Omi klettert auf einen Baum,
Ulmenblätter pflücken.
Ihre Schwägerin kann vor Hunger nicht klettern
und bittet Omi, sie raufzuziehen.
Omi sagt, das schaff ich nicht,
da fallen wir beide runter,
und die Familie ist verhungert.
30 Jahre nach der Revolution von 1911
scheint die Sonne auf Omi, zwölfjährig, mager,
und auf ihre Schwägerin, noch magerer.
Das Mädchen auf dem Baum greift aus ihrem Korb
eine Handvoll Blätter,
lässt auf die Schwägerin, der schwindlig ist,
einen Regen zum Essen niedergehen.
[In einem Kreis aus weißen Blüten in grauer Asche auf der Straße steht eine kleine Metalltonne. Darin werden Zettel verbrannt. Eine Menschenmenge sitzt auf der Straße und skandiert.]
Nieder mit der Militärdiktatur!
Protest! Protest!
Streik! Streik!
Revolution!
Die Revolution wird siegen!
Gerechtigkeit und Freiheit müssen gewinnen,
in unserem Land, in unserer Nation.
Wir sehen, wie sie unsere Nationalhymne auf die Guillotine zerren.
Ihre Ansage, die Zeit der Sandalen sei zu Ende,
kommt in die Öffentlichkeit
wie ein gebrauchtes Kondom aus einem Bordell.
Wütend wie das Feuer der Hölle,
schreit der Oger Alawaka Drohungen
und zeigt seine schrecklichen Krallen!
Aber er wird auf seiner Brust liegen,
zu Füßen von Dharma und Sila.
Das ist der Weg der Wahrheit.
Weil sie ihre Würde als Menschen
nicht gegen eine Mundvoll Reis eintauschen,
haben sie Widerstand geleistet, haben ausgehalten,
sind zusammengefallen und umgefallen.
Die Revolution wird nicht im Fernsehen übertragen!
Die neue Nationalhymne kommt als Death-Metal-Version heraus. Kondomfirmen nehmen keine Kundenanrufe mehr entgegen.
Möge ich verlieren, möge die Wahrheit siegen!
Möge ich verlieren, möge die Wahrheit siegen!
Möge ich verlieren, möge die Wahrheit siegen!
Wenn die Bastarde verlieren und um Gnade flehen,
indem sie unsere Eier umfassen,
werden wir ihnen ins Gesicht pissen.
Wir schlagen nicht auf Töpfe und Pfannen,
weil es lustig ist.
Wir haben keine Waffen.
Wir haben höchstens Töpfe und Pfannen.
Wir haben keine Macht.
Wir haben nur Töpfe und Pfannen.
Haut auf die Töpfe! Schlagt die Pfannen!
Haut drauf! Haut drauf! Das ist unsere Revolution!
Haut drauf! Haut drauf! Das ist der Weg zu unserem Ziel!
Haut drauf! Haut drauf!
Haut drauf! Haut drauf!
Eines Tages werde ich Sternen-Bumen streuen, auf das Grab meiner kleinen Schwester.
Diesen Sommer können wir die Hunde nicht wieder tollwütig werden lassen.
Diesen Sommer wird jede Blume knospen und wundervoll aufgehen.
Diesen Sommer werden die Fahnen des Volkes im Wind flattern und triumphieren.
In meiner Jugend gab es nur einen Min Ko Naing.
Jetzt ist jeder junge Mensch Min Ko Naing.
Schützt alle Min Ko Naings!
Schart euch um alle Min Ko Naings!
Jedesmal, wenn ein schlechter Samen auf einer Bühne aufgeht,
versinkt die ganze Welt im Chaos.
Sie wird krank, ihr Körper brennt vor Hass.
Ich bin krank und nehme eine zehn Jahre alte bittere Medizin.
Aber ich bleibe krank. Im Leben in dieser Welt werden wir alle krank.
Wir können uns nur selbst kurieren, haben keine Zeit, angefressen zu sein. Wenn wir am Esstisch Platz nehmen, schwärmen die Heuschrecken wieder herein.
Wie kannst du arbeiten gehen, wenn alle protestieren?
Wie kannst du das mit deinem Gewissen vereinbaren?
Wirst du ok sein, wenn sie auf deine Familie spucken?
Kannst du glücklich sein, wenn deine Kinder die Stiefel von Min Aung Hlaing lecken, während seine eigenen Kinder stinken vor Geld?
Kannst du sagen, “gut gemacht”, wenn deine Enkel kaum überleben, während Min Aung Hlaings Enkelin im Ausland studiert?
Kannst du in Frieden zur Arbeit gehen, wenn dich die Unterdrücker mit ihren Gewehren wie eine Kuh behandeln?
Kannst du froh ins Büro gehen?
Kannst du froh ins Büro gehen?
Jeden Morgen, wenn Papa und Mama zur Arbeit gehen,
schämen wir uns, meine Schwester und ich.
Wir möchten nicht für unsere Zukunft fürchten.
Papa, bleib daheim. Mama, geh nicht ins Büro.
Bleibt zuhause für unser Land und für uns.
Lasst uns euch danken, dass ihr uns aufgezogen habt, indem wir uns den Protesten anschließen.
Lasst uns den Garten unserer Zukunft bestellen.
Zu viele Blätter sind zu früh abgefallen!
Wir werden eure Barbarei im Namen der Wahrheit zerstreuen!
Die Blumen des Winters werden auf euch losgehen,
die Wasser des Monsuns werden euch ertränken.
Für eine gerechte Sache opfern wir unser Blut!
Wir lassen niemanden unseren Frühling wegnehmen, nicht einen Fingerbreit.
Ich war eingeladen zum UNESCO-Poesiefestival,
sollte online rezitieren, zur Feier des Welttags der Poesie.
Ich habe abgesagt.
Ich habe geschrieben,
Russland ist doch euer größer Sponsor, nicht wahr?
Meine Antwort auf eure Anfrage
entspricht den Gefühlen der Menschen in Myanmar.
Also scheint es so zu sein,
dass ich an der Revolution des Frühlings teilnehme,
nicht indem ich Gedichte lese,
sondern indem ich ablehne, zu lesen.
Seltsame Sache!
Mögen allen Arbeitsscheuen
ihre Verdienste vermehrt werden,
mögen ihre Gebete in Erfüllung gehen!
Mögen alle, die streiken,
reinen Herzens sein und von allen geliebt werden.
Mögen alle, die daheim bleiben,
von Geistern und Menschen gesegnet werden,
mögen alle, die diesen Boykott mittragen,
die Kraft finden, weiterzumachen!
Der Klang des Marsches unserer Herzen fließt bis in unsere Fingerspitzen!
Der Golf-Taifun ist weder hineingekommen noch weggegangen.
Ihr sollt wissen, wir sind Geister.
Wir sind schon gestorben.
Wenn wir heute wieder sterben,
werden wir euch für immer heimsuchen.
Wir sind Geister, wir sind schon tot!
Heute suche ich den ganzen Tag im Fernseher
und bekomme keine Sender herein.
Wegen der Störgeräusche
klopfen die Nachbarn an meine Tür.
Bratet das Schwein in seinem eigenen Fett!
Bratet die Tür darin!
Der Schweinekerl, den du gesehen hast,
versteckt sich vor der Guillotine!
Du magst davon gehört haben oder nicht,
aber das ist keine akzeptable Entschuldigung.
Weil wir nicht zurück können in die Vergangenheit,
haben die Kinder, die wir nicht bekommen haben,
Waffen ergriffen zu einer Zeit, in der wir nicht leben.
Sie sind gegen Befehle von oben aufgestanden.
Sie haben ihren Sklavengeist
in einen Salzsack gesteckt
und im Fluss ausgelassen.
Gedankenfetzen von Millionen
vereinen sich in einem zitternden
und doch festen Faden.
Ich bin Ma Seint Htet, der vom Berg herunterfällt.
Ich bin U Ko Ni, der am Flughafen steht,
der vergebliche Besuch von Ibrahim Gambari.
Ein EPC-Elektriker hängt tot von einem Strommast.
Und ein Wanderarbeiter …
Die Räder der Hirne in den Bäumen
drehen sich zusammen
in den Ohren in den Schwertern
in den Wänden.
Die Knöchel eines alten Gewandes
werden terrorisiert
und jeden Tag heimgesucht,
übertrieben, als Strategie.
Die Erde auf meinem Gesicht
ist ein Haufen zerbrochener Knochen.
Fünfzig Jahre in einer Kassette aufbewahrt,
ohne Tonband.
Ein trauriges Lied,
das wir sofort nicht mehr singen dürfen.
Niemand wird uns wieder auseinanderbringen!
Wir sind ein einziger Blutkreislauf geworden!
Mach deine Maske zu deiner Fahne,
mach deinen Facebook-Eintrag
zu deinem Ultimatum!
Wo immer du bist,
dort mach deinen Protest!
Heute halten die Mütter ihre Kinder nicht zurück,
wenn sie hinausgehen und Gerechtigkeit verlangen.
Sie reißen ein Stück von ihrem Longyi ab
und binden es um den Arm jedes Kindes,
damit es geschützt sei vor Kugeln und Patronen
Auf den Straßen der Revolution.
Bewegen sich Heldinnen und Helden
in einem roten Schwall.
Wolken türmen sich auf
und darunter zerfällt der Morgen
in eine Revolution.
Das Heulen eines riesigen Tintenfisches,
der durch die Straße bricht,
hallt noch im Himmel über der Stadt.
Auch wenn ihr unsere Handgelenke durchschneidet,
wie ihr nur wollt,
unsere Fäuste werden nicht aufgeben.
(12 Männer zusammen skandieren) :
Der dämonische Enkel, frisch vom Mönchstum, zischt:
Ein Riss im herausgebackenen Teig, ein Sohn, der das Land zerstört!
Der dämonische Enkel, frisch vom Mönchstum, zischt:
Ein Riss im herausgebackenen Teig, ein Sohn, der das Land zerstört!
Zum Gedenken an den Dichter K Za Win, der gegen den Militärputsch protestierte und am 3. März in Monywa in einer friedlichen Demonstration von Soldaten getötet wurde. Möge er in Frieden ruhen. Dichterinnen und Dichter werden überall in Myanmar verhaftet.
Es folgen die Namen von 32 Dichtern und Dichterinnen in der Reihenfolge ihres Auftretens in dem Video.
The heartbreaking thing
about Star Wars
is when the rebels
have won
and survived
or at least most of them
or some of them
or at least some that you like
and you’re all happy
and you go home
and it really was a good ending
and you go to bed
and the next day
there is your life.
Has the universe changed
since the 1970s of our era?
Or since Jesus Christ
turned bread into fish?
Come on, give the Baby a break,
it is Christmas.
There will be life
and there will be movies.
There’ll be things to fight for,
and evil overlords.
And something beyond.
And some new toy
maybe made out of trash
will ask a companion
how am I alive –
and will hear –
I don’t know.
actually
our best time
was when we were most open
like in 2015
or 1989
but Greta
is not bad at all
she’s more important
we’re more important
than the government
who are we
where do we come from
where are we going
where are we going?
we are the earth
we come from the earth
we’re going with the earth
as long as she lets us
sind wir am besten
wenn wir am offensten sind
so wie 2015
oder 1989
aber greta
ist auch nicht schlecht
sie ist wichtiger
wir sind wichtiger
als die regierung
wer sind wir
woher kommen wir
wohin gehen wir
wohin gehen wir?
wir sind die erde
wir kommen von der erde
wir gehen mit ihr
solang sie uns lässt
alle menschen sind f
alle menschen sind ff
alle menschen sind fff
alle menschen sind fffr
alle menschen sind fffrr
alle menschen sind fffrrr
ei!!!
geboren
als vogel,
als wild.
alle haben dieselben würdenträger
und die gleichen rechten
von geburt an. nicht wahr?
alle sind mit vernunft begabt
und mit gewissen,
außer dem innenminister.
sie sollen einander begegnen
in brüderlichkeit. ach ja. 1948.
nach dem krieg
nach der shoah
auch zwei chinesen waren dabei.
muss man die menschenrechte erklären?
muss man oder frau die menschen erklären?
wahrscheinlich schon immer in jeder familie
in jedem dorf oder haushalt
jeder und jedem
an jedem sonn-und feiertag,
an jedem werktag.
International Poetry Week in Xichang.
At Zhaojue Center,
main auditorium,
Qinglang Lihan holds his speech.
Speaks of Akhmatova
and her tragic fate,
as when her first husband
Gumilev was shot
for “counterrevolution”.
Right after this
a high school student
from the Yi nationality
in modern dress
jumps on the stage.
He stands there contorted,
staring with rage,
spitting his words:
“You fart-head poets,
faced with the people’s misery
you are unable to raise your pens
and demand justice!
Then you run away
to a small place
to talk about counterrevolution…”
We are all baffled,
don’t know what to do
or what just happened.
Later
when our bus
drives through the town on our way out
I see that high school student
alone
on the street,
still foaming
and puffing.
Like a lonely
walking bomb.
October 2017
Translated by MW, 12/31/17
Yi Sha EINSAME BOMBE
Xichang, Internationale Woche der Poesie.
Im Zhaojue-Center
im großen Saal
Qinglang Lihan trägt vor
über Anna Achmatowas
bitteres Schicksal.
Ihr erster Ehemann
Nikolai Gumiljow
wird wegen “Konterrevolution”
erschossen.
Gleich nachher springt
ein Mittelschüler
aus dem Volk der Yi
in moderner Kleidung
auf die Bühne.
In verzerrter Haltung,
mit zornig aufgerissenen Augen
gibt er spuckend von sich:
“Ihr Hundefurz-Poeten,
könnt keinen Stift gerade halten,
vor dem Elend der Leute
verlangt ihr keine Gerechtigkeit!
Dann kommt ihr in die Kleinstadt
und redet von Konterrevolution …”
Wir sind alle baff,
völlig ratlos.
Nachher
fährt unser Bus
durch die Kreisstadt davon,
und ich seh den Schüler
allein auf der Straße,
immer noch zornig
gehen und schnauben.
Wie eine einsame
wandelnde Bombe.
ein freund vom volk der yi
erzählt mir sie wählen
chinesische namen
aus modischen wörten
und so war da ein kind
das nannten sie
sozialismus
wenn essenszeit war
hörte der ganze ort
eine mama rufen
die schrie und schrie:
sozialismus!
komm heim zum essen!
In 1950
on the eve of the liberation of Hainan Island
grandpa was still in Wenchang
as a fisherman.
One time
he was out on the sea,
three days and two nights,
without any catch;
hanging his head, going back.
Suddenly
he hauled up
a sea creature just like a human.
Black everywhere all over the body,
darker than Africans,
eyes full of tears.
Grandpa
loosened the net,
let him go.
Coming home,
he told the village what happened;
everyone thought it was a bad omen.
On the same day they beat drums and gongs,
called a meeting,
banishing
grandpa.
He went back to Qiongshan, working the soil.
When I was small,
he told me this story;
he said on this world,
there were not only mer-cows and sea hogs,
there were also mer-people;
everything that lived on the land,
the sea had it all.
In 1966
grandpa was dragged up on the stage;
head smashed, a dozen shovels;
sank into the mud,
could never be found.
15 years ago
I was on the boat
leaving the island.
Stood at the railing,
stared into endless surge all around;
thinking of grandpa,
there was this idea
spinning round in my head.
Under the sea,
do they have also
a tribe of people,
living in fear?
Light brought by the lamp cord feels more intense;
darkness more thorough, brought by the lamp cord.
Lamp cord stands straight, even in dreams,
so that a hand might find it at the same spot in the dark.
Lamp cord makes the same movement
with opposite results,
yet knows nothing about it.
It just tries again if it was wrong.
Early on
it went through fire so there could be light,
it has a stainless steel core.
But the one cord I remember
is not that one used for a suicide.
There was one day I stretched out my hand,
and it started to sing The East is Red.
Hinter dem Bahnhof das Hotel Fuchs.
Fuchsgasse hat meine Oma gewohnt.
Die Wohnung war von einem Juden.
Ihr Mann war im Krieg.
Ist im Krieg geblieben.
Eine Wohnung mit Wasser draußen am Gang.
Meine Oma mit Kind.
Sie ist fast verhungert gleich nach dem Krieg.
Läuft nackt aus dem Haus und kommt nach Steinhof.
Steinhof war ein Ort des Schreckens in Wien.
Eine schöne Kirche von Otto Wagner.
Meine Oma hat viel gearbeitet.
Der Jude ist lange noch dort gestanden.
Mariahilferstraße.
Hat hingeschaut zu seiner Wohnung.
Noch mehrere Tage.
Meine Oma wars nicht hat sie gesagt.
Niemand in der Familie.
Niemand den sie gekannt hat.
Der Jude ist tagelang noch dortgestanden.
Meine Oma hat Maria geheißen.
MW 1. August 2015
KATASTROPHE
maia gibt leo eine schallende ohrfeige
ich gebe maia eine schallende ohrfeige
alle weinen
MW Juli/August 2015
DAS WICHTIGSTE
– für Daniel
das wichtigste war nicht das klo
das klo war wichtig und interessant
es ging um gerechtigkeit
ich hab das gedicht dann ganz übersetzt
wir haben es diskutiert
am lcb in berlin
ein workshop für übersetzer
das wichtigste war die gretchenfrage
wie hältst du es mit der religion
ich sing gerne mit
beim abendmahl bin ich gern dabei
aber ich bin nicht in der kirche
es hat sich so ergeben
ich glaube gern an die revolution
in china glaub ich nicht an die linke
an den widerstand ja
aber nicht an die linken
bevor sie nicht kacken
auf den vorsitzenden
wie hält es yi sha
mit der religion?
er glaubt an poesie
poesie macht dich zu einem besseren menschen
stimmt leider nicht immer
hab ich ihm gesagt
schau dir nur deinen papiertiger an
MW 2. August 2015
OSTERN
Christus starb 1944.
Christus starb 1943.
Christus starb 1942.
Christus starb 1941.
Leider auch früher
und später.
Christus starb im Holocaust.
Marc Chagall hat es gemalt.
my nephew from america
eric wan
spent a year in china to learn chinese
now he’s going back
he sums it up for me:
“in my year in china
I ’ve learned two chinese songs ….”
he sings them to me
oh! I know at once
the first is the national anthem
of the people’s republic
“march of the volunteers”
the second one is the song of the young pioneers
”we carry on for communism …”
he makes me laugh
I ask him,
“they made you a young pioneer?”
he says,
“I don’t know,
I got a red scarf
from our teacher”
June 2015
Tr. MW, 2015
Yi Sha 《親眼所見》 SAW IT WITH MY OWN EYES
a rainy day
a sprinkler truck
still spraying water
and with a song
one of those red
revolutionary anthems
just like a cartoon
June 2015
Tr. MW, 2015
Yi Sha 《在北京仲夏詩歌節上》 BEIJING MIDSUMMER POETRY FESTIVAL
somehow I pity him
before and after
he reads a poem
he has to stress
his understanding of poetry
making him different
how many times I’ve heard him say
exactly the same with my own ears?
on the other hand
I put three centuries between me and him
between myself and other people
but I don’t explain that
it would be beneath me
I n-need t-to b-b-break out
f-f-from y-y-your s-sp-pout-ting s-song
b-break o-out o-of y-your h-house
m-m-my sh-shoot-t-ting t-t-tongue
m-m-mach-chine g-g-gunn f-fire
it feels so good
i-in m-m-my s-st-tut-t-ter-ring l-life
the-there a-are n-no g-ghosts
ju-just l-llook at-t m-my f-face
I d-d-don’t c-care!
1991
Tr. MW, 2015
Yi Sha 《结结巴巴》 ST-STO-TO-TT-TERN
m-mein st-sto-to-tt-ternd-der m-mund
b-b-behind-dderter schschlund
b-b-bei-sst- s-ich wund
an m-meinem r-rasenden hirn
und m-meine b-beine –
euer t-trief-fend-der,
schschimmliger schschleim
m-meine l-lunge
i-ist m-müd’ und hin
i-ich w-will r-r-aus
aus eurem g-gross-a-artiggen rh-rhythmus
a-aus eurem h-haus
m-m-meine
sch-schp-prache
m-masch-schinengewehr-s-salven
es tut so gut
in m-meinem st-stott-ttoterndem r-reim
auf m-mein l-leben g-gibt es k-keine l-leich-chen
s-s-seht m-mich a-an
m-m-mir i-ist all-les g-gleich!
1991
Übersetzt von MW im April 2013
<結結巴巴>
結結巴巴我的嘴
二二二等殘廢
咬不住我狂狂狂奔的思維
還有我的腿
你們四處流流流淌的口水
散著霉味
我我我的肺
多麼勞累
我要突突突圍
你們莫莫莫名其妙
的節奏
急待突圍
我我我的
我的機槍點點點射般
的語言
充滿快慰
結結巴巴我的命
我的命裡沒沒沒有鬼
你們瞧瞧瞧我
一臉無所謂
1991
Photos and videos by Beate Maria Wörz
Yi Sha 《精神病患者》 GEISTESKRANKE
theoretisch
weiß ich nicht
wie es sich äußert
wenn eine geisteskrankheit ausbricht
ich hab nur gesehen
in diesem land
in dieser stadt
wenn ein geisteskranker loslegt
streckt er den arm hoch und bricht aus
in parolen
der revolution
theoretically
I don’t know
how it should be
when a mental patient
suffers an outbreak
but what I have seen
in this country
in this city –
a mental patient suffers an outbreak:
up goes his arm
out come the slogans of revolution
1994
Tr. MW, 2013-2014
Photos and videos by Beate Maria Wörz
Yi Sha 《我想杀人》 ICH MÖCHTE JEMANDEN UMBRINGEN
ich fühle mich etwas komisch
ich will jemanden töten
oh! das war letztes jahr
herbst kroch über das laub
zwanzig todeskandidaten
am flussufer nördlich der stadt
“peng! peng!”
einer wurde aufgeschnitten
in der folgenden operation
erhielten WIR eine niere
I am feeling a little strange
– I want to kill someone
Oh! It was last year
autumn crept over the leaves
twenty death candidates lined up
at the river north of the city
„Peng! peng!“
One of them was cut open
and in the following operation
We got a kidney
1994
Tr. MW, 2015
Yi Sha 《9/11心理报告》 9/11 AUF DER COUCH
erste sekunde mund offen scheunentor
zweite sekunde stumm wie ein holzhuhn
dritte sekunde das ist nicht wahr
vierte sekunde kein zweifel mehr da
fünfte sekunde das brennt nicht schlecht
sechste sekunde geschieht ihnen recht
siebte sekunde das ist die rache
achte sekunde sie verstehen ihre sache
neunte sekunde die sind sehr fromm
zehnte sekunde bis ich drauf komm
meine schwester
wohnt in new york
wo ist das telefon
bitte ein ferngespräch
komme nicht durch
spring zum computer
bitte ins internet
email ans mädl
zitternde finger
wo sind die tasten
mädl, schwester!
lebst du noch?
in sorge, dein bruder!
2001
Übersetzt 2013 von Martin Winter
Yi Sha 9.11 REPORT FROM THE COUCH
Ist second: mouth barn-door open
2nd second: wooden-chicken stiff
3rd second: couldn’t believe it
4th second: it must be true
5th second: what a great fire
6th second: well they deserve it
7th second: this is retribution
8th second: these buggers have guts
9th second: must be their religion
10th second: before I realize
my own little sister
lives in new york
I need a telephone
long distance call!
can’t get a connection!
I go storming for a computer
where is the internet
typing out characters
writing an email
shaky fingers
“sister, sister!
are you alive?
your elder brother is worried sick!”
It was great. Lai Hsiangyin 賴香吟 read part of her story about a member of a former underground movement who has to confront his own weakness when his divorced wife needs his attention. I read Julia Buddeberg’s translation. Chen Kohua 陳克華 read three poems. First came Nothing 無, very Buddhist. Then a couple of last things. The last café 最後的咖啡館. The last motel 最後的汽車旅館. Very Taiwanese kind of motel dive. Secrete details, medical details, scientific details included in all three poems. Questions and answers. Audience members asked a few questions, and we had an interesting discussion. How and why did Ms. Lai write the story? What comes first, life or politics? And so on. Students, immigrants, veterans maybe, of Taiwan politics. Chinese Studies, East Asian Studies Institute, Vienna University 維也納大學東亞文化系. Austrian PEN. Two days in Vienna. Two nights. 維也納卌八小時左右。Arriving, getting lost on the airport. Translator’s fault. Translator’s idea, the whole thing. Not lucrative. I am sorry. Not smooth. Interesting, yes. Freezing. Exhausting. Fun. Fruitful, hopefully. Thanks very much! To the organizers. Thank you! Everyone who helped us. But above all 賴香吟、陳克華多謝!辛苦你們!Liebe. Liebe und Erinnerung. 愛和記憶。Love and memory. 賴香吟小說的主要題材。維也納很適合你們。柏林也是。柏林比較像現在的台北,相當開放、國際化的。柏林非常重視記憶。維也納的過去其實比柏林可怕,因為沒有柏林那麼公開的重視記憶。
So we had Q&A. Then the encore. We had Vienna in the café, in my translation. Apocalypse. Pouring coffee, to the last. Tabori. Hitler and Freud. Is there a Freud statue? There is his private clinic. Oh well. Statues of Strauss, Beethoven. Vivaldi, very recent. With his orphan students, all girls. Musicians, composers. When Aids broke out in Taiwan, the government forbade intercourse with foreigners. As well as doing it from behind. That’s how Chen Kohua thought of the poem. As a medical man. And risk group member. No intercourse with foreigners, no sex from behind, and we’ll be fine. Right. That’s where the quotation marks in the title come from. Freud and Jelinek. Dreams of Vienna. Love and memory.
陳克華 今生
我清楚看見你由前生向我走近
走入我的來世
再走入來世的來世
可是我只有現在。每當我
無夢地醒來
便擔心要永久地錯過
錯過你,啊–
我想走回到錯誤發生的那一瞬
將畫面停格
讓時間靜止:
你永遠是起身離去的姿勢。
我永遠伸手向你。
1985
Chen Kohua
DIESES LEBEN
Du näherst dich aus meinem früheren Leben.
Ich seh’ dich ganz klar, du gehst in meine Zukunft.
In die Zukunft der Zukunft.
Aber ich hab’ nur die Gegenwart. Wenn ich
traumlos aufwache,
hab’ ich jedesmal die Sorge,
dass ich dich verpasse, für immer —
Ich möchte zurück in den Augenblick des Fehlers,
den Film anhalten,
die Zeit und das Bild:
Für immer stehst du auf, um zu gehen.
Ich streck’ dabei die Arme aus.
According to Xinhua and Global Times, the newly published second volume of “History of the Chinese Communist Party” (1949-1978) is “seen as objective”. So what’s the objective of this book? What are the objectives of this new “objective” party history? Was it written by party members? Does anyone among them, or among the people who planned, published, and distributed this book, think the PRC should evolve into something different from a one-party dictatorship/autocracy? (I find it hard to believe that many non-party members would use their own money to buy such a book. Or is it really that different? Why was it published, then?) Which major bookstores have had their sales rankings dominated by this book? Ok, the main objective seems to be seen as objective. “Experts say that objectivity, a founding principle of the CPC, was virtually banished during the late 1950s and 1960s, when “extreme leftist” thought dominated the governing ideology of the Party.” Founding principle? There must be some historians who can answer this question. Anyway, they still write their party with a capital P.
In Taiwan, there seems to have been pressure for change in the late 1970s and early 1980s. China was changing. Taiwan was and is still called Republic of China, but in the 1970s they lost their UN-Security Council seat to the
PRC. Because of that ping-pong tournament between Nixon, Zhou Enlai, Mao and Kissinger, or something like that. Yes, sports events have always been very important. So there was pressure on Taiwan to open up politically, to democratize. They couldn’t just go on calling themselves The Free China team. No-one was ever going to help them liberate the Mainland anyway. So the Chiang Ching-kuo administration eventually lifted martial law in 1987, and allowed real opposition. A real opposition party. In 1988 or 1989, you still had to be a Party member (GMD/KMT) to get into certain positions in Taiwan. In 1988 or 1989, even very liberal Party members still said that in 1947, maybe 200 people might have been killed after the February 28th incident, but it was an armed uprising anyway. In 1991, President Li Denghui publicly admitted that probably more than 20.000 people had been killed in 1947 by government forces, and apologized to surviving relatives.
Going back to China: If there is any real discussion about The Great Leap Forward famine, in conjunction with all the other campaigns, including the anti-rightist “movement” and the ones before and after, including the CR,
wouldn’t that mean one-party autocracy would have to be abandoned at some time? In 2011, we’re having 90 years of CCP, in addition to 45 years after 1966, the beginning of the CR. In 2009, we’ve had The Founding of a Republic (1949), and in addition 1959 (famine), 1969 (CR), 1979 and 1989 (In 1979, economic reform was ushered in under Deng Xiaoping, who prevailed over Hua Guofeng in the late 1970s, although Hua had been appointed by Mao. Does that mean Hua and Mao were part of the “‘extreme leftist’ thought [that] dominated the governing ideology of the Party” […] “during the late 1950s and 1960s”?).
The student demonstrators in 1989 explicitly stated in slogans on banners etc. that they supported the CCP. Even after they were called counter-revolutionaries in the The People’s Daily. (See the article by Su Yang 蘇陽 in the HK Xin Bao). But because protest leaders emphasized loyalty to the state, three peasants who hurled red paint at the Mao portrait at Tian’anmen were apprehended by the students and handed over to Public Security. They were from Hunan, where Mao came from. They got 17-20 years. After the massacre of June 3rd and June 4th in the streets of Beijing, who would still think that political reform would be possible under the Party?
“Objectivity” sounds rather like the 1980s. Objectivity and political reform, or at least pressure for political reform are interdependent. Any kind of national and international pressure, especially the latter. “Chinese
Communist Party seen as objective in writing its history” – doesn’t that sound like “Vatican seen as objective in writing its history”? Yan Lianke cannot publish his latest novel Four Books in mainland China, because it’s about the Great Leap Forward famine. Opposition party founder Liu Xianbin has been sentenced to another 10 years in March. He has been sentenced to 26 years since 1989. There are a few other people like him. They are not as famous as Liu Xiaobo and Ai Weiwei. And there are people in detention or in labor camps for political reasons who are not intellectuals or dissidents. Like Ai Weiwei’s cook and his driver. Anyway, would anyone call the present political and social climate in China hopeful? So what are the objectives?