記憶劉霞 Erinnern – Liu Xia
Erinnern – Liu Xia
2. April 2010
Interview von Liu Xia mit Frau Ai Xiaoming, in Liu Xias Wohnung in Peking.
Nacht
Wie verbringst du jeden Tag?
0:24
Jetzt habe ich jeden Tag eigentlich gar nichts zu tun. Ich koche mir Kräuter für traditionelle Medikamente. Gehe wieder zum Arzt. Meine Gesundheit ist viel zu schlecht.
Was fehlt dir?
0:41
Schlaflosigkeit, Atemnot, traditionelle Diagnose- zuviel Feuer, leeres Yin, Organe sehr schwach. Und dann der Geist, die Stimmung.
Du hast ja nicht erwartet, dass das Urteil so hart ausfällt?
1:05
Ich habe schon daran gedacht. Zehn Jahre, dachte ich. Genau.
Meinst du, hat Liu Xiaobo daran gedacht, als er verhaftet wurde?
1:16
Er – Er hat sicher nicht daran gedacht. Ich habe ihm gesagt,die Polizei wird gleich kommen. Er hat noch geglaubt, das wären meine Nerven. Ich habe es ihm schon sehr früh gesagt.
Warum hast du gewusst, dass sie kommen, und warum hat er es nicht geglaubt?
1:30
Als ich die “Charta 08” gesehen hab, an dem Tag, hab ich ihm gesagt, du wirst verhaftet, ganz sicher du, du allein. Und ich werde die sein, die dich im Gefängnis besucht.
Du hast nie gesagt, es werden außer dir noch mehr Leute verhaftet?
1:45
Nein. Ich habe es genau so gespürt, wie es gekommen ist.
Xiaobo hat nicht gedacht, dass das Urteil so hart ausfällt?
1:57
Ich glaube, er hat es nicht gedacht. Auf jeden Fall nicht am Anfang.
Bis jetzt hast du ihn nur einmal gesehen?
2:06
Ich habe ihn gesehen, das war am 1. Januar 2009., zum ersten Mal. Dann am 20. März 2009, zum zweiten Mal. Dann nach der ersten Verhandlung, im Gericht durfte ich ihn kurz sehen. Nach der zweiten Verhandlung brachten sie mich zum Untersuchungsgefängnis, da habe ich ihn ungefähr 20-30 Minuten gesehen. Also insgesamt vier Mal, seit seiner Verhaftung 2008.
Du hast erwähnt, gestern kam ein Anruf, was war das?
2:40
Gestern, das war weil ich die ganze Zeit von der Staatssicherheit verlangt habe, dass ich ihn sehen kann. Und gestern haben sie angerufen, sie schicken mir Bücher. Ich habe Bücher geschickt, aber die haben sie nicht an Xiaobo weitergegeben. Dann habe ich gesagt, gebt mir die Bücher zurück. Dann haben sie mir drei große Pakete zurückgebracht. Und einen Brief von Xiaobo an mich haben sie mir gegeben. Ein Blatt Papier, wahrscheinlich haben sie ihm nur ein Blatt gegeben.
Was hat er geschrieben?
3:15
Geschrieben – naja, also er ist mir treu ergeben und so. Haha. Ich bin am 1. April geboren, ich soll mir einen Aprilscherz machen, ich soll ihn “Depp” nennen. Ich nenne ihn den ganzen Tag “Depp” oder “Dummkopf”.
Wie ist sein Zustand jetzt, kannst du das aus seinem Brief merken?
3:43
Ja, er hat auch geschrieben, seine Stimmung geht auf und nieder, es gibt Schwankungen, aber es richtet sich gleich wieder. Und seine Gesundheit- manchmal ist ihm schwindlig, seine Magenkrankheit kommt manchmal hervor. Aber nicht sehr schlimm.
Hat er geschrieben, was er dort zu essen bekommt? Wie ist das Leben dort?
4:05
Das war als ich ihn gesehen hab, vorher habe ich dem Anwalt alles gesagt, war er ihn fragen soll. Dann hat er gesagt, was er jeden Tag zu tun hat, außer essen und trinken gibt es Bewegung, ja, und er darf lesen, der Aufseher hat ihm ein paar Bücher besorgt.
Ist er mit anderen Gefangenen in einer Zelle?
4:26
Vier Gefangene, die auf ihr Urteil warten, sind im Moment mit ihm zusammen. Die sind nur kurz in Haft. Die haben schon eine Zeitlang im Untersuchungsgefängnis verbracht. Die müssen nicht mehr in ein richtiges Gefängnis. Solche Leute haben sie mit ihm zusammengetan.
Woran denkst du die meiste Zeit?
4:55
Ich denke am meisten- Ich denke jetzt – wohin werden sie ihn bringen, sie sollen ihn hinbringen, wo er bleibt. Dann kann ich ihn normal besuchen. Dann weiß ich wohin ich ihm Briefe schreibe. Dann kann ich ihm Bücher schicken. Dann wird mir leichter, glaube ich.
Was meinst du, was deine Freunde machen können? Was hoffst du, dass sie machen? Es gibt viele Leute, die euch helfen wollen, diese Zeit zu überstehen.
5:25
Ich habe nie daran gedacht, was unsere Freunde machen können. Ich glaube, alle machen das, was sie können, auf ihre Art.
Hast du die gelben Schleifen gesehen, die Freunde an ihre Tür gehängt haben?
5:40
Ja, hab ich gesehen, das Foto vom Balkon von Gao Yu, im Internet.
Weißt du, an dem Tag sind auch viele selbst hingegangen.
5:52
Ja, viele Leute sind gekommen, viele Kinder haben ganz viele gelbe Schleifen getragen. Und auf Twitter haben sehr viele Leute gelbe Schleifen aufgesetzt.
Das wievielte Mal ist es jetzt, dass Xiaobo ins Gefängnis kommt?
6:10
Das vierte Mal. Das vierte Mal die Freiheit verloren.
Dieses Mal, wie hat die Außenwelt reagiert, wie war die Einstellung in der Gesellschaft auf diese Sache? War es anders als früher?
6:26
Die Reaktion diesmal – ich glaube, es hat alles übertroffen, was Xiaobo und ich uns vorgestellt haben.
Was habt ihr erwartet?
6:34
Wir haben beide gesagt, die Medien werden eine Zeitlang aufmerksam sein, und dann ist es eben vorbei. Ganz am Anfang, da haben wir viel Unterstützung aus Tschechien bekommen, von Herrn Havel. Ganz am Anfang, die größte freundliche Aufmerksamkeit. Ich meine, auf jeden Fall muss man sagen, es ist bis heute noch so viel los um mich, lauter Freunde laden mich zum Essen ein, die ganze Zeit.
Weiß Xiaobo davon?
7:12
Xiaobo weiß es, als der Anwalt bei ihm war, jetzt kann ich einen Brief schreiben, und der Anwalt bringt ihn ihm, und bringt ihn wieder zurück. Ich habe Xiaobo gesagt, ich kämpfe an vorderster Front und esse und trinke, was ich nur kann. Haha. Ich lache jedesmal, wenn ich ihn sehe.
Und nachher weinst du?
7:40
Ich hab’ gar keine Zeit zu weinen, draußen warten so viele Reporter. Erst um Mitternacht komm ich nach Haus, und dann – ich komme mir manchmal selber unmenschlich vor.
Schreibst du Gedichte?
8:06
In letzter Zeit nicht. Ich habe mich noch nicht an mein jetziges Leben gewöhnt.
Wie ist dein Leben jetzt?
8:21
Es ist zu viel los. Die ganze Zeit muss ich jemanden sehen, und so. Mehr Leute gesehen, mehr gesprochen als die ganzen 10 Jahre davor.
Was wäre euer ideales Leben für euch beide?
8:41
Ideales Leben- ich weiß nicht, was für ein Leben für ihn ideal wäre. Für mich – wenn ich Zigaretten habe, und Alkohol zu trinken, und Bücher zu lesen, dann ist es OK.
Hast du die Geschichten über Euch gesehen? Wieso ist dir das damals eingefallen, das war kein normales Benehmen, dass du ihn im Gefängnis geheiratet hast, im Umerziehungslager, das war doch überhaupt nicht üblich.
9:21
Nein, wir hatten schon 1996 geheiratet, zum Frühlingsfest, unsere Eltern haben einander getroffen, wir haben mit Verwandten und Freunden zusammen gegessen, aber wir konnten keine Heiratsurkunde bekommen. Xiaobo war damals nicht angemeldet. Und weil er nicht angemeldet war, durfte ich ihn dann nicht sehen, als sie ihn in Dalian eingesperrt haben. Herr Anwalt Mo Shaoping, der ließ mich einen Antrag schreiben, für die Heiratsschließung. Ich weiß nicht, wie er es gemacht hat, er hat gesagt, Polizei und Justiz haben schriftlich zugesagt, dass wir heiraten dürfen. Und dann hat Xiaobos Vater ihn in Dalian angemeldet. Und dann haben sie einen Tag ausgewählt und mir mitgeteilt, dass ich hingehe und wir heiraten.
Hatten deine Eltern denn gar nichts dagegen? Dass du so einen heiratest, so einen gefährlichen Menschen, der als politisch gefährlich angesehen wird.
10:27
Meine Eltern und ich haben überhaupt nicht über dieses Problem gesprochen. Meine Eltern haben beide Xiaobo sehr gern. Sie wollten auch nie irgendwie Druck auf ihn ausüben.
Wussten sie nichts?
10:41
Sie wussten natürlich, was los war.
Haben sie nicht mit dir gesprochen? Haben sie nicht gedacht, es könnte für dich gefährlich sein?
10:50
Wir haben das nicht besprochen. Denn – ich habe schon von klein auf zu der Art von Kindern gehört, wo die Erwachsenen nichts machen können. Die anderen haben fleißig gelernt, für die Hochschule-Aufnahmeprüfung. Ich habe den ganzen Tag etwas Anderes gelesen, nur zum Spaß. Ich habe keine Hausaufgaben geschrieben, überhaupt nichts. Wenn ich zum Unterricht gehen wollte, ging ich hin, und wenn nicht, stand ich auf und ging weg.
Er hat mir einmal gesagt – wir haben zusammen gegessen, und er hat gesagt – ich habe vergessen, ob du dabei warst. Er hat gesagt: “Liu Xia hat mir gesagt, nächstes Jahr sind es 20 Jahre seit den Tian’anmen-Protesten von 1989, aber wenn du zum Tian’anmen willst, rate ich dir ab.”
11:38
Ja, und ich habe damals daran gedacht, eine Aktion zu machen, mit Freunden zusammen Blumen zu schicken, diesen Tian’anmen-Müttern Blumen liefern lassen. Aber am Ende blieb alles nur in meinen Gedanken. Das wollte ich 20 Jahre lang tun!
Nach allem, was du weißt, hat Xiaobo die “Charta 08” entworfen?
12:20
Nein. Mehrere zusammen waren das. Aber er war eine wichtige Stimme.
Was war denn seine Funktion für die “Charta 08”?
12:28
Ich habe ihn scharf attackiert, ihm seine Zukunft ausgemalt. Ich habe ihm gesagt, schau dir mein Alter an. Ich kann nicht mehr. Dann hat er versprochen, er unterschreibt nur. Er geht nicht und organisiert die Leute und so. Aber dann ging es nicht anders, er konnte nicht zusehen. Er musste selbst ran. Dann habe ich auch nichts mehr gesagt.
Du hast nicht unterschrieben?
13:08
Ich habe nicht unterschrieben.
Also hat die Polizei dann hauptsächlich nach ihm gesucht? Nicht nach dir?
13:13
Sie haben mich auch gefragt. Sie wussten gar nichts. Sie haben die Wohnung durchsucht, und einer hat mich dabei befragt.
Ich kann mich erinnern, Liu Xiaobo hat ein bewegendes Gedicht geschrieben, aber ich kann es nicht auswendig. Kannst du seine Gedichte auswendig?
13:56
Ich kann sie auch nicht auswendig. Mein Gedächtnis ist schlecht.
Er hat geschrieben, seine Asche werde noch an dich schreiben.
14:05
Nein, er hat von mir verlangt, wenn ich tot bin, aus dem Grab soll ich noch an ihn schreiben. Gedichte an ihn.
Schreibst du jetzt an ihn Gedichte?
14:16
In Wirklichkeit, von uns beiden hat er mehr Gedichte an mich geschrieben, ich habe insgesamt nur einige Gedichte an ihn geschrieben.
Kannst du dich an irgendeines erinnern, das du ihm geschrieben hast?
14:30
Nein, leider. Mein Hirn, ich habe jahrelang Schlaftabletten genommen, mein Hirn ist ruiniert.
14:45
Bei der “Charta 08”, als sie ihn geschnappt haben, das habe ich schon drei Jahre davor gesehen, von da an war mein Herz die ganze Zeit unruhig.
Du hast gespürt, es wird eine Katastrophe kommen für ihn, wegen dieser Sache?
15:04
Ja.
Wann hat Liu Xiaobo Geburtstag?
15:29
Am 28.Dezember.
Hast du ihm letztes Jahr etwas zum Geburtstag geschenkt?
15:35
Nein. Wir haben seinen Geburtstag auch sonst nicht gefeiert.
Ich weiß gar nicht, was ich noch fragen soll. Denn viele Sachen …
16:01
Weil wir zwei uns auch schon so lange kennen. Deshalb …
Wann habt ihr einander kennengelernt, in welchen Jahr?
16:06
1982.
Wie habt ihr euch kennengelernt? Ihr habt beide Gedichte geschrieben?
16:10
Ja.
Hat er zuerst deine Gedichte gelesen?
16:16
Er hat mich zuerst gesehen.Ich habe zuerst einen anderen Studenten von seiner Uni kennengelernt, wir haben in einer Mensa zusammen gegessen. Das war in einer Gasse im Westen vom Campus, da sind die Studenten hin und her gegangen, nach Norden und Süden, aber sie haben alle gerne in unserer Mensa gegessen. Wir haben uns in der Mensa kennengelernt. Dann sind wir sehr schnell Freunde geworden. Ich habe jemand anderen geheiratet, aber sobald ich eine Wohnung hatte, sind er und die anderen den ganzen Tag zu mir gekommen, die haben die ganze Zeit gequatscht. Ich habe den ganzen Tag für sie gekocht.
Nachdem Liu Xiaobo das Umerziehungslager verlassen hat, bis zu diesem Mal jetzt, wieviele Jahre habt ihr friedlich zusammen gelebt?
17:17
Fast 10 Jahre. Am 8. Oktober 1999 haben sie ihn entlassen, bis zum 8. Dezember 2008.
Warst du zufrieden, in dieser Zeit mit ihm?
17:33
Eigentlich – Eigentlich hat er die meiste Zeit mit Schreiben verbracht. Irgendetwas geschrieben. Hat alle möglichen Leute getroffen. Oder vor dem Computer, da war er auch beim Chatten mit allen möglichen Leuten. Und der PEN-Club, diese 10 Jahre, und diese Sachen. Er war eigentlich die ganze Zeit sehr beschäftigt. Eigentlich glaube ich, die meiste Zeit hat er gar nicht gewusst, was ich denke. Er hat keine Zeit gehabt.
Sagen wir, du stehst jemandem gegenüber, der kann über Liu Xiaobos Schicksal entscheiden, was würdest du zu ihm sagen?
18:30
Lass ihn nach Hause! Lass Liu Xiaobo frei.
Derjenige hat vielleicht viele Akten gelesen, in denen steht, dass Liu Xiaobo den Staat umstürzt.
18:41
Die glauben in Wirklichkeit – ich weiß, die glauben selbst gar nicht unbedingt wirklich, dass er den Staat umstürzen will. Ein Bücherwurm – womit will er den Staat umstürzen?
Wie erklärst du dir diese Sache?
19:00
Das kannst du dir nicht erklären, die wollen dich einfach schnappen, wollen dir die Freiheit wegnehmen. Sie glauben, du – sie glauben, du bist bei etwas dabei, das sie für gefährlich halten.
Du hast gesagt, sie haben euch 20 bis 30 Minuten zusammen gegeben, was hat Liu Xiaobo in dieser Zeit gesagt?
19:42
Was kann er da sagen? Wir haben beide nur über unsere Familie gesprochen, wie es den Leuten geht, unseren Freunden und so.
Was glaubst du, wie geht es ihm jetzt?
19:51
Er ist ok.
Er hat 11 Jahre bekommen. Ein Jahr ist schon vorbei. In zehn Jahren, wie alt ist er dann?
20:11
65
Nach elf Jahren Gefängis ist er dann 65?
20:18
Ja.
Und du?
20:21
Ich bin dann 59. Eigentlich sind es nicht nur 11 Jahre. Elfeinhalb Jahre, das erste halbe Jahr zählen sie nicht.
Haben die Anwälte noch irgendwelche Vorschläge, was sie noch machen können?
20:38
Nein. Sie sagen, jetzt gibt es nichts mehr, was sie tun können.
Wenn Liu Xiaobo nach 10 Jahren dieses Video sehen kann, was willst du ihm jetzt sagen?
21:00
Dummkopf! Alles ist eingetroffen, was ich dir gesagt habe, oder?
Was glaubst du wird er darauf antworten?
21:16
Er – er wird wieder – wird sich wieder bei mir entschuldigen wollen. Das letzte Mal mit seinem Anwalt hat er auch hauptsächlich davon gesprochen. Er selbst, hat er gesagt, er ist zwar geschnappt worden, verurteilt worden, aber er hat wenigstens die Aufmerksamkeit von so vielen Leuten. Er ist berühmt geworden. Aber Liu Xia, hat er gesagt, hat überhaupt nichts bekommen.
Und was meinst du dazu?
21:50
Ich, ich meine ich habe auch von allen viel Liebe bekommen. Ja.
Es gibt schon Leute, die sagen, sie wollen dich unbedingt begleiten.
22:06
Ja.
Die hoffen, dass du ihnen jedesmal vorher sagst, wenn du hingehst. Damit sie es auf Twitter weitersagen.
22:13
Ja, ihre Kinder haben sogar gesagt, dass sie mit mir mitgehen wollen. Die sind süß. Aus anderen Orten. Und nächstes Jahr wollen sie herkommen. Schwester Xia besuchen.
Kannst du mir etwas sagen, nachdem Liu Xiaobo ins Gefängnis gekommen ist, was dich besonders tief beeindruckt hat, von deinen Freunden? Oder was dich besonders beeinflusst hat.
22:57
Ja. Unlängst, etwas mit Xu Youyu. Das hat mich besonders überrascht. Früher schon, bei einem Essen, mit vielen Freunden, da hat Youyu mit einem Kind geübt, wie man einen Aufnahmestift verwendet. Ich fand das lustig, ich habe gesagt, du musst Herrn Lehrer Xu alles genau aufschreiben, 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10. Und ungefähr zwei Wochen später hat Yuyou mich angerufen, und mich zum Essen eingeladen. Und er hat für mich etwas aufgenommen, er hat es selbst daheim über 20 Mal geübt, auf dem Gerät war es angezeigt, es war das 25. Mal, da hat er ein paar Worte von mir aufgenommen, und dann nach Hongkong geschickt. Ich habe mir gedacht, so ein alter Kerl – das hat mich besonders bewegt.
24:10
Und dann die Maus. [„Stainless Steel Mouse?“] Jedesmal, wenn etwas war, hat sie mir ein SMS geschickt.
In diesen Tagen, seit du allein bist, was war da am schwersten für dich?
24:25
Am schwersten- am schwersten war eigentlich der Anfang. Du weißt überhaupt nicht, wo er ist, diese Zeit. Das ist die ärgste Zeit. Ein Mensch ist geschnappt worden, und nachher sagt dir niemand, wo er ist. Du rennst überall herum. Du findest den Chef der Staatssicherheit, und er sagt, das ist Staatsangelegenheit. Ich meine, eine Regierung, wenn die so kindisch sind bis zu diesem Grad – wenn sie dich schnappen, sind sie recht wild, aber dann wollen sie es nicht einmal zugeben. Einfach zu grotesk.
Gibt es noch etwas, wonach ich noch nicht gefragt habe?
25:52
Das weiß ich nicht.
Ich werde jedes Jahr kommen und ein Gespräch mit dir aufnehmen.
26:00
Gut!
Ich hatte von da an keine Möglichkeit mehr, Liu Xia zu treffen.
Ai Xiaoming, Kamera und Interview
Fertiggestellt im November 2013
Übersetzt von Martin Winter, Febr. 2015
Link to video: Nobel peace prize winner Liu Xiaobo’s wife reads poem from house arrest – video
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