thousands
in a few months
Around 600,000
Killed in Auschwitz
Along the Danube
Behind the Parliament
Several places
Szabadsag ter
On Freedom Square
There’s a new monument
For the victims
It says
German occupation
Doesn’t say that in German
Doesn’t say that in English
Any other language
For the victims
Only these words
Even in Hebrew
Only the victims
Victims of German occupation
Written in Hungarian
Only in Hungarian
Erected in secret
Protests from the beginning
Pebbles, chairs,
a few wires, photos
pebbles with names
and so on
Everyone knows
Over 300 Million
Hungarian money
Erected in secret
Law passed in Parliament
December 31st, 2013
Protests from the beginning
Szabadsag ter
Liberty Square
Halloween in Budapest
Do you need to call out the ghosts?
There are people enough
In Budapest
In many cities
Many, many cities
Towns and cities
All over Europe
Brightly lit along the Danube
Everyone knows
Actually many buildings are left
All over Europe
Halloween in Budapest
Do we need to call out the ghosts?
Everyone knows
Halloween is for kids
We have kids in Vienna
Kids like to dress up
For Halloween
Let them have fun
Nothing wrong
Halloween
My daughter knows
Austrian Fascists
Ghosts are alive
Zombies are real
Wish it was all
Pumpkins for kids
Halloween in Budapest
Greatest town
Along the Danube
Since Roman times
Basically
Everyone knows
kinder sind wie kleine hunde
enten stecken ihre schnaebel
enten stecken ihre koepfe
hinten rein und doesen noch
es ist schliesslich wochenende
kinder wollen aus dem haus
oder jedenfalls der kleine
will gleich in die naechste bar
will nicht zu den kinderbuechern
will nicht gratis ins museum
ich bestell einen espresso
nehm das gratis brot heraus
lese etwas gratis-werbung
oder eine gratis-zeitschrift
etwas von der viennale
oder wo sich sonst die menschen
in der kaelte in der frueh
vor den kartenschalter stellen
leo klettert im cafe
und ich schreibe ein gedicht
eine taube laesst sich treiben
laesst sich treiben wie ein blatt
enten tunken ihre schnaebel
enten tunken ihre koepfe
ein ins heilig braune wasser
und es fliesst vorbei der strom
der personen in den wagen
und es fliesst vorbei die wien
heute laeuten die sirenen
heute fliegen durch die luefte
heute ist es dort nicht eng
heute ist es eine uebung
I see your true colours
shining through.
I see your true colours
and that’s why I hate you!
So do be afraid…
Show your colours
says the candidate
the right-wing candidate.
Is it Trump?
Is it Le Pen?
Is it Erdogan?
Putin?
Orban?
Maybe someone in Britain?
Show your true colours!
If this person wins
Austria is the ugliest place
in the Murky Way.
MW September 2016
FLAGGE ZEIGEN
flagge zeigen
steht auf dem plakat
des deutschnationalen
für die 3. wahl
für den zweiten termin
der 3. wahl
seit april
zum präsidenten von österreich
flagge zeigen
sagt der deutschnationale
der mit den nazis in der partei
welche flagge
will er denn zeigen
die der republik österreich?
im ernst, welche flagge?
ich war am sonntag nicht in der kirche
die kirche war am ballhausplatz
nicht heldenplatz aber auch dort
gegen die mit dem ball
weiß nicht wieviele waren
vielleicht auch niemand von unseren freunden
obwohl niemand deutschdümmler wählt
der bei trost ist
aber der glanze heldenplatz zirka
ist lang nicht gewonnen
wieviele waren
bei trost oder was
wieviele waren am sonntag
wahrscheinlich ist es auch nicht entscheidend
im stadtpark wär ich auch gern gewesen
josef hader paul gulda
es war heiß
vielleicht der letzte heiße sonntag im sommer
also stadionbad
alte bäume
manche zweihundert jahre
wie alt ist das stadion
wie alt ist das bad
das bad schaut ein bisschen aus wie die stadthalle
obwohl alles im freien
es ist genug platz
irgendwo hinten kannst fussballspielen
auch wennst im wasser fast nicht mehr durchkannst
aber irgendwie gehts
gott hat geruht am siebten tag
wir haben geruht ins wasser zu gehen
geruht uns zu sonnen
14 euro zwei große zwei kinder
das essen dort natürlich nicht billig
am ende bist müde
der platz bei der u-bahn hinter dem stadion
da steht ein container schon einige jahre
wiener schachverein oder so
der platz ist nach einem meister benannt
der starb in der emigration
das straßenschild ist überklebt
vielleicht fußballfans
die vielleicht nichts verstehen
affen für deutschland
ist keine respektable partei
faschisten-pier österreichs
ist auch nicht besser
man muss die leute danach behandeln
in frankreich geht es
in österreich wär es viel nötiger
wir haben keinen cordon sanitaire
wir haben keinen standard
unser ex-staatsoberhaupt
hat sich auch noch bedankt
als die verfassungsrichter
denjenigen recht gaben
die die verfassung gefährden
3 whales in austria
wales played much better
in german whale sounds the same as election
any choice
president is like english
trump started to smell long ago
in 2000 there was a problem
but
no-one had three votes in half a year.
the na in nazi means nation
national socialism
democratic whales are still good
the best whale is still socialism
but in brexit times
we have ever more ranking
president wales