Jun Er
AN DIE GROSSE SCHWESTER PANG QIONGZHEN
Als wir noch nicht zusammen schrieben
waren wir Freundinnen, jahrelang.
Als wir zusammen schrieben, schrien wir
einander an wie auf der Straße.
So grob wie zu dir
war ich zu niemand im Leben.
Jetzt bist du ganz auf einmal gegangen.
Weiß nicht, hast du mir verziehen?
Du sagst, wenn du aus Japan zurück kommst,
müssen wir reden.
Als ich dazu komm, dich anzurufen,
bist du nicht mehr dort.
Als du eine Beamtin warst
gab ich dir die inoffizielle Zeitschrift.
Du musstest die Untergrundzeitschrift
verstecken.
Aber als du in Avantgarde-Zirkel tratst,
war Poesie dein Leben.
Kaum jemand war engagierter als du,
du hast nach deinen Worten gehandelt.
Für ein Gedicht sein Leben geben,
jeder, der solche Texte schreibt,
hat so einen Wunsch.
Aus dem Herzen zu schreiben, was bleibt.
Du hast mit deinem Tod diese Zeile vollendet.
Das zieht mich wirklich hinunter!
Wie kann unser Streit wirklicher sein?
Ich würd gern noch jahrelang mit dir streiten!
Hab jetzt erst erfahren, du warst 59,
vielleicht sind wir alle heimlich Schlangen
im Horoskop. Und sagen es niemand.
Dann lass uns in Zeilen länger leben!
Du hast daran geglaubt,
nur gute Gedichte werden bleiben.
Endloser Himmel und grünes Gras
werden deinen Namen bewahren.
30. 3. 2024, in der Nacht
Übersetzt von MW am 1. September 2024








