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Shangyuan Art Museum in the FAZ

8月 20, 2024

I am in Vienna. From April till late June I was in China, in the countryside near Huairou, northeast of Beijing. I was invited by Shangyuan Art Museum. They built that place from 2003 to 2007. It’s like a sprawling campus. They invited artists there each year, all kinds. Cui Jian, other rock musicians, experimental sound projects. Painting, sculptors, dancing, film, photography, performance. And poetry. That’s where I came in. I was there last year too, in spring and in fall.

They demolished the big exhibition hall in June. The village party committee. In concordance with policy laid down by Winnie the Poo.

It took me a while to write down something a little longer than a poem.

I know it’s rather strange. I wanted to write much more. And I did, in poems in June, when it happened. I miss our community of artists. Being there at that time was living on a different planet. Not just different from Vienna. Different from Beijing, from the village around it, from the mountains. Even very different from being next door in the other places built by artists on the same hill and existing with the same village and party functionaries. It was and is crazy, but it is at the same time a very ordinary situation in China. There is no reason, no feasible reason for the demolition. 没文化, yes. No culture. In the structure of the state, as it comes out here. As it comes out in many places. In sharp contrast to itself, to the image the state also needs to project. Nothing new. Same inherent brutality as ever in the last 100 years maybe. Or more. Playing out in different ways. Not just in China.

I can’t write it like this, not without a lot of context. My poems are more balanced, hopefully. This text, as it has appeared in German, as I can show you in English, is like a long poem. It has to be strange.

信息

你说我提供的

信息不够

我说得看

如果你在

布拉迪斯拉发

在科希策

等等小城

在奥地利

在匈牙利

也许看到

或看不到

也许知道

多少人死

多少人活

四十人走

一个人回

不那个人

他也不在

有新的房子

有纪念碑纪念牌

六十年后

七八十年

中国呢

发生了什么

现在呢

你在的时候

完全不同

感觉不同

有那么多

也那么美

那么作朋友

多时候有

没有人受伤

她一直唱

废墟里唱

山上也唱

没有人受伤

每人都受伤

每人都有

伤痕不同

在的时候

真朋友圈

感觉多好

当外国人

活在异乡

人家都当

当陌生人

我在我国

当陌生人

一直都有

还是不同

2024.8

INFORMATION

You say I don’t give enough information.
It always depends.
If you are there in Bratislava,
In Kosice, in the small towns,
In Austria, in Hungary.
Maybe you see, maybe not.
Maybe you know
how many died, how many survived.
One in forty came back.
No, even those aren’t here.
There are new houses.
There are memorials
sixty years late, seventy, eighty.

What happened in China?
What is happening now?
It’s very different
when you are there.
The feeling is different.
You know you don’t know,
you don’t know most of it.
But there is so much.
So much beauty.

So much companionship,
most of the time.

Nobody was injured,
she sings in her song,
there in the ruins,
up on the mountain.
No one was injured.
Everyone was.
Everyone is
in different ways.

It’s great to be there
among the people
most of the time.
To be a stranger
in a strange land
among many strangers
in their own country.

I am a stranger
in my own country
most of the time.
But I’m not sure,
not like in China.
It is just different.

MW August 2024


Die FAZ findet es auch seltsam, aber sie bringt es. Es sei zuwenig Information, findet eine Freundin. Ich hab ihr am Telefon und auch persönlich einiges erzählt. Das vermisst sie im Text. Als ich damit fertig war, hab ich auch bemerkt, dass fast nichts über mich drin ist. Auf Englisch noch weniger. Und nix über die anderen KünstlerInnen, fast nix. Sehr gute Bilder und andere Sachen haben sie gemacht. Frauen und Männer, viele sind erst in der Abrisszeit gekommen. Haben einfach so gewohnt wo halt Platz war. Aufgenommen was ging. Ich war mittendrin. wir waren füreinander da. Niemand ist verletzt worden.

Das ist eine Zeile in einem Lied. Ich war dabei, als die Sängerin es in den Ruinen aufgenommen hat. Es klingt fröhlich und harmlos, eine Wanderung auf den Berg, aber der Abriss ist drin. Wieviel da verletzt und zerstört worden ist, wissen wir, die dort waren. Auch andere, die ähnliches erlebt haben. Das sind sehr viele. Praktisch alle, die Kunst machen, und viele andere.

Abgerissen wird aus vielen Gründen. Das Land hat sich sehr schnell entwickelt, bisschen wie Westdeutschland, Österreich und Westeuropa in den fünfziger und sechziger Jahren, aber auch anders. Noch brutaler. Noch mehr kapitalistisch und gleichzeitig diktatorisch mit einer angeblich sozialistischen Partei an der Macht. Pinochet auf angeblich sozialistisch. Nur noch viel größer. Alle Welt macht mit. Profitiert, manchmal. Tut dann wieder besorgt. So kann es doch nicht gehen? Aber das Land ist brutalisiert. Die Leute sind es auch. Vielen geht es besser. Manchen viel besser. Für sie hat es funktioniert. Yi Sha gehört auch dazu. Die Leute wissen, dass der Preis, den manche zahlen, zu hoch ist. Sie wissen, dass vieles passiert, von dem sie lieber nicht sprechen.

Juliane Adler von fabrik.transit kommt aus der DDR. Sie kennt einiges. das Verschweigen besonders. Aber das kennt man und macht man ja bei uns in Österreich immer noch. Ohne Diktatur. Wie soll ich darüber schreiben? Juliane schreibt auch “nur” Gedichte aus ihrem Leben in der DDR. Ich habe viele Gedichte aus der Abrisszeit im Juni und davor. Da ist viel drin an Information. Wer wissen will, wie es in China ist, kann die Gedichte lesen. Viele sind auf meinem Blog. Manche werden in Zeitschriften sein, später in einem Buch. Natürlich würd ich gern mehr in Zeitungen geben. Bin oft zu zaghaft.
Liebe Grüsse!
Martin

GYÖR 匈牙利杰尔两日游

11月 7, 2013

Photo0084
EIN VOGEL IN GYÖR

ein vogel sein
ein vogel im baum
im baum auf der mauer
auf der mauer am fluss
in der sonne im november
ein vogel sein
eine ente im fluss
ein schmetterling
ein löwenzahn
oder ein mann
oder ein großer glänzender baum

MW November 2013

<焦尔一只鸟>

作一只鸟
树上的鸟
城墙上的树
河边的城墙
十一月晒太阳
作一只鸟
河里一只鸭子
作一只蝴蝶
一朵蒲公英
要不作一个人
要不作一棵灿烂大树

2013/11, 于匈牙利焦尔

Photo0083<匈牙利焦尔>

焦尔是很漂亮的城市
吃饭非常好
温泉很舒服
还有一座惊人的音乐厅

很现代的楼
几乎维也纳音乐厅那么大
只外面墙上不向往德意志民族
不过也许演奏过瓦格纳

音乐厅原来是犹太庙
目前旁边有小小的犹太学校
这座小城市
五千犹太人迁往
奥斯威辛集中營毒气室
也很多小孩

焦尔是很漂亮的城市
国家歌剧院两片
瓦萨雷里的马赛克
我们看了门德尔松
写的莎士比亚
仲夏夜之梦
匈牙利人鼓掌的方式有特点

焦尔有很多教堂
一九四五年
苏联军队
杀死一位教主
他让妇女避难
牧师学校的地下

焦尔是很漂亮的城市
吃饭非常好
温泉很舒服
还有一座惊人的音乐厅

2013/11, 于匈牙利焦尔

GYÖR

györ ist eine schöne stadt
das essen ist köstlich
die therme ist herrlich
es gibt ein wunderschönes konzerthaus

was du ererbt hast von deinen vätern
erwirb es um es zu besitzen
ein schönes konzerthaus
ererbt von den toten
eine große synagoge

ein modernes konzerthaus
fast so groß wie das in wien
nur ohne deutschtum an der fassade
vielleicht spielen sie auch wagner
in der schule an der seite
existiert eine kleine gemeinde
aus dieser kleinstadt
wurden 5000 in ausschwitz vergast
auch viele kinder

györ ist eine schöne stadt
es gibt ein theater mit vasarely
an der fassade vorne und hinten
von oben wirkt es wie eine schanze
vom turm des priesterseminars
eine chance für die kultur
wir sahen ein wunderschönes ballett
mendelssohns sommernachtstraum

sokrates sagte in politeia
es brauche eine gemeinde
eine stadt beschützt von den göttern
von etwas gutem
etwas gedacht als gütige gottheit
gott der gerechten

es gibt die kirchen
es gab auch märtyrer unter den priestern
der bischof beschützte frauen im keller
und wurde erschossen

sokrates sagte in politeia
dass ein einzelner gerecht sei
sei nicht begründet
in einzelnen menschen
sondern in der ganzen gemeinde
in einem gott der ganzen stadt

was du ererbt hast von deinen vätern
erwirb es um es zu besitzen
ererbt von den toten
trebic und györ

mikulov und kosice
friedhof altstadt synagoge
viele juden fielen im weltkrieg
im ersten weltkrieg
für österreich-ungarn
oder für deutschland

was 1944 geschah
deportation und dann die bomben
das leben danach
in kleinen städten ist es recht deutlich

györ ist eine schöne stadt
das essen ist köstlich
die therme ist herrlich
es gibt ein wunderschönes konzerthaus

MW November 2013
Photo0094

Kosice (科西策)

6月 23, 2013

Exhibition
Kosice diary

Lovely town. Sleepy. Great central square. Or main street. Everybody out there on Friday night, who is not in the other beer gardens. Or begging. First rain-free night in ages, maybe. Rivers all full. Still chilly, just a little. Blankets on the seats outside. Great cathedral, we haven’t been inside yet. They had a great mass, with TV. People standing on the steps outside, and kneeling. Wonder how it was under Socialism. Much sleepier? Sleep of reason breeds … how does that go? What reason? Goya. Modernism, Kosice Modernism. An exhibition advertised around town, or a book, or an event. In Slovak, so I’m not sure. 。。。(click for more)

Olomouc diary

Brno poem (We don’t know where the light comes from)

Trebic poem (Typical Central European town, Jewish heritage etc.)

2011 poem (a year of protests, dissidents…)