[In einem Kreis aus weißen Blüten in grauer Asche auf der Straße steht eine kleine Metalltonne. Darin werden Zettel verbrannt. Eine Menschenmenge sitzt auf der Straße und skandiert.]
Nieder mit der Militärdiktatur!
Protest! Protest!
Streik! Streik!
Revolution!
Die Revolution wird siegen!
Gerechtigkeit und Freiheit müssen gewinnen,
in unserem Land, in unserer Nation.
Wir sehen, wie sie unsere Nationalhymne auf die Guillotine zerren.
Ihre Ansage, die Zeit der Sandalen sei zu Ende,
kommt in die Öffentlichkeit
wie ein gebrauchtes Kondom aus einem Bordell.
Wütend wie das Feuer der Hölle,
schreit der Oger Alawaka Drohungen
und zeigt seine schrecklichen Krallen!
Aber er wird auf seiner Brust liegen,
zu Füßen von Dharma und Sila.
Das ist der Weg der Wahrheit.
Weil sie ihre Würde als Menschen
nicht gegen eine Mundvoll Reis eintauschen,
haben sie Widerstand geleistet, haben ausgehalten,
sind zusammengefallen und umgefallen.
Die Revolution wird nicht im Fernsehen übertragen!
Die neue Nationalhymne kommt als Death-Metal-Version heraus. Kondomfirmen nehmen keine Kundenanrufe mehr entgegen.
Möge ich verlieren, möge die Wahrheit siegen!
Möge ich verlieren, möge die Wahrheit siegen!
Möge ich verlieren, möge die Wahrheit siegen!
Wenn die Bastarde verlieren und um Gnade flehen,
indem sie unsere Eier umfassen,
werden wir ihnen ins Gesicht pissen.
Wir schlagen nicht auf Töpfe und Pfannen,
weil es lustig ist.
Wir haben keine Waffen.
Wir haben höchstens Töpfe und Pfannen.
Wir haben keine Macht.
Wir haben nur Töpfe und Pfannen.
Haut auf die Töpfe! Schlagt die Pfannen!
Haut drauf! Haut drauf! Das ist unsere Revolution!
Haut drauf! Haut drauf! Das ist der Weg zu unserem Ziel!
Haut drauf! Haut drauf!
Haut drauf! Haut drauf!
Eines Tages werde ich Sternen-Bumen streuen, auf das Grab meiner kleinen Schwester.
Diesen Sommer können wir die Hunde nicht wieder tollwütig werden lassen.
Diesen Sommer wird jede Blume knospen und wundervoll aufgehen.
Diesen Sommer werden die Fahnen des Volkes im Wind flattern und triumphieren.
In meiner Jugend gab es nur einen Min Ko Naing.
Jetzt ist jeder junge Mensch Min Ko Naing.
Schützt alle Min Ko Naings!
Schart euch um alle Min Ko Naings!
Jedesmal, wenn ein schlechter Samen auf einer Bühne aufgeht,
versinkt die ganze Welt im Chaos.
Sie wird krank, ihr Körper brennt vor Hass.
Ich bin krank und nehme eine zehn Jahre alte bittere Medizin.
Aber ich bleibe krank. Im Leben in dieser Welt werden wir alle krank.
Wir können uns nur selbst kurieren, haben keine Zeit, angefressen zu sein. Wenn wir am Esstisch Platz nehmen, schwärmen die Heuschrecken wieder herein.
Wie kannst du arbeiten gehen, wenn alle protestieren?
Wie kannst du das mit deinem Gewissen vereinbaren?
Wirst du ok sein, wenn sie auf deine Familie spucken?
Kannst du glücklich sein, wenn deine Kinder die Stiefel von Min Aung Hlaing lecken, während seine eigenen Kinder stinken vor Geld?
Kannst du sagen, “gut gemacht”, wenn deine Enkel kaum überleben, während Min Aung Hlaings Enkelin im Ausland studiert?
Kannst du in Frieden zur Arbeit gehen, wenn dich die Unterdrücker mit ihren Gewehren wie eine Kuh behandeln?
Kannst du froh ins Büro gehen?
Kannst du froh ins Büro gehen?
Jeden Morgen, wenn Papa und Mama zur Arbeit gehen,
schämen wir uns, meine Schwester und ich.
Wir möchten nicht für unsere Zukunft fürchten.
Papa, bleib daheim. Mama, geh nicht ins Büro.
Bleibt zuhause für unser Land und für uns.
Lasst uns euch danken, dass ihr uns aufgezogen habt, indem wir uns den Protesten anschließen.
Lasst uns den Garten unserer Zukunft bestellen.
Zu viele Blätter sind zu früh abgefallen!
Wir werden eure Barbarei im Namen der Wahrheit zerstreuen!
Die Blumen des Winters werden auf euch losgehen,
die Wasser des Monsuns werden euch ertränken.
Für eine gerechte Sache opfern wir unser Blut!
Wir lassen niemanden unseren Frühling wegnehmen, nicht einen Fingerbreit.
Ich war eingeladen zum UNESCO-Poesiefestival,
sollte online rezitieren, zur Feier des Welttags der Poesie.
Ich habe abgesagt.
Ich habe geschrieben,
Russland ist doch euer größer Sponsor, nicht wahr?
Meine Antwort auf eure Anfrage
entspricht den Gefühlen der Menschen in Myanmar.
Also scheint es so zu sein,
dass ich an der Revolution des Frühlings teilnehme,
nicht indem ich Gedichte lese,
sondern indem ich ablehne, zu lesen.
Seltsame Sache!
Mögen allen Arbeitsscheuen
ihre Verdienste vermehrt werden,
mögen ihre Gebete in Erfüllung gehen!
Mögen alle, die streiken,
reinen Herzens sein und von allen geliebt werden.
Mögen alle, die daheim bleiben,
von Geistern und Menschen gesegnet werden,
mögen alle, die diesen Boykott mittragen,
die Kraft finden, weiterzumachen!
Der Klang des Marsches unserer Herzen fließt bis in unsere Fingerspitzen!
Der Golf-Taifun ist weder hineingekommen noch weggegangen.
Ihr sollt wissen, wir sind Geister.
Wir sind schon gestorben.
Wenn wir heute wieder sterben,
werden wir euch für immer heimsuchen.
Wir sind Geister, wir sind schon tot!
Heute suche ich den ganzen Tag im Fernseher
und bekomme keine Sender herein.
Wegen der Störgeräusche
klopfen die Nachbarn an meine Tür.
Bratet das Schwein in seinem eigenen Fett!
Bratet die Tür darin!
Der Schweinekerl, den du gesehen hast,
versteckt sich vor der Guillotine!
Du magst davon gehört haben oder nicht,
aber das ist keine akzeptable Entschuldigung.
Weil wir nicht zurück können in die Vergangenheit,
haben die Kinder, die wir nicht bekommen haben,
Waffen ergriffen zu einer Zeit, in der wir nicht leben.
Sie sind gegen Befehle von oben aufgestanden.
Sie haben ihren Sklavengeist
in einen Salzsack gesteckt
und im Fluss ausgelassen.
Gedankenfetzen von Millionen
vereinen sich in einem zitternden
und doch festen Faden.
Ich bin Ma Seint Htet, der vom Berg herunterfällt.
Ich bin U Ko Ni, der am Flughafen steht,
der vergebliche Besuch von Ibrahim Gambari.
Ein EPC-Elektriker hängt tot von einem Strommast.
Und ein Wanderarbeiter …
Die Räder der Hirne in den Bäumen
drehen sich zusammen
in den Ohren in den Schwertern
in den Wänden.
Die Knöchel eines alten Gewandes
werden terrorisiert
und jeden Tag heimgesucht,
übertrieben, als Strategie.
Die Erde auf meinem Gesicht
ist ein Haufen zerbrochener Knochen.
Fünfzig Jahre in einer Kassette aufbewahrt,
ohne Tonband.
Ein trauriges Lied,
das wir sofort nicht mehr singen dürfen.
Niemand wird uns wieder auseinanderbringen!
Wir sind ein einziger Blutkreislauf geworden!
Mach deine Maske zu deiner Fahne,
mach deinen Facebook-Eintrag
zu deinem Ultimatum!
Wo immer du bist,
dort mach deinen Protest!
Heute halten die Mütter ihre Kinder nicht zurück,
wenn sie hinausgehen und Gerechtigkeit verlangen.
Sie reißen ein Stück von ihrem Longyi ab
und binden es um den Arm jedes Kindes,
damit es geschützt sei vor Kugeln und Patronen
Auf den Straßen der Revolution.
Bewegen sich Heldinnen und Helden
in einem roten Schwall.
Wolken türmen sich auf
und darunter zerfällt der Morgen
in eine Revolution.
Das Heulen eines riesigen Tintenfisches,
der durch die Straße bricht,
hallt noch im Himmel über der Stadt.
Auch wenn ihr unsere Handgelenke durchschneidet,
wie ihr nur wollt,
unsere Fäuste werden nicht aufgeben.
(12 Männer zusammen skandieren) :
Der dämonische Enkel, frisch vom Mönchstum, zischt:
Ein Riss im herausgebackenen Teig, ein Sohn, der das Land zerstört!
Der dämonische Enkel, frisch vom Mönchstum, zischt:
Ein Riss im herausgebackenen Teig, ein Sohn, der das Land zerstört!
Zum Gedenken an den Dichter K Za Win, der gegen den Militärputsch protestierte und am 3. März in Monywa in einer friedlichen Demonstration von Soldaten getötet wurde. Möge er in Frieden ruhen. Dichterinnen und Dichter werden überall in Myanmar verhaftet.
Es folgen die Namen von 32 Dichtern und Dichterinnen in der Reihenfolge ihres Auftretens in dem Video.
Like squatting on the ground, watching ants moving house, black ants all in one line moving into the same direction. As the camera gets closer, their path becomes a wide street, marching ants become a big demonstration. The sound goes from silent to many loud voices, then even louder, the masses erupt into shouting, surging like a dark river.
sind wir am besten
wenn wir am offensten sind
so wie 2015
oder 1989
aber greta
ist auch nicht schlecht
sie ist wichtiger
wir sind wichtiger
als die regierung
wer sind wir
woher kommen wir
wohin gehen wir
wohin gehen wir?
wir sind die erde
wir kommen von der erde
wir gehen mit ihr
solang sie uns lässt
Hung Hung FLÜCHTIGE VERBRECHER
– Demonstration in Hongkong am 12. 6. 2019 gegen Auslieferung nach China
Zehntausende, wie können Gassen leer bleiben.
Die Gassen sind auch gedrängt voll.
Eine Million auf der Straße,
eine Million Wohnungen bleiben allein,
Schreie von draußen hallen darin,
wirbeln ein bisschen Staub auf.
Betten, die Nacht um Nacht müde Körper stützen
Aufgeschlagene, plötzlich verlassene Bücher
Im Eck noch einzelne, verlorene Socken
Regenschirme, von Stürmen zerbeult
Fragen sich
wo sind ihre Herren und Frauen geblieben?
Wo treiben sie sich herum?
Sind sie geflohen?
Aus der Kulturrevolution nach 1989 geflohen
Vom großen Platz auf die einsame Insel
Von einem WeChat-Konto zu einem Gesicht
Dann ist nur noch das Meer.
Wohin willst du fliehen?
Eine Million Menschen,
sind sie alle Verbrecher?
Abgesehen von ihnen, noch eine Million und noch eine Million
sind sie alle Verbrecher?
Die ihre Geschäfte, ihre Unis und Schulen, ihren Flugplatz verlassen,
und jene, die mit Gewehren und Schilden einer Million gegenüberstehen,
sind sie alle Verbrecher?
Wer hält sie mit Gewehren auf?
Jesus auf der Flucht
Allah auf der Flucht
Propheten schaffen die Flucht nicht
und werden zurück geschickt in die Kerker
Gläubige schaffen die Flucht nicht
und werden zerschnipselt im Operationssaal
Und dann noch die Vorsichtigen, die sich in ihrer Arbeit vergraben,
wie lange können sie fliehen?
Wer hat die Macht, sie zu begnadigen
für welche Verbrechen?
Wer gibt ihnen ihre Zimmer mit ein bisschen aufgewirbeltem Staub,
wer gibt ihnen ihre offenen Bücher zurück?
Und das Bett, das noch schaukelt?
Hung Hung DIE WELT IST NICHT EINGESTÜRZT – ZUR ERINNERUNG AN DIE ERSTE “GENOSS*INNEN”-EHE IN TAIWAN AM 24.5.2019
Als ein Motorrad sich in ein Elektrofahrrad verliebt hat
Als ein Riesenrad sich verliebt hat in ein Ringelspiel
Als ein Neonlicht sich verliebt hat in einen Regenbogen
Da ist die Welt nicht eingestürzt. Sondern schöner geworden.
Wenn deine Einsamkeit meine Einsamkeit tröstet
Wenn deine Zufriedenheit meine perfekt macht
Und deine Punktezahl mit meiner zusammen ergibt eine Hochzeitsreise zum Mars
Dann stürzt die Welt nicht ein. Sondern wird schöner.
Umarmt euch weiter, verachtet die Welt
Steigt gemeinsam und versinkt zusammen
Nehmt verlassene Kinder auf. Wir waren auch welche.
Wenn du eine Mandarine schälst, hat sie viele Spalten.
Aber ich will auf jeden Fall deine andere Hälfte sein.
Und die Welt stürzt nicht ein. Sondern wird schöner.
wir waren wirklich sehr viele
in scharen sind sie
in die u-bahn gegangen
am parlament
und der heldenplatz
war auch noch voll
stundenlang stehen
am westbahnhof
oder irgendwie ausruhen
bis etwas weitergeht
außer du bist ganz vorn
die mariahilferstraße runter
also die ganze strecke
von westbahnhof bis heldenplatz
war gleichzeitig demo
es war wirklich so schön
wie 2015 anfang oktober
damals hätte noch alles
gut werden können
jetzt haben wir
wenigstens einen präsidenten
der zu flüchtlingen hält
obwohl er lächelnd
nazifreunde anlobt
es war winter
es hat geregnet
am ende war ich schon ziemlich nass
aber die u-bahn war ja nicht weit
und wir waren wirklich sehr viele
gestern war mondfeiertag,
mondfeiertag war heuer recht spät.
15.8. im mondkalender.
oft ist es ende september,
paar tage vorm nationalfeiertag.
nationalfeiertag in der volksrepublik,
staatsgründungstag 1. oktober,
proklamiert 1949
vom tor des himmlischen friedens.
also nicht in taiwan,
dort haben sie am 10.10.
nationalfeiertag.
mondfest ist nahe bei den paraden.
stillgestanden!
rührt euch!
stillgestanden!
alle augen nach vorn
auf das gold!
das ist ein gedicht von yi sha.
wàng qián kàn,
alle augen nach vorn auf das geld.
das war die parole
seit den 80er jahren.
yi sha schreibt in xi’an.
xi’an hat früher chang’an geheißen,
es war sehr lange hauptstadt,
viel länger als peking.
also sehr viele mondfeiertage.
vielleicht auch paraden?
jedenfalls hauptstadtparaden
vor 1000 jahren
vielleicht vor 1300 jahren
erste millionenstadt auf der erde
vielleicht sogar größer als konstantinopel
aber noch ohne panzer.
also kein platz des himmlischen friedens.
keine demonstrationen von millionen.
yi sha hat in peking studiert,
ende 1989
ist er nach xi’an zurückgekommen.
mondfest hat nichts mit paraden zu tun.
mondfest ist für die familie.
man steigt auf eine höhe,
bringt essen und trinken,
alle sehen den mond.
man denkt auch an die, die nicht dabei sind
die dazugehören
und vielleicht den mond sehen können.
mondfest ist überall
in vietnam und in japan
in korea, norden und süden,
in malaysia, auf den ryukyu-inseln,
auch auf hawaii.
ich glaub eher nicht bei den tibetern,
aber doch bei mongolen
obwohl die mondkuchen
oder das allgemeine verschenken
von diesen kuchen mit zetteln drinnen
angeblich gegen mongolen gewirkt hat.
mondkuchen gibts in vietnam und korea,
auf okinawa und den ryukyu-inseln.
in japan sonst gibt es sowas wie knödel.
wir haben zwetschgenknödel gegessen.
zwetschgenknödel aus topfenteig
von meiner mutter.
also ohne mondkuchen
aber mit großeltern und zwetschgenknödeln.
wir haben auch an andere gedacht,
die anderen großeltern
die vielen freunde
alle denen mondfest vielleicht etwas sagt.
alles gute an alle!
auch an nitram retniw!
meine tochter glaubt das muss eine frau sein
sehr verdächtig
vielleicht eine verhüllte
das ist in österreich jetzt verboten
der mond hat sich gestern nicht dran gehalten
bitte lest nitram retniw von hinten
er wünscht euch alles gute!
(English version and explanations see China Change)
STRESS!
Morgens hass ich die USA,
zu Mittag Südkorea,
am Abend Japan.
Ich bin sehr beschäftigt mit Taiwan und Singapur.
Dann träum ich von Vietnam und den Philippinen.
Montag gegen Südkorea,
Dienstag gegen Japan,
Mittwoch USA,
Donnerstag unabhängiges Taiwan,
Freitag aufmüpfiges Hongkong,
Samstag undankbares Tibet,
Sonntag fromme Uighuren.
MUSS MAN DIE USA ZUERST AN DIE WAND FAHREN DASS EUROPA KAPIERT DASS MAN SOWAS NICHT WÄHLT?
DAS NEUE PROGRAMM
die kalte progression wird wärmer
kurz darf leider nicht länger vermummt werden
sobotka wird überwacht
alle müssen unterschreiben
MW Jänner 2017
WER IST AM BALL?
lasst sie doch tanzen?
wir haben gewonnen
um sie zu verhindern
wer nach bestem gewissen
trumpt
gehört nicht in die hofburg
allerdings
auch nicht ins außenamt
u.s.w.
p.s.
wer gegen den opernball war
ist bei der demo willkommen
irgendjemand hat den zettel
mit den öffnungszeiten
der wahlkartenbehörde
runtergenommen
das bezirksamt stellt wahlkarten aus
heute freitag noch
vielleicht bis 2
am sonntag ist wahl
den zettel im lift
tief drinnen im haus
vielleicht wars der wind
wenigstens war er 2 wochen dort
MW Dezember 2016
Ich war bei der Demo gegen Abschiebungen am Samstag, dem 26. November 2016. Mit meinen Kindern. Eine solche Demo war nötig, finde ich. Wäre schon lange nötig gewesen. Hätte besser und breiter unterstützt gehört. Ob der Zeitpunkt des ersten Adventsamstags und die Route durch die Mariahilferstraße falsch waren, weiß ich nicht. Wichtiger wäre gewesen, überhaupt eine große Demo zu machen. Überhaupt ein großes Zeichen zu setzen. Ein Lichtermeer vielleicht. Hauptsächlich gefehlt hat eine breite Unterstützung, das Mitmachen vieler verschiedener Organisationen und Personen, die mit Flüchtlingshilfe zu tun haben. Weiß nicht, wer schuld war oder nicht. Jedenfalls war die Stimmung insgesamt nicht so gut wie bei anderen Demos, größeren und kleineren, bei denen es um Ähnliches ging. Leider. Aber wir, die dabei waren, und jene, die trotz allem versucht haben, eine möglichst große Demo zu machen, hatten recht. Ein Zeichen setzen gegen Abschiebungen bestens integrierter Menschen, die schon gut Deutsch können, in die Schule gehen etc. Gegen Abschiebungen von Menschen, die genau dafür qualifiziert wären, die besten Österreicher zu werden, die sich alle nur wünschen können, die guten Willens sind. Wir hatten recht. Jede und jeder hat recht, der oder die darauf hinweist. Christian Kern sollte es tun. Michael Häupl. Alle, die für Alexander Van der Bellen sind. Also auch Vranitzky, Busek und so weiter. Alle, die guten Willens sind. Dann hätten wir einen Cordon Sanitaire, wie in Frankreich. Am Ende hätten wir dann eine deutliche Mehrheit gegen jene, die diesen Staat und dieses Land bedrohen. Viellicht würden das sogar Niessl, Schüssel und Pröll einsehen. Wenn jemand Asyl verdient und bereits in Österreich integriert ist, warum soll er oder sie nach Kroatien? Was genau geschieht mit den Kindern, Jugendlichen, Frauen und Männern, die abgeschoben worden sind? Warum steht das nicht in Dem Standard? Geschweige denn in anderen aktuellen Medien, abgesehen vielleicht von der Wiener Zeitung? Oder habe ich es nur nicht bemerkt? Steht es vielleicht in der Tiroler Tageszeitung, hört es jemand auf Radio Stephansdom? Jedenfalls glaube ich trotz allem, wir hatten recht, zu demonstrieren. Und viele haben versäumt, mehr gemeinsam zu tun. Ich auch, wahrscheinlich.
die sonne versinkt in stammersdorf
wir sind in groß-jedlersdorf
bei elis 50. geburtstag
petra hat auch geburtstag
es gibt roten satz
ich hätte mein buch mitbringen sollen
das abendrot wird immer stärker
am anfang lila am ende grün
dazwischen ganz viel rot und orange
vom kahlenberg zum bisamberg
dazwischen häuser und andere berge
und rosen und kräne
vielleicht klosterneuburg
irgendetwas blinkt in der ferne
da sind die sterne
in beijing waren es höchstens 15
sagt maia
juliane und linda
reden von mai- und junikäfern
welche sind eine plage
welche waren ganz selten
in den letzten jahren
gibt es nicht viele gelsen
in der lobau
vielleicht auch nicht im erzgebirge
es gibt zwei große schöne balkone
zum rauchen zum trinken zum essen zum treffen
ich rauche heimlich eine mit marcus
er ist zurück aus griechenland
wolfgang ambros in der kinettn
oder doch georg danzer
wild horses
und viele viele viele dazwischen
ganz viele bilder
eine bildergeschichte mit kreisky
als kleiner hund
und umgekehrt
ein bisschen tanzen
ein schönes fest
maia und ich fahren nach hause
untertags war ich noch in der donau
leo war noch viel kürzer drin
maia und ich waren am burgtheater
eine demo zum flüchtlingsgipfel
einer der redner
sagt seit dem märz
sei ein jahr schon vergangen
mir geht es auch so
von stammersdorf nach favoriten
gottseidank gibts die schnellbahn
liebe eli, ganz vielen dank
alles, alles gute
ich hätt mein buch
mitbringen sollen
ich war in einer funktion hier
als demonstrant
und als konzertgeher
am tag der befreiung
dürfen die rechten
nicht mehr marschieren
am abend spielen symphoniker
noch nicht so lang
unfertig, verloren
vom heldenplatz sieht man den flakturm.
so endet simon winders danubia
das beste buch über europa
und über österreich
sie wollten ihn kleiden
ein flakturm in italienischem marmor
weiß nicht ob das stimmt. aus dem inneren tor
bevor du hinauskommst, siehst du den turm
wenn du aufblickst, vielleicht auf dem fahrrad. jedenfalls auf der straße.
nicht wenn du auf dem platz bist. war winder auf dem balkon?
er hat leider recht. am turm erkennt man uns.
ebenso hässlich wie mao in peking
hoch auf dem turm hoch über dem platz.
nur viel viel schlimmer.
hässlich ist alles was toleriert wird
oder nur übersehen
obwohl es terror repräsentiert.
der platz ist ok. kinder spielen.
der platz ist verloren. wie tiananmen.
ball der verbindungen. rechte studenten.
gebt ihnen allen ganz schnelle wagen. einsame landstraßen.
die polizei darf alles absperren. die ganze innenstadt.
jedenfalls wo protestiert werden könnte.
einkesseln. jagen. mitnehmen. anklagen.
landfriedensbruch. auch wenn li peng kommt.
kroch hitler aus den ruinen von habsburg?
welche ruinen? besuchszeiten sind
alles ist wunderbar renoviert
das völkerkundemuseum
heißt jetzt irgendwie anders. etwas von welt.
der glanze heldenplatz zirka.
There were demonstrations in Vienna yesterday. I went during the day, but in the evening I was too tired. It was important in the evening, of course. They let far-right organizations march through the city, canvass at universities and so on, aggressively protected by police. Anti-fascist protesters have a hard stand. Police brutality is fatal sometimes. A young subway sprayer was beaten into a coma by Wiener Linien public transport security and police in early April, and has not woken up since then. In the evening of June 3rd, the East Asian Studies department at Vienna university held an open discussion. The most interesting thing was three young female students who had interviewed Fang Zheng 方政 via Skype. He was that athlete whose legs were severed by a tank when he helped a female student get out of the way in the morning of June 4th, 1989. He became a disabled athlete and set records. But they were always worried he would get too much publicity, so he was barred from some international events. He kept quiet during the Olympics in 2008, so that he would get his passport and could leave in 2009. Lives in San Francisco, chairs an exile organization there. That presentation was great. The North Korea specialist made some interesting remarks, and in the end a Chinese professor finally made a brief personal statement. Vienna University vice president Prof. Weigelin-Schwiedrzik asked the students present what they would have done, if they would have stayed on the square under the threat of martial law. It is a romantic question – the protests in 1989 are always romanticized, as if it had been one great student party. Students took the lead, but the most important thing about any nationwide protest is popular participation, workers and many common people, not elites. Same with Taiwan’s recent Sunflower Movement. Anyway, I raised my hand and said I could not know what I would have done. Several people said so. I said I was in Taiwan in 1989, they also had demonstrations, with different aims. The February 28th, 1947 massacre in Taiwan had not yet been acknowledged. What I should have said when I raised my hand was that everyone present should think about taking part in the anti-fascist protests the next day in Vienna, on June 4th, 2014.
one huge silence
from teeming noise
in a cold front from the mainland
shrouding Taiwan
particulates off the charts
until one black flood
breaks worn embankments
one hard rain on the president’s palace
and the sky of tonight
and the road of tomorrow
are swept very clean
3/30/14
Tr. MW, 4/1/14
Mit “DIE GEWALT” von Erich Fried, übersetzt ins Chinesische von Hung Hung
Obama gave his yearly trade report, he wants to sell American pork to Taiwan. Obama is the first African American president. Black people are saved, pigs aren’t saved. Neither are cows. No matter how many hormones they feed them, all humanity has to eat your meat, and it has to be minced, so you don’t know which piece is an eye that saw the sky or a butt tired from needles. Nowadays no-one will eat black people. But there are people who want to swallow Ukrainians, Uighurs, Tibetans. They try out nuclear bombs at Lop Nor, they shoot a movie at Chernobyl, they build a nuclear power plant in Gongliao in Taiwan. Obama is happy to sell uranium for Taiwan nuclear power, I guess Americans like to eat up Taiwanese, barbecued by the torch of the Statue of Liberty. At the beginning of Kafka’s novel “America”, Lady Liberty’s torch is mistaken for a sword, piercing the suddenly brightening sky. Actually, isn’t it really a sword? Lady Liberty wielding the sword, cowering beauty beyond compare. America the beautiful. Beautiful cows, beautiful pigs, beautiful people. But definitions of beauty are changing. Beautiful Oscar movies, a junkie or a female star in a breakdown, garbage floating in space, we have to get membership, purchase tickets online, complete with Coke and popcorn (from genetically modified American corn), and put on our 3D glasses to see it all clearly.
Tr. MW, 4/1/14
all these good people at school want to lend you a pencil.
all these good people will rush to pull you up when you fall down.
all these good people won’t help you when you are bullied.
because to the bullies they are also good schoolmates.
all these good people at the army will polish your boots and stand guard for you.
all these good people will lend you money so you can get back to your hometown.
all these good people won’t help you if you are bullied.
because to the sergeant they are also good soldiers.
all these good people at work want to brew you a coffee.
all these good people will listen all night when you’re broken-hearted.
all these good people won’t help you if the boss shouts at you.
because to the boss they are also good workers.
all these good people on the street will pick up your things when you drop them.
all these good people want to give you directions when you are lost.
all these good people won’t help you when your house gets torn down.
because to the government they are also good citizens.
some of these good people will become good police.
some of these good police will protect you against violence.
all these good police won’t help you if there are bad policemen who beat you.
because to the bad policemen they are also good comrades.
all around us the world is full of good people.
all these good people are filled with good intentions.
our world depends on cooperation among these good people.
when it is time we need to stand up by ourselves and step past good people.
What is Chinese literature about? Exile, inner exile. Inside China, banished. Happened to many poets through the ages, including the most famous. Or voluntary exile, to be somewhere else, not among the people. 别有天地非人間。Teaching Latin in a high school in Vienna, a friend of our uses Du Fu 杜甫. Du Fu, Brecht, Theodor Kramer, Guido Zernatto. She teaches Latin, so exile comes from Ovid. Epistulaes ex ponto. From Casablanca. No, it’s that port city on the Black Sea, in Romania. Constantza. Like Tristan Tzara. Z or S? Whatever. Du Fu. They use an old edition from the 1930s. Brought into verse by H. Not just translated, not directly. That’s how they used to do it. Gustav Mahler’s 馬勒 Song of the Earth 大地之歌 came from Li Bai 李白 (Li Tai-po), Wang Wei 王維 and Meng Haoran 孟浩然, through many versions in different languages in between. Mahler wrote the final versions to fit his music. Two poems by different poets merged into one, at the end. No, that Du Fu edition is very accurate, from the feel of it. Two great volumes, large and thick. Not rhymed. But rather formal. Not luosuo 羅嗦. No superfluos words. Hardly. Again, from the feel of it, I haven’t checked, just listened and read. Listened, our friends read well. Very down-to-earth, daily details. Ants, chicken. Fencing in chicken, thinking about it. A reference to the times, the circumstances. Suddenly becoming political, as our friend says. Towards the end. A moral at the end, maybe more in this German version than in Chinese. Circumstances, Du Fu’s circumstances. He always complains, says our friend. Very down-to-earth, very daily life. Strife, poverty, famine. Starving on the streets. We have a master’s thesis on Tang Poetry social critique in Vienna, from 1990. Anna Maria Eigner. Bai Juyi 白居易, many different poets. Li Shangyin 李商隐 wrote a lot about poverty in the countryside. Not in is most famous poems, unfortunately.
Daddy, who is this?
He is called Li Bifeng. I just translated a poem by him. He is in prison. They are all in prison. This one is a writer, too.
Why is he in prison?
He took part in protests, demonstrations. Demonstration, you remember what that is? Yes, we were in one together this year.
Where is this?
This is in China.
What else did he do?
He organized strikes. Do you know what strikes are?
No.
Strikes are when workers in a factory say they won’t work, all of them. To get better pay. To get insurance, you know what that is? When you are sick, to get money from insurance so you can get a doctor, go to hospital.
Daddy, are there any places with no government?
Good question. There are some places where women are in charge. They own the land, they run things. Used to. Sometimes still do. Places in China.
Well, they should. Women are important. Women bear children.
I don’t know if there are any places with no government. There are some places with not many people at all. Deserts, mountains.
he jumped from the top of the building
peng!
he was dead
it wasn’t like he had seen it
on tv
on tv
the contractor who owed migrant workers
when he heard someone would jump
right away he came out with his pay
but this time
no-one held him back
that’s how he died
peng!
Für Zivildienst. Und ein Bundesheer mit breiter Bevölkerungsbasis. Wenn überhaupt ein Heer. Aber zur Polizei hab ich kaum Vertrauen. Wir sind neutral. Nicht bei der NATO. Vertrau ich der Polizei? Warum soll ich einem Berufsheer vertrauen? Wir gehen jetzt zur Flüchtlingsdemo. 13:30 beim Volkstheater. Bis dann, alles Gute. Martin
We had a vote about our military in Austria on the weekend. And a demonstration for refugees on hunger strike. Complete with a huge Sachertorte. For the protesters. In commemoration of the “Lichtermeer” against racism and xenophobia in Vienna 20 years ago. I didn’t know if I was going to vote, on Sunday morning. So I got Jackie to call our old friend, Gen. A., her employer in Beijing. The Social Democrats wanted to abolish the draft. But some prominent Social Democrats wanted to keep it, incl. the president. General A. is Social Democrat. But he said if the draft is abolished, they will only get certain segments of the population as recruits. You can do all sorts of other things instead of going to the army. Work in a hospital, teach German to refugees (what I did), even go to Qiqiha’er 齊齊哈爾 for a year. (Here is another report in German, translated from 齊齊哈爾日報)。 It’s not that bad if every healthy young man is required to do something for the community. That was my reasoning. When I did that alternative community service thing, we had to do some training at first for being able to help in case of floods, storms etc. That boat thing was fun. The guy in our group whose parents were in the far-right Freedom Party volunteered and was the first to try and row to an island in the icy Danube. Boat leaked. He didn’t get very far. They sent him to hospital. He was ok. Later on he had to teach German to refugees, helping me. He wasn’t bad, they liked him. He really tried, and I’m quite sure his attitude to refugees etc. changed.
Any discussion on forbidden topics is worthwhile. And this topic seems to be at least semi-forbidden on websites easily accessible in China. Social unrest is widespread and continues to grow. China is built on denial. Not on the Nile. There is no river in Beijing. I wonder if there has been any precipitation by now since fall. It was pretty bad in 2000, I remember. They dug huge canals all the way from around Nanjing and Wuhan to bring water for Beijing and Tianjin. Imagine a new canal dug through a city center, 100 meter down. That’s what I saw somewhere in Henan in 2007 or so. Maybe most people don’t take part in uprisings yet. As anywhere, people are concerned with their family and their livelihood. Not with the government. Unless something bad enough happens, you don’t need to take action. Maybe you’ll discuss something, like Premier Wen visiting the Beijing Petition Bureau. They do seem to feel the need to address some problems publicly, and not only through suppression. They continue to suppress many words, such as eleven or civil society. Actually I’m not sure if eleven is still sensitive, but it wouldn’t surprise me, since a certain dissident who was sentenced to eleven years on Dec. 25, 2009, got a lot of publicity lately. Any comparison of China with countries in volatile situations is worthwhile. It’s important not to end up in the Nile, or in denial. That’s a nice little joke I heard from our friend Liam, very nice if you’re far away, I guess. To a very large extent, China is built on denial. The same could be said about other societies, like Austria. But maybe at least there is less denial now than 30 or 40 or 50 years ago. In Austria, maybe. It’s a dialectical process, maybe. There is still a lot of denial. But in China denial is at the base of the system. In private talk, if you’re a friend, people will tell you what they went through in the 1950s, -60s, -70s and so on, or what they are doing now, even if it’s against official policy. But is there enough public discussion of past and present grievances and problems? This is already very close to the question Adam (see below) has put in his post. Adam is right, saying that China is very special and very stable and so on often gets very obnoxious. I am very wary of any big-time supportive international collaboration with institutions in China. Just look at what happened at the Frankfurt Book Fair 2009. The organizers cooperated with China’s GAPP, the general administration of pressure and prodding to toe the government line in publishing. The Ministry of Truth. Maybe they had to, to stage a China-themed fair. And the ensuing scandal was good, except for a few officials. Any kind of discussion is good, any kind of publicity, if there is a lot of denial. I wonder if the Robert Bosch trust fund and other Western sources of funding for cooperation with China learned anything. In December there was a discussion in Germany and Austria, after an article in the Sueddeutsche Zeitung suggested that Chinese Studies institutions staid away from the topic of the Nobel Peace Prize award for a Chinese dissident. Maybe some of them do, if the people in charge are too closely affiliated with the Confucius Institutes situated right inside the Chinese Studies department, as it is usually the case now. In Vienna, this wasn’t a problem. There was a big discussion on January 11 at the Sinology department of the East Asian Institute, one of the most engaged and open events at Vienna University in a while, probably. Bei Ling, author of the Liu Xiaobo biography was there, reading and talking to an enthusiastic crowd, in a very interesting discussion about the roles of intellectuals and public institutions. Professor Weigelin was fully in her element. Prof. Findeisen and Dr. Wemheuer contributed important points on literature and society. Who would have thought that in January, people around the world would spontaneously think of 1989? At least for me it feels like back then, very sudden change sweeping through several countries. So of course there are many comparisons. It is nice to live in exciting times, and important not to end up in the Nile. May they have peace and better times in Egypt soon!